Heartless 03 - Lockruf des Herzens
aber sogar die frische Frühlingsluft konnte seinen Verstand nicht genug klären, um es herauszufinden.
Er hatte sie endlich dazu überredet, seine Mätresse zu werden. Da Colin Norton nun wegen Mordverdachts im Gefängnis saß, konnte sie ein neues Leben beginnen. Er wollte, dass sie in der Nähe von ihm wohnte, wo er sie jederzeit, wann er wollte, sehen konnte. Da sein Körper jedes Mal zum Leben erwachte, wenn er an sie dachte, würde das zweifellos häufig sein. Verdammt, er war froh, sie schließlich überzeugt zu haben.
Doch wenn er in ihre Augen schaute, sah er etwas, das ihn beunruhigte, etwas, das er vorher nicht gesehen hatte. Adam fürchtete, dass er wusste, was es war. Obwohl ihr Vater nur ein Professor gewesen war, ein Mann ohne große Reichtümer, war Jillian wie eine Dame aufgezogen worden. Wenn Professor Whitney noch leben würde, hätte sie geheiratet. Sie würde den Ehemann und die Kinder haben, nach denen sich alle Frauen zu sehnen schienen.
Doch durch den Skandal und den Verlust ihrer Jungfräulichkeit kam eine Heirat für sie jetzt nicht mehr in Frage.
Außer er war der Mann, der sie heiratete.
Sofort verkrampfte sich sein Magen. Nach Jahren war es das erste Mal, dass er sich wieder Gedanken über eine Heirat machte, und Adam verdrängte sie sofort. Er hatte schon einmal diesen Weg beschritten, und er wusste viel besser als die meisten, wo genau er hinführte. Wenn der erste Reiz vergangen war, begannen die meisten Paare Affären. Das war eine allgemein akzeptierte Tatsache in der Gesellschaft, in der er lebte. Das war nicht die Art von Ehe, die er mit Caroline Harding hatte führen wollen. Jetzt wusste er, was für ein Dummkopf er damals gewesen war.
Dieses Mal nicht, schwor er sich noch einmal wie schon vor einigen Jahren.
Mit diesem Entschluss im Sinn setzte er seinen Weg zum Haus fort, trat ein und schloss die Tür hinter sich.
Leichter Mairegen trommelte auf das Dach, und der zunehmende Wind rüttelte an den Fenstern. Jillian spürte eine innere Unruhe, als würde sie auf irgendetwas warten, ohne zu wissen, was es war.
Sie gab diesem Gefühl nach und verließ ihr Zimmer, um in die Bibliothek zu gehen und das Buch Ein Mittsommernachtstraum, das sie sich ausgeliehen hatte, zurückzubringen. Sie hatte die Mitte der Treppe erreicht, als sie aufsah und Reggie bemerkte, der mit Garth Dutton in der Eingangshalle sprach.
»Sehr gut, Sir«, sagte Reggie zu Garth. »Ich werde ihn sofort holen.« Er blickte nicht nach oben, als er etwas kopflos in Richtung von Adams Arbeitszimmer davoneilte.
Jillian setzte ihren Weg die Treppe hinunter fort, doch ein Gefühl der Übelkeit begann sich in ihrem Magen auszubreiten. Sie blieb vor dem Anwalt stehen, und ihr Pulsschlag beschleunigte sich beim Anblick des finsteren Ausdrucks auf seinem Gesicht. »Was ist los?«
»Ich habe eigentlich gehofft, zuerst mit Lord Blackwood zu sprechen. Der Butler ist ihn holen gegangen.«
»Es hat... es hat doch nichts mit dem Mord zu tun, oder?« Bitte, lieber Gott, nur das nicht.
Garth setzte eine gelassene Miene auf, die er wahrscheinlich benutzte, um hysterische Klienten zu beruhigen. »Es tut mir Leid, aber ich fürchte, das hat es doch.«
Der Schreck fuhr ihr in alle Glieder. Sie wollte gerade fragen, was passiert war, als Adam sich ihnen auch schon näherte. Ein Blick in Jillians blutleeres Antlitz und sein Begrüßungslächeln schwand.
»Was ist los?«
»Ich nehme an, dass du die Morgenzeitung noch nicht gelesen hast.«
»Nein. Aber nach deinem Gesichtsausdruck zu schließen, hätte ich das offensichtlich tun sollen.«
»Vielleicht sollten wir in dein Arbeitszimmer gehen.«
»Ja, natürlich.« Adam führte sie durch den Korridor in den holzgetäfelten Raum, der ganz leicht nach Leder und Rauch roch. »Ich gehe davon aus, dass es sich nicht um einen Höflichkeitsbesuch handelt«, meinte er, sobald die Tür zu war.
»Nein, ich fürchte, das ist es nicht.« Garth trug einen dunkelgrauen Gehrock und taubengraue Hosen. Seine Kleidung saß makellos, doch sein blondes Haar sah etwas zerzaust aus, als wäre er mit den Fingern hindurchgefahren.
Er warf Jillian einen mitfühlenden Blick zu. »Gestern hat sich eine Frau gemeldet - die Ehefrau eines Peers. Sie behauptet, dass sie in der Mordnacht mit Colin Norton zusammen gewesen sei.«
Jillians Beine gaben fast unter ihr nach. Sie spürte Adams Hand an ihrer Taille, die sie stützte.
»Offensichtlich hatte die Dame Angst, dass ihr Ehemann über ihre
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