Heartless 03 - Lockruf des Herzens
erfolgreichen Ende geführt. Michael würde ihr die Entschuldigung liefern, die sie brauchte, um Adams Antrag abzulehnen. Später würde er dann einfach behaupten, dass es zwischen ihnen nicht geklappt hätte.
Ihr Vorsatz war gefasst, und bis Sonnabendmorgen hatte sie alle Vorbereitungen getroffen. Jillian stand vor ihrem Kleiderschrank und versuchte der Übelkeit, die sie befallen hatte, Herr zu werden. Sie war mit den Nerven am Ende, ihre Augen waren vor Müdigkeit rot gerändert. Aber sie hatte alles vorbereitet, damit es so lief, wie sie es Lady Sophie versprochen hatte.
Trotz des nicht weichen wollenden Schmerzes in ihrem Hals schluckte Jillian, und dann machte sie sich auf den Weg zu Adams Stadthaus. Sie war entschlossen, die schwerste Rolle ihres Lebens zu spielen.
Adam beendete die Katalogisierung seiner letzten Neuerwerbung, einer Maske aus der Zeit von Amenhotep III. aus Blattgold mit geometrischen Mustern in strahlendem Rot und Blau. Er legte die Feder, mit der er geschrieben hatte, zurück und schloss den schweren Lederband, der eine Aufstellung aller Stücke enthielt, die er im Laufe der Jahre gesammelt hatte. Dann lehnte er sich zurück.
Er konnte die kleine, quadratische Ausbuchtung in der Tasche seines marineblauen Gehrocks spüren. Er griff nach unten, hob die Patte der Tasche, holte ein elegant geschnitztes Holzkästchen hervor, in das Perlmutt eingelegt war, und hob den Deckel.
Auf weißem Satin lag der Ring, den er für Jillian gekauft hatte. In den letzten Tagen hatte er wohl ein halbes Dutzend Geschäfte aufgesucht, bis er diesen Ring, in dem ein Diamant und ein Rubin gefasst waren, gefunden hatte. Bis gestern Nachmittag hatte er es fast aufgegeben, diesen Ring zu finden. Keiner hatte ihm richtig gefallen. Die Steine waren entweder zu groß oder zu klein, oder der Schliff entsprach nicht seinen Vorstellungen.
Er wollte einen Ring, der Jillians Schönheit widerspiegelte. Einen starken, reinen Stein, der ihren Mut und ihre Kraft symbolisierte.
Der Ring, den er in dem kleinen Laden, der ihm von Clay empfohlen worden war, entdeckt hatte, schien perfekt: ein großer, lupenreiner, rechteckig geschliffener Diamant, der von kleineren, perfekten Rubinen umgeben war, die ihn an das Feuer in ihrem Haar erinnerten. Er konnte es gar nicht erwarten, ihr Gesicht zu sehen, wenn er ihn ihr zeigte.
Lächelnd beobachtete er, wie die Sonne auf dem strahlend weißen Diamanten tanzte. Als Reggie leise klopfte, schloss er schnell den Deckel und schob das Kästchen zurück in die Tasche.
Reggie steckte seinen Kopf durch die Tür. »Tut mir Leid, dass ich störe, Major, aber Miss Whitney ist hier und möchte Sie gerne sprechen. Ich habe sie in den goldenen Salon geführt.«
Adam lächelte. Sie sollte eigentlich nicht hier sein. Alles hatte sich geändert seit dem Tag, als sie vom Mordverdacht freigesprochen worden war. Sie war die Frau, die er beabsichtigte zu heiraten, und er hatte vor, sie mit dem Respekt zu behandeln, der ihr zustand. Allerdings hatte er sich früher auch nicht um die Regeln des Anstands geschert. Und jetzt kümmerten sie ihn sogar noch weniger. Er wollte sie einfach nur sehen.
Er stand auf und folgte Reggie durch den Korridor. Jillian erhob sich, als er den Salon betrat. Sie trug ein blassblaues Musselinkleid, das mit Rosenknospen bestickt war. Eine Haube verbarg ihr herrliches Haar, und sie sah so schön und unschuldig aus, dass ihn die Liebe zu ihr überwältigte. Einen Moment lang konnte er nicht sprechen.
»Jillian...«, sagte er und war plötzlich aus keinem bestimmten Grund nervös. Doch dann bemerkte er den unsicheren Ausdruck auf ihrem Gesicht. »Liebling, ist alles in Ordnung?«
Sie nickte und lächelte, sodass er das Gefühl bekam, auch sie sei froh, ihn zu sehen. »Ich wollte nur mit dir reden.«
Er nahm ihre behandschuhten Hände in seine, beugte sich über sie und küsste ihre Wange, obwohl er sie viel lieber in seine Arme gezogen und so lange geküsst hätte, bis sie beide keinen Atem mehr bekamen.
»Ich freue mich, dich zu sehen.« Er fühlte sich so seltsam wie nie zuvor. Es war, als würde er plötzlich Kniehosen tragen und sein Lehrer wollte seinem Vater gerade mitteilen, dass er sich davongeschlichen hätte, ohne seine Hausaufgaben zu machen.
»Ich freue mich auch, dich zu sehen.« Sie ließ sich von ihm zum goldgestreiften Sofa vor dem Kamin führen. Er setzte sich neben sie und hielt dabei immer noch ihre Hand. Sie war zierlich und schmal, und obwohl ihre
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