Heartless 03 - Lockruf des Herzens
du wünschst, meine Liebe. Ich werde nicht lange brauchen.« Er sah seiner Frau hinterher, die zur Tür hinausmarschierte und diese etwas fester zuschlug, als nötig gewesen wäre.
Jillian ignorierte die wissenden Blicke und den Anflug von Übelkeit in ihrer Magengrube. Sie war eine von aller Welt verachtete Frau. Sie konnte sich genauso gut gleich daran gewöhnen. Trotzdem war sie froh, dass Adam ihre Demütigung nicht mitbekommen hatte.
Er drehte sich zu ihr um, als der junge Mann ihm bedeutete, ihm zu folgen. »Mr. Morrison wird Sie jetzt gern empfangen«, erklärte der Assistent. »Bitte, folgen Sie mir.«
Ohne den Mann auf dem Sofa eines weiteren Blickes zu würdigen, durchquerte Jillian den Raum und legte ihre Hand auf den Arm, den Adam ihr hinhielt. Er führte sie in das Büro des Anwalts, und sie stellte fest, das es genauso schön eingerichtet war wie der Rest des Gebäudes. Adam stellte sie Benjamin Morrison, einem elegant aussehenden Mann mit sympathischer Ausstrahlung und von silbernen Fäden durchzogenem, dunkelbraunem Haar vor.
Adam lehnte die Einladung des Anwaltes, sich zu setzen, ab. »Das hier wird nicht lange dauern. Es sind nur ein paar Fragen, auf die ich gern Antworten hätte.«
»Natürlich, Mylord.«
»Als ich das letzte Mal hier war, erklärten Sie mir, dass Lord Fenwick plante, den größten Teil seines Besitzes Miss Whitney zu hinterlassen. Dann erwähnten Sie noch einige Vermächtnisse an andere Familienmitglieder. Ich nehme an, dass eine der Begünstigten seine Schwiegertochter war.«
»Nein, das war eigentlich nicht der Fall. Lord Fenwick ließ die Bestimmungen, die Mrs. Telford betrafen, in dem neuen Testament, das wir für ihn aufsetzten, herausnehmen.«
Jillian lief ein Schauer über den Rücken. »Lord Fenwick hatte vor, Madeleine zu enterben? Da irren Sie sich doch bestimmt?«
»Ich versichere Ihnen, Miss Whitney, ich irre mich nicht. Die einzigen Begünstigten im neuen Testament wären eine unverheiratete Cousine des Grafen - eine Frau namens Har-riett Telford - und ein paar Angestellte gewesen, die ihm ein Leben lang treu gedient hatten.«
»Aber warum hätte er so etwas tun sollen?«
»Leider hat Lord Fenwick mich nicht in seine Gründe eingeweiht, Miss Whitney. Das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass Sie Madeleine Telfords Anteil an dem Vermögen erhalten sollten.«
»Besteht die Möglichkeit, dass Mrs. Telford irgendwie von der Testamentsänderung erfahren haben könnte?«, fragte Adam.
»Nicht, dass ich wüsste. Außer natürlich, wenn der Graf es ihr selber gesagt hätte.«
Adam schien darüber nachzudenken. »Danke, Mr. Morrison. Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen und danke Ihnen, dass Sie uns Ihre Zeit geopfert haben.«
»Nichts zu danken, Mylord.«
Nachdem sie die Kanzlei verlassen und zur Kutsche zurückgekehrt waren, setzte Adam sich mit grimmiger Miene in die Polster.
»Du glaubst doch nicht etwa ernsthaft, dass Madeleine Telford den Grafen umgebracht hat?«
»Ich glaube, sie hatte einen sehr guten Grund, ihn lieber tot zu sehen. Als Henrys Witwe stand Madeleine unter Lord Fenwicks Schutz. Ich hatte angenommen - wie wohl jeder andere auch -, dass der Graf sie in seinem Testament bedenken würde. Ohne den Unterhalt, den er ihr gab, war sie zu einem Leben in Armut verdammt. Das ist ein ziemlich gutes Motiv, um einen Mord zu begehen.«
»Auch wenn sie ihn ermordet hat, wie sollen wir das bloß beweisen?«
Adam betrachtete einen Moment lang die Bäume, die am Kutschenfenster vorbeiglitten. »Vielleicht kann Peter Fräser uns ja dabei helfen.«
Peter Fräsers Büro in der Bond Street war etwas ganz anderes als Morrisons elegante Kanzlei. Obwohl sauber, war alles sehr beengt, und Papierstapel lagen in ordentlichen kleinen Haufen auf dem Boden.
Jillian setzte sich auf einen Stuhl mit gerader Rückenlehne, die einzige Sitzgelegenheit auf der anderen Seite des wackeligen Schreibtisches dem rothaarigen Mann direkt gegenüber. Eine Tatsache, die Mr. Fräser in Verlegenheit zu bringen schien.
»Marcus!«, rief er seinen Assistenten im anderen Zimmer. »Hol Seiner Lordschaft einen Stuhl - und mach schnell!«
»Das ist nicht nötig.« Adam stand hinter ihr. Seine Finger hatte er um die oberste Sprosse der Rückenlehne ihres Stuhles gelegt. »Wenn Sie heute Morgen die Zeitung gelesen haben, wissen Sie, dass man Colin Norton entlassen hat und Jillian wieder unter Mordverdacht steht. Das ist das Einzige, was wichtig ist und der Grund, warum
Weitere Kostenlose Bücher