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Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)

Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)

Titel: Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deniz Selek
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frische Walnüsse. Gleich nachher würde ich welche suchen gehen.
    Der Baum versöhnte mich ein bisschen mit der neuen Umgebung. Vielleicht war es hier doch nicht schlecht? Und vielleicht würden Ken und Merrie ja gar nicht so oft da sein? Wäre doch möglich.
    Das Haus selbst war in einem gedeckten Rosa gestrichen und hatte drei Etagen mit jeweils einem Balkon zur Straßenseite. Rechts ragte, wie bei einer kleinen Burg, ein Türmchen über das Dach hinaus, der Erker.
    An jedem Fenster hingen weiße Fensterläden. Ich ging an einer Magnolie vorbei in den Vorgarten und auf die Haustür zu. Rechts und links waren Buchsbäume zu einem Minilabyrinth gepflanzt.
    Magnolienweg 4. Das Klingelschild glänzte in poliertem Messing. Wow! Es war mit Abstand das coolste Haus in der Straße, kein Wunder, dass meine Mutter und Sepp nicht widerstehen konnten.
    Prof. Pfister, Dipl. Ing. Schulze, Dr. Tälke. Ich klingelte bei Schulze, und die Tür öffnete sich mit einem eleganten Bssssst .
    Das Treppenhaus war mit rotem Sisalteppich ausgelegt, der an den Stufen von goldenen Stangen und Knöpfen gehalten wurde. Über dem Aufgang prangte ein besticktes Gobelinbild mit einer Jagdszene, und die Wände waren mit verschnörkelten Motiven in verschiedenen Blautönen gefliest. Von der hohen Decke warf ein Leuchter mit drei blütenförmigen Lampen weiches Licht auf diese Pracht. Staunend sah ich mich um.
    Das war nicht nur das coolste Haus der Straße, es war überhaupt das coolste Haus, das ich je gesehen hatte.
    Hätte mich nicht gewundert, wenn jemand in Uniform erschienen wäre, um mir die Jacke abzunehmen.
    Meine Mutter stand strahlend in der Eingangstür der Wohnung.
    »Na, Annem?« Siegesgewiss blinzelte sie mir zu. »Wie findest du es?«
    Doch ich wollte es ihr nicht zu einfach machen. »Ist ganz schön«, log ich, »aber’n bisschen zu viel Chichi!«
    »Chichi?« Entrüstet kreuzte meine Mutter die Arme über der Brust. »Ich bitte dich! Das ist Jugendstil, Jannah! Das ist doch kein Chichi!«
    »Von mir aus.« Ich drängte an ihr vorbei in die Wohnung. »Darf ich mal?«
    War Ken schon da? Aus einem der Zimmer hörte ich Stimmen. Meine Mutter war so euphorisch, dass sie meine gespielte Gleichgültigkeit überging.
    »Guck doch mal, Jannah!« Sie zog mich durch den Flur, schob mich in jeden Raum und sah mich dann erwartungsvoll an. »Ist es nicht wunderwunderschön? Nun sag doch mal!«
    »Ja«, sagte ich und wandte mich der letzten Tür zu, aus der Gemurmel zu hören war. »Ist das mein Zimmer?«
    »Ähm … warte mal, Güzelim.« Meine Mutter guckte plötzlich verlegen und nahm mich beim Arm. »Da ist noch eine Sache, die wir besprechen müssen, also …«
    »Was?« Mir schwante nichts Gutes, aber sie winkte schon wieder ab.
    »Ach egal! Lass uns erst mal zu Basti und den anderen gehen.« Jetzt hieß er schon Basti!
    Meine Mutter klopfte an. Eine Geste, die mir unpassend erschien, weil wir hier noch gar nicht wohnten und weil es außerdem mein Zimmer war.
    Als wir eintraten, blitzten mir gleich Merries Augen entgegen. Sie schien sauer zu sein. Ken lehnte am Fenster, und Sepp wirkte ungewohnt hilflos zwischen seinen Kindern. Was ging hier vor?
    »Hallo«, sagte ich und sah von einem zum anderen. Merrie wandte den Blick ab, und Ken grinste spöttisch. Der Einzige, der mich freundlich begrüßte, war Sepp.
    »Hallo, Jannah«, sagte er. »Na, wie gefällt dir die Wohnung?«
    »Gut«, nickte ich und lauerte auf die Stolperfalle.
    »Tja …« Sepp räusperte sich. »Und wie findest du dieses Zimmer?«
    Erst jetzt nahm ich den Raum wahr. Er war eher klein und nahezu rund und selbst mit den Tapetenresten an den Wänden schon ziemlich gemütlich. In die Decke war kunstvoller Stuck eingearbeitet. Den wichtigsten Hingucker aber bildeten die fünf schmalen Fenster, oben abgerundet und mit bunten Glasornamenten verziert. Sie warfen das Licht wie ein Kaleidoskop auf die alten Holzdielen. Ich überlegte schon, wie ich meine Möbel stellen und die Wände streichen würde.
    »Wir müssen uns noch einmal über die Zimmerverteilung unterhalten«, sagte Sepp. »Denn irgendwie gibt es ein Missverständnis.«
    »Wieso?«, platzte ich heraus. Mein Herz begann zu pochen. »Anne hat gesagt, dass das mein Zimmer ist.«
    »Stimmt«, sagte meine Mutter bedrückt. »Aber Merrie und Ken fänden es ungerecht, wenn du vorab schon dein Zimmer bekommst, ohne dass sie die gleiche Chance hätten.«
    »Genau!«, nickte Merrie. »Ich will das hier!«
    »Ich auch.«

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