Heartless 03 - Lockruf des Herzens
Chance jetzt vertan.
Als die Kutsche zu Hause ankam, gelang es ihr ohne zu weinen die Treppe hochzusteigen. Doch kaum hatte sie die Tür ihres Schlafzimmers hinter sich geschlossen, stürzte eine Flut von Tränen aus ihren Augen. Sie zog an den Bändern ihrer blauen Haube aus Seide und warf sie zur Seite. Dann rollte sie sich auf ihrem großen Federbett zusammen.
Sie wollte, dass ihr Bruder glücklich war - wirklich -, aber bei allen Engeln im Himmel, sie hatte nicht erwartet, dass sein Glück ihr eigenes vernichten würde. Trotz des dicken Kloßes in ihrem Hals versuchte sie zu schlucken, während sie an Garth dachte und wie verzweifelt sie ihn liebte.
Sie wünschte sich, dass sie ihm nie begegnet wäre.
Wie hatte sie nur so dumm sein können, sich in ihn zu verlieben?
»Margaret?« Das verzweifelte Schluchzen ihrer Nichte hallte durch das Schlafzimmer. Sophie war aufs Höchste beunruhigt. »Margaret, was ist los?«
Ihre Nichte, die sich in der Mitte des großen Bettes zusammengerollt hatte, setzte sich auf. Panisch wischte sie sich die Augen, aber sie waren trotzdem rot gerändert und feucht. Maggies Elend war einfach nicht zu übersehen, und die Sorge ließ Sophie durch das Zimmer eilen.
»Komm, mein Liebling, was ist denn los?«
Maggie holte zitternd Atem. »Oh, Tante Sophie, es geht mir so schlecht!« Sie fing wieder an zu weinen, und Sophie breitete die Arme aus.
»Na, na, Liebes«, sagte sie, als das Mädchen sich von ihr in die Arme nehmen ließ. »So schlimm wird es schon nicht sein.«
»Es ist sogar noch schlimmer, Tante Sophie.«
»Na komm. Wir setzen uns jetzt vor den Kamin, und dann erzählst du mir alles.« Sophie führte sie zum Sofa vor dem Feuer, dann ging sie zum Klingelzug und läutete nach einem Dienstboten. Innerhalb von Sekunden erschien ein Zimmermädchen mit einem silbernen Tablett mit Tee. Sobald das Mädchen den Raum verlassen hatte, schenkte Sophie Maggie und sich selbst eine Tasse ein.
»So. Jetzt erzähl mir, was los ist.« Sie reichte Maggie die Tasse, die sie mit zitternden Händen entgegennahm.
»Ich bin dumm, eine Närrin, das ist los. Ich habe mich in Garth Dutton verliebt, und es besteht nicht die leiseste Chance, dass er mich heiratet.«
»Das ist völlig lächerlich. Der Mann ist ganz offensichtlich total vernarrt in dich. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er dir einen Antrag macht.«
Maggies Augen füllten sich mit Tränen, und Sophie reichte ihr ein Taschentuch. »Auch wenn er es wollte, würde seine Familie es ihm verbieten. Du weißt, wie angesehen der Name Dutton ist. Garth wird der nächste Baron werden.
Man erwartet von ihm, dass er jemanden heiratet, der aus genauso einer alten und angesehenen Familie wie er selbst kommt.«
Sophie, die in einem blauen Samtsessel ihrer Nichte gegenübersaß, setzte die Tasse in ihrem Schoß ab. »Ich weiß wohl, dass deine Familie im Laufe der Jahre ein, zwei Skandale durchgemacht hat. Auch die Beziehung deines Bruders zu dieser Frau - Miss Whitney - ist eher schädlich, aber zumindest hat man sie vom Verdacht des Mordes freigesprochen. Es zeugt von ausgesprochen schlechtem Geschmack, dass er sie in seinem Haus aufgenommen hat, aber ich bin mir sicher, dass er sie nun, wo alles vorüber ist, woanders unterbringen wird.«
»Das hat er bereits. Sie wohnt in Rathmore Hall beim Herzog und der Herzogin.«
»Na siehst du? Die Angelegenheit klärt sich bereits. Man sieht den Männern ihre kleinen Indiskretionen nach, auch wenn die Affäre fortgesetzt werden sollte, weißt du doch, wie dein Bruder ist. Uber kurz oder lang wird er ihrer überdrüssig werden.«
Maggies Augen füllten sich mit Tränen. »Adam will sie heiraten, Tante Sophie.«
Sophie zuckte zusammen, sodass die Tasse auf der Untertasse klirrte. »Lieber Himmel, das meinst du nicht im Ernst.«
»Er will sie am Samstagabend fragen.« Ihre Nichte sah noch elender aus. »Jillian wird die nächste Gräfin von Blackwood.«
»Ach Gott, ach Gott.«
Maggie schniefte. »Ich mag sie, Tante Sophie, und ich will, dass Adam glücklich wird. Ich wünschte nur, dass ich dadurch nicht Garth verlieren würde.«
Sophie richtete sich kerzengerade auf. »Garth ist ein starker, unabhängiger Mann. Vielleicht macht das alles keinen Unterschied für ihn.«
Doch sie wussten beide, dass es das tun würde. Die Chance, dass er ihr einen Antrag machte, würde verschwindend gering werden, sobald die Neuigkeit in der Zeitung erschien, dass Adam seine frühere Mätresse heiraten
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