Heartless 03 - Lockruf des Herzens
je tauschen würden, und er hatte das Gefühl, als würde sein Herz in lauter kleine Teile zerspringen. Jillian lehnte sich gegen ihn, stellte sich auf die Zehenspitzen und erwiderte einen Moment lang seinen Kuss. In ihrem Kuss lagen all die Gefühle, die sie einst für ihn empfunden hatte. Sie küsste ihn, als würde er ihr alles auf der Welt bedeuten, als würde sie ihn und nicht Michael Aimes lieben. Dann trat sie zurück.
»Sei glücklich, Adam. Sei es für mich.«
»Pass auf dich auf, Liebes.«
»Sag Kitt und Clay...sag ihnen, dass ich nie vergessen werde, was sie für mich getan haben.«
»Ich werde es ihnen sagen.«
Sie griff nach seiner Hand, presste sie an ihre Wange und drückte ihr Gesicht in seine Handfläche. »Vergiss mich nicht.«
»Ich werde dich nicht vergessen«, sagte er. Seine Stimme klang rau. Sein Hals schmerzte. Seine Augen brannten, und er wusste, wenn sie nicht bald ging, würde er sich selbst in Verlegenheit bringen. »Du gehst jetzt besser.«
Sie nickte, machte aber keine Anstalten zu gehen.
»Ich wünsche dir ein schönes Leben, Jillian.«
Noch mehr Tränen strömten über ihre Wangen. »Ich dir auch, Adam.« Und dann war sie fort.
Adam starrte auf die Stelle, wo sie eben noch gestanden hatte. Seit dem Tag, als er erfahren hatte, dass sein Bruder gestorben war, hatte er diese tiefe, unendliche Verzweiflung nicht mehr erlebt. Er steckte die Hand in die Tasche, und seine Finger legten sich um das Kästchen, in dem der Ring war. Es schien ein Loch in seine Hand zu brennen. Er nahm das Kästchen heraus, öffnete es jedoch nicht.
Adam stellte es auf den Tisch, drehte sich um und verließ das Zimmer.
26
Jillian verließ London am nächsten Tag. Vom Magistrat war ihr mitgeteilt worden, dass man ihre Aussage beim Prozess von Madeleine Telford nicht benötige - die Zeugenaussagen eines Herzogs und eines Grafen würden genügen. Das war eine Sorge weniger für Jillian, die bei Freunden von Michael in Woburn Abbey bleiben würde, bis er ihr bei der Suche nach einer Stellung helfen konnte.
Eine Woche später zog sie auf den Landsitz von Phyllis und William Marston, dem Grafen und der Gräfin von Richmond. Es handelte sich um Freunde von Michaels Vater, dem Marquis von Devlin. Der Graf war ein gut aussehender Mann Mitte vierzig mit leicht ergrautem Haar und charmantem Auftreten. Seine Frau war einige Jahre jünger, trotz drei Kindern immer noch schlank, ein wenig schüchtern und ganz offensichtlich in ihren Mann verliebt.
Das Ehepaar hatte ihr eine Stellung als Gouvernante angeboten, die Jillian voller Erleichterung angenommen hatte. Michael Aimes hatte ihr die Chance gegeben, ein neues Leben zu beginnen, und sie würde ihm immer für seine Freundlichkeit, seine Unterstützung und seine Großzügigkeit dankbar sein.
Aber sie war ganz bestimmt nicht in ihn verliebt.
Sie liebte den Grafen von Blackwood, und egal wie viele öde, leere und unerträglich einsame Nächte sie ohne ihn ertragen musste, ihre Gefühle würden sich trotzdem nicht ändern.
Fast ein Monat war vergangen. Immer noch stand Jillian wie so häufig am Fenster des Schulzimmers im zweiten Stock und dachte an ihn, erinnerte sich an das erste Mal, als sie ihn auf seinem herrlichen Pferd hatte sitzen sehen. Sie erinnerte sich an die Mordnacht, als er ihr Zuflucht gewährt hatte, erinnerte sich an seinen festen Glauben an ihre Unschuld, der ihr letztendlich das Leben gerettet hatte. Sie erinnerte sich an seine Kraft und seine Zärtlichkeit, erinnerte sich an seine Küsse und seinen straffen Körper, als er in ihr war.
Wohl an die hundert Mal war sie in den vergangenen trüben Nächten erwacht und hatte mit den Händen nach ihm gesucht, nur um festzustellen, dass Adam nicht da war. Sie hatte versucht, den Schmerz in seiner Miene zu vergessen, als sie ihm gesagt hatte, sie würde einen anderen lieben.
Sie hatte erwartet, dass er wütend wäre. Womit sie jedoch nicht gerechnet hatte, war, dass er sich mehr Sorgen um sie machte denn um sein eigenes Wohlbefinden. Er hatte gesagt, dass er sie nicht vergessen würde. Und obwohl Jillian ihre eigenen bittersüßen Erinnerungen am liebsten so tief begraben hätte, dass sie nie wieder an die Oberfläche kamen, stellte sie fest, dass auch sie ihn nicht vergessen konnte. Einen Mann wie den Grafen von Blackwood vergaß man nicht so leicht, ohne ihn schien ihr Herz zerstört und irreparabel zerbrochen.
Beim Klang kleiner Füße, die ins Zimmer gerannt kamen, zwang Jillian sich, ihre
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