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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
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Fall nicht aufhören zu atmen. Dabei fiel mir auf, dass ich den Atem bereits anhielt. Ich wusste nicht einmal, wie lange ich ihn angehalten
hatte, aber nun zwang ich mich, Luft zu holen, Luft auszublasen, wieder Luft zu holen und mehr Luft auszuatmen als zuvor. Es war nicht leicht – einmal weil mir schwindlig wurde (was mir später jemand mit Hyperventilation erklärte), und zum andern, weil die Biester und das Knurren mir so nahe kamen, dass sie mein Gesicht berührten. Doch allmählich schien mein Blut wieder zu fließen. Es war auch höchste Zeit, denn die beiden begannen extrem feindselig zu werden, weil ich keine Anstalten machte, mich rückwärts zu bewegen und durch die schmale Tür wieder dahin zu verschwinden, wo ich hergekommen war. Nun tat ich es, und als ich die Gittertür von innen wieder schloss, wagte ich kaum, das Gitter zu umfassen, weil ich dachte, sie beißen mir die Finger ab.
    Nach diesem Erlebnis von Papis Tieftauchtheorie war mir die Lust auf einen heimlichen Ausflug vergangen, ich erklärte Ulya das Schreckenserlebnis am Telefon und kroch wie ein geprügelter Mensch zurück ins Bett.
     
    In dieser Nacht – von Freitag auf Sonnabend – hatte ich einen meiner Hochzeitsträume. Eine Feier mit Hank Schneider. Nach langen Vorbereitungen auf das Superfest (etliches kam aus dem Hochzeitskapitel meines Spanischbuches) ging süß der Traum dem Höhepunkt entgegen, als das Schrillen des Weckers alles zerspringen ließ. Ich riss die Augen auf, sechs Uhr. Ich drehte den Wecker zwei Stunden weiter, entspannte mich und träumte die Hochzeit noch einmal von vorne. Manchmal kann ich meine Träume steuern und so steuerte ich alles auf das »Ja, ich will« zu, als der Wecker wieder klingelte. Acht. Ich zerrte meine Beine aus dem Bett und spürte die Splitter der vom Wecker zerschlagenen Hochzeitslust, die ich so schnell wie möglich kitten wollte. Süße Liebe kittet man mit süßer Schokolade, also schlich ich mich in die Küche, zog
den Kühlschrank auf, steckte den Kopf in alle Fächer, denn ich war sicher, da musste noch irgendwo Milka-Vollmilch-Nuss sein. Ich hatte Recht, griff zu, biss hinein, milchige Schokolade löste sich auf. Meine Zunge entspannte sich gerade, als ich Anna in der Tür hörte. Ich ahnte schon die Frage: Wolltest du nicht zuerst deine Tibeter machen?
    Doch ich hatte mich geirrt, heute sagte sie das nicht, heute sollte ich den Hof fegen. Schon dreimal habe sie mich daran erinnert. Oder solle es etwa mein Vater für mich tun?
    Ja, soll er, dachte ich, als ich den Besen in die Hand nahm. Für ihn wäre es gut. Eine Einübung in die Disziplin. In die Disziplin, seine Spannungen und Gefühle zu ertragen. Ansonsten war das Fegen nämlich sinnlos, denn jeden Morgen lagen wieder überall Blätter herum.
    Wenn ich ehrlich bin, stand dieses Blätterfegen bei mir ganz oben auf der Kotzliste. Wenn man fegt, kann man sich nicht einfach nach vorne rollen oder nach hinten rollen oder wieder ins Bett zurückrollen. Man muss sich auf den Stiel stützen, was auf die Dauer anstrengend ist. Es sei denn, man würde eine Erfindung machen, durch die beides geht – auf den Besen stützen, Gesicht in die Sonne halten und zugleich im Bett liegen. Jau.
    Ich stützte mich auf den Besen, hielt mein Gesicht in die Sonne, am Himmel erschien der wie ein Buddha lachende Hank Schneider, mit dem ich jetzt sehr gerne im Bett gelegen hätte. Aber ich ertrug alles, weil heute der Samstag war, an dem ich wegdurfte. Da störte es mich nicht, dass Anna kam, mich in ihr Büro rief und hinter ihrem blauen Schreibtisch mit mir die Sommerpensen durchging, die ich (»Es ist noch keine Entwarnung angesagt, meine Liebe«) wie die Krätze, die man nie loswird, wieder vor mir hatte: Spanisch, Bio, Autofahren lernen, Höfe fegen.

    »Danke, liebe Anna«, sagte ich und hätte am liebsten einen Knicks gemacht, denn vor der Besprechung war ich mir nicht sicher gewesen, ob nach der Besprechung mein freier Abend auch noch auf mich warten würde. Aber er wartete, danke, liebe Anna, ich sehe ihn warten, sehe meine Freiheit mir zuwinken mit kleinen Fähnchen, auf denen steht: Hank Schneider! Oder: We are the champions! Oder: Don’t get the blues, baby!

18. Kapitel
    I ch schlage die Augen auf, sehe die hohen Deckenlichter der living area und ein Stück vom Treppenhaus. Ich brauche eine Weile, um mich zu orientieren und stelle fest, dass sie mich wieder woanders hingetragen haben. Irgendwo zwischen Eingangshalle und Wohnraum. Die Musik

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