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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
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überrascht stehen. »Nein. Meine Liebe kennt kein Weil.«
    Ich zurrte den Riemen um meine Bücher fest und sah sie an.
    »Ich liebe ihn, Punkt. Da hört das Denken auf. Ich könnte ihm das Lied vom König in Thule vorsingen. Sing es noch einmal.«
    Ich sang es ihr vor, und dann sangen wir es zusammen.

13. Kapitel
    I ch sehe ins Dunkel, Adrians und Ulyas Stimmen klingen, als wenn sie sich in einiger Ferne hinter einem Vorhang unterhalten, obgleich das nicht sein kann, weil dazu die Musik zu laut ist und ich sie dann gar nicht verstehen würde.
    Adrian: »Du hast gesagt, du garantierst, dass es hier Perrier-Jouët gibt.«
    Ulya: »Dann trinkst du eben mal ein anderes Wasser.«
    Adrian: »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich selbst was mitgebracht.«
    Ich stelle fest: Meine Ohren erwachen also schneller als meine Sehfähigkeit, obgleich jetzt die ersten Lichtstreifen flimmern und Lichter herumwandern, die heller werden und schließlich den Nebel durchbrechen. Ich erkenne Adrian und Ulya am Kopfende meiner Liege. Es ist eines von Adrians Lieblingsthemen, welches das beste Wasser ist.
    »Ich habe es nicht nur Hal gesagt, ich habe sogar den Cateringservice angerufen und ihnen gesagt, dass Perrier-Jouët hier sein muss.«
    »Muss ich selber checken, ob’s auch durchgeführt ist?«
    »Herzchen, ich ruf die eben nicht zehnmal am Tag an, wie du deine Plattenfirma, damit auch ja nichts schiefgeht und alles perfekt ist. Ich ruf die einmal an, und dann haben sie’s geschnallt, denk ich.«
    »Denkst du! Und dann schaust du, und was denkst du dann?«

    »Schau mal, Ulya, da ist eine Mücke auf ihrem Gesicht.« Als ich Sheilas Stimme erkenne, ist sie auch schon über mir und betrachtet mich neugierig. »Hier, direkt auf der Nasenspitze.«
    Hanks Gesicht erscheint neben ihrem, und ich erinnere mich, wie er einmal auf mir saß und mich mit dem gleichen neugierigen Ausdruck betrachtete. »Schlag sie doch tot, oder willst du, dass sie sie sticht und sie dann so ’nen Knollen hat?«
    »Ich weiß ja nicht, ob ich sie anfassen darf«, meint Sheila.
    »Ich schnipp sie weg.« Er hebt die Hand und schnippt an meiner Nasenspitze vorbei. Dann kommt er ganz nahe und flüstert: »Sie hat sie schon gestochen.« Er richtet sich auf und sagt zu Ulya und Adrian: »Wir sollten sie reintragen, hier draußen sind zu viele Mücken.«
    »Ja, macht das«, sagt Ulya.
    »Okay, aber lass uns erst mal nachschauen, wohin.«
    »Wohin ist doch egal, Hauptsache sie kommt hier aus den Mücken raus. Nachher sticht ihr noch eine ins Auge.«
    »Ich pass so lange auf«, sagt Sheila, setzt sich rechts von mir auf die Liege und stützt sich mit beiden Händen ab, um mir ganz nahe zu sein. »Hier ist sie schon heftig zerstochen.« Sie richtet sich ein wenig auf, um Ulya die Stelle an meinem Hals oder an meiner Wange zu zeigen.
    Ulya setzt sich auf die andere Seite, und ihre Augen wandern prüfend über mich hinweg.
    »Ja, scheiße, sieht aus wie Windpocken.«
    »Hast du so ’nen Stift?«
    »Nein. Ich frag Hal nachher.«
    Es spielt Six heart beats, ich erkenne das Set von Liam, da er diesen Track oft auflegt, und als ich meine Augen dorthinrolle, sehe ich ihn am Pult stehen. Sechs Herzschläge. Von hier aus sieht er wirklich aus wie Vincent Vega, was natürlich besonders durch die John-Travolta-Perücke kommt, die total
gut nachgemacht ist, nur dass er jetzt beim Auflegen seine Haare nicht immer nach hinten streifen kann. Vielleicht macht er das ja auch nicht bei privaten Auftritten, es ist sozusagen sein Public Label Haare-nach-hinten-streifen, doch jetzt macht er nicht einmal eine unwillkürliche Bewegung, hat ofenbar verinnerlicht, dass er eine Perücke aufhat. Im Gegenteil, er benutzt jetzt seine Hände ausschließlich und vollkommen, um John Travoltas Herointanz zu imitieren, der vielleicht das Coolste am ganzen Film ist. Er macht das so gut, dass Sarah kommt und mitmachen will, aber sie merkt selbst, dass sie das nicht hinkriegt und dass ihr die Rolle besser steht, Liam zu bewundern. Sie tut das mit immer denselben Mitteln: Lächeln, wippen und die Arme zu einem extrem verlangsamten Applaus durch die Luft führen, so als hätte sie der schwere afghanische Shit in eine ewig lächelnde Zeitlupen-Trance versetzt.
    Six heart beats.
    Sheila und Ulya unterhalten sich, und Sheila meint, dass diese Party die beste Idee überhaupt seit langem ist und dass Hal das jedes Jahr machen sollte. Im nächsten Jahr würde sie dann als Scarlett O’Hara aus Vom Winde verweht

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