Heartless 03 - Lockruf des Herzens
Beziehung zu Norton erfahren könnte, sonst hätte sie ihre Aussage wohl schon früher gemacht. Norton ist gestern Abend entlassen worden.«
Alle Muskeln in Adams Körper waren angespannt. »Welche Auswirkung hat das auf Jillian?«
»Ich fürchte, sie gilt wieder als Hauptverdächtige für den Mord. Der offizielle Gerichtstermin ist für den neunten Mai anberaumt worden.«
Jillian schwankte, und Adam half ihr, sich auf einen Stuhl sinken zu lassen. »O Gott, es war zu schön, um wahr zu sein.« Tränen schössen ihr in die Augen. »Ich hatte Angst zu glauben, hatte Angst, dass genau so etwas passieren würde.« Garth reichte ihr ein Taschentuch, und sie tupfte sich die Augen, entschlossen, nicht zu weinen.
Adam trat an die Anrichte und kam mit einem Glas zurück, das er ihr in die Hände drückte. »Trink das hier.«
Sie nahm einen winzigen Schluck, doch er drückte ihr das Glas wieder an die Lippen, und sie trank noch einmal. Sie zischte kurz, bevor der Alkohol sich in ihren Gliedern auszubreiten begann.
»Es tut mir Leid. Ich wollte nur... ich habe so sehr gehofft, dass es vorbei wäre.«
»Anscheinend ist es das nicht«, meinte Garth sanft, »zumindest jetzt noch nicht.«
»Wir haben immer noch eine Woche.« In Adams tiefer Stimme klang seine Entschlossenheit mit. »Ich habe Peter Fräser noch nicht von dem Fall abgezogen. Sobald wir hier fertig sind, werde ich zu ihm gehen und noch einmal alles mit ihm durchgehen.«
»Ich komme mit.« Ohne es zu merken, zerknüllte sie Garths Taschentuch. »Ich bin es leid, nichts zu tun. Ich kann keinen Augenblick länger hier rumsitzen. Vielleicht fällt mir ja etwas ein, das ich vergessen habe, während ihr den Fall durchgeht.«
Sie rechnete damit, dass Adam mit ihr diskutieren würde, aber das tat er nicht. »In Ordnung. Wir fangen wieder ganz von vorn an und nehmen jedes Beweisstück, jeden potentiellen Verdächtigen unter die Lupe.«
Garth nickte zustimmend. »Gute Idee. Wir untersuchen alles noch einmal ganz genau. In der Zwischenzeit arbeite ich an Ihrer Verteidigung. Wenn der Termin da ist, werden wir vorbereitet sein.«
Jillian schluckte. Sie war wild entschlossen, tapfer zu sein, während sie eigentlich am liebsten die Treppe nach oben gestürzt wäre und ihren Kopf unter einem Kissen vergraben hätte. »Ich werde nicht aufgeben.« Sie zwang sich dazu, den Rücken etwas gerader zu halten. »Ich habe Lord Fenwick nicht ermordet. Wenn wir alle zusammenarbeiten, werden wir irgendwie eine Möglichkeit finden, das zu beweisen.«
Adam legte seine Hand auf ihre, die auf der Armlehne des Sessels ruhte. »Die Antwort ist irgendwo. Wir müssen sie nur finden.« Er richtete sich auf. »Wir sollten gleich anfangen.«
Jillian brachte ein Lächeln und den Mut auf, sich zu erheben. »Ich bin jederzeit bereit, wenn du es bist.«
Lieber Himmel, wie sehr sie sich wünschte, dass das stimmte.
Wie sich herausstellte, stand Peter Fräsers Büro erst an zweiter Stelle auf ihrem Terminkalender. Als Erstes befahl Adam dem Kutscher, sie in die Threadneedle Street zu fahren.
»Ich habe Madeleine Telford eigentlich nie wirklich als
Verdächtige in Betracht gezogen«, meinte Adam, während er Jillian vor der angesehenen Kanzlei von Knowles, Glenridge and Morrison aus der Kutsche half. »Ich habe bei ihr nie ein Motiv sehen können. Aber es gibt noch Fragen, die erst geklärt werden müssen, ehe man sie völlig ausschließen kann.«
Jillian schlang die Bänder ihrer pflaumenblauen Seidenhaube neu, als sie vor Adam in den Empfangsbereich trat. Während er mit dem jungen blonden Mann am Empfang sprach, setzte sie sich in einen moosgrünen Ledersessel und stellte ihr Retikül auf einem eleganten Mahagonitisch neben sich ab.
Auf einem Sofa ihr gegenüber saßen ein gut angezogener Mann und eine Frau, die auch warteten. Die Frau, blond und attraktiv und vielleicht Ende zwanzig, trug ein modisches, buttergelbes Musselinkleid. Sie unterzog Jillian einer kurzen Musterung, wobei ihr Hauptaugenmerk ihrer modischen Kleidung galt, und setzte schon ein Lächeln auf. Doch dann verzogen sich ihre Lippen plötzlich zu einem schmalen Strich, und das Lächeln verschwand, als sie Jillian als die Frau aus der Zeitung erkannte.
Die Frau sprang vom Sofa auf und reckte ihr Kinn hoheitsvoll. »Auf einmal liegt so ein übler Geruch in der Luft, Charles. Ich glaube, ich sollte in der Kutsche auf dich warten.«
Ihr Ehemann warf Jillian einen abschätzenden Blick zu, dann erhob er sich höflich. »Wie
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