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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
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einen riesen Adrenalinkick in den letzten Sekunden vor dem Abpfiff. Besser als jede Zigarette (die ich früher geraucht hatte!).
    Ich sah zu Ulya hinüber, wie sie ganz gelassen den Wagen einparkte, während ich an meinen Fingernägeln knabberte. Als es mir bewusstwurde und ich meine Nägel anschaute, musste ich missmutig feststellen, wie kindlich und ungepflegt zwei Nägel schon wieder aussahen.
    Als wir ausstiegen, bekam Ulya einen Anruf. Sie rief mir übers Autodach zu, schon mal loszugehen und Hank zu suchen, sie habe gerade ein Gespräch mit Adrian. Es war mir ganz recht, so konnte ich in Ruhe einen Spaziergang durch die Party machen.
    Auf der Suche nach den Decks, wo Hank Schneider auflegen würde, kam ich über eine riesige Grasfläche, auf der mehr als zwanzig alte ibizenkische Frauen herumtanzten. Keine trug Weiß, alle waren sie in Schwarz gekleidet, und sie bewegten sich auch nicht wie Brautjungfern oder Engel, sondern sprangen herum wie die Hexen vom Bocksberg, bewegten wild die Arme, tranken und sangen mit, wenn die José-Padilla-Combo am Rande der Wiese einen Refrain spielte. »Ay Candela«. Drei Hunde hatten sich dazugesellt, sie liefen im Kreis herum, sprangen und bellten jeden an. Eine gespenstische Szene, die nichts mit meiner spanischen Hochzeit in meiner Lektion gemein hatte, und alle johlten »Margarita llama pronto a
los bomberos para que vengan a apagar el fuego!« Mein Gott, wo war bloß Hank? Auch als ich durch das Haus ging, fand ich außer ein paar Leuten, die in der Küche arbeiteten, niemanden in festlichem Weiß. Ich fragte nach Mister Schneider, dem DJ, und mir wurde gesagt, die Feier finde draußen statt. Von draußen kam ich gerade, Hanks Musik war nicht einmal aus der Ferne zu hören. Ich fühlte mich ganz schal, und ich begriff, dass meine Enttäuschung daher rührte, mich auf ein bestimmtes Bild von der Hochzeitsparty versteift zu haben. Wie blöd – es war ja nicht meine Hochzeit. Oder sollte ich mich da auch auf nichts versteifen? Mich immer mit den Energien oder Winden bewegen?
    Die Juninacht war heiß und ich schwitzte. Ich ging herum, aber konnte nicht einmal mehr Ulya finden. Mich plagte plötzlich auch Hunger, weil ich wegen meiner Aufregung zu Hause auf das Abendbrot verzichtet hatte, und ich ging wieder zurück zur Küche. Das Personal sagte, es sei nichts mehr zu essen da, und ich fragte, was das hier für eine Hochzeit sei, aber mein Spanisch war nicht gut genug, um meine Verwunderung auszudrücken. Ich fragte nach Ulya, aber sie zuckten nur die Achseln. Es roch scheußlich nach angebranntem Olivenöl, und ich ging wieder hinaus.
    Draußen stand ich alleine, schwitzend und hungrig unter dem sternefunkelnden Mittelmeerhimmel. Nachdem die schönen Hochzeitsbilder verflogen waren, blieben mir nur die Sternbilder. Ich versuchte, sie zu enträtseln. Ich kam nicht weit, weil jemand an meiner Jacke zupfte. Ich wandte mich um, und Hank stand vor mir, einen Wodka Lemon in der Hand, ein Lächeln in den Augen und eine Margarite zwischen den Zähnen. Er reichte mir den Wodka, nahm die Blume aus dem Mund und sagte: »Schickes Kleid hast du da an.«
    Alle Elektrizität, die sich in mir aufgebaut hatte, verschwand
auf einmal und ich spürte nichts. Alles ging so schnell, dass ich mich nicht erinnern kann, wie es sich anfühlte. Schnelle Gedankenblitze machten sofort den nächsten Platz. Ich fühlte mich selbst wie ein Impuls, ich bestand nur aus Impulsen.
    Ich wollte etwas sagen, doch Ulya kam aus dem Dunkel, gefolgt von einer Schar alter ibizenkischer Damen. Sie trugen Kuchen und Wein und tanzten zu Padillas Walzer. Ich hatte keine Ahnung, warum die runzligen Witwen Ulya hinterherliefen.
    »Ist das hier eine Hochzeit oder eine Walpurgisnacht?«, fragte ich Hank, doch bevor er antworten konnte, zog Ulya mich in die Mitte ihrer Truppe.
    Die Bewegung tat mir gut, aber ich fühlte mich trotz Ulyas Gegenwart fremd, weil aus dem Dunkel immer wieder diese seltsamen kleinen, schwarz gekleideten Inselmenschen auftauchten, unter die sich inzwischen große blonde Hippies in losen und bunten Fetzen gemischt hatten. Wie von Feuer geworfene Lichtschatten sprangen sie um mich herum.
    Nach einer Weile begann das Seltsame dieser Paarungen mich zu faszinieren, und ich dachte zum ersten Mal, ich könnte den Charakter dieser Insel ebenso mögen wie Berlin.
    Die Hippies sangen mit schrillen Stimmen und umarmten sich, während die kleinen Schwarzen sich irgendwelche ibizenkischen Scherze zuriefen. Ich

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