Heartless 03 - Lockruf des Herzens
die Papiere unterzeichnen konnte.«
»Oh Gott.« Madeleines Tasse klirrte, als sie sie absetzte. »Ich habe nichts von der Testamentsänderung gewusst. Aber jetzt, wenn Sie es mir sagen, habe ich den Verdacht, dass die Gerüchte, die über den Grafen und Miss Whitney kursierten, der Wahrheit entsprachen. Warum hätte er sonst sein Testament ändern sollen?«
Ja, tatsächlich. Warum? Was auch der Grund gewesen sein mochte, so hatte Jillian ihn doch nicht dazu verführt, ihr sein Geld zu hinterlassen, zumindest nicht mit ihrem wunderschönen Körper. Das wusste Adam aus erster Hand. Es fiel ihm schwer, dies nicht zu sagen, aber damit hätte er ihrem ohnehin angeschlagenen Ruf nur geschadet.
Adam setzte seine Tasse auf dem Tischchen vor sich ab, ohne vom Tee getrunken zu haben. »Wann haben Sie den Grafen das letzte Mal gesehen?«
»Am Mittwoch, zwei Tage vor dem Mord. Ich wusste, dass es ihm nicht besonders gut ging. Ich wollte mich davon überzeugen, dass mit ihm alles in Ordnung war.«
»Haben Sie Miss Whitney an dem Abend gesehen?«
»Nur kurz. Ich erinnere mich, dass sie sehr freundlich war, sich uns aber nicht anschloss. Ich nehme an, sie wusste um mein Unbehagen, mich mit der Mätresse meines Schwiegervaters im selben Zimmer aufzuhalten.«
Adam biss die Zähne zusammen. »Es wäre klüger, diese Art von Andeutungen zu unterlassen, Mrs. Telford.« Er hörte den scharfen Ton, der in seiner Stimme mitschwang, aber das war ihm mittlerweile egal. »Solange Sie keinen Beweis dafür haben.«
Es gelang ihr, ein leicht verlegenes Lächeln aufzusetzen. »Sie haben natürlich Recht. Ich entschuldige mich. Und natürlich hoffe auch ich, dass wir alle Unrecht in Bezug auf die Person haben, die den armen Lord Fenwick ermordet hat, und in Bezug auf die anderen Anschuldigungen gegen Miss Whitney. Es ist offensichtlich, dass mein Schwiegervater viel von ihr hielt, welche Beziehung sie auch zueinander gepflegt haben mögen. Wenn sie unschuldig ist, hoffe ich um seinetwillen, dass Sie es beweisen können.«
Etwas besänftigt hielt Adam sich nun zurück, während Garth weitere Fragen stellte.
»Noch eine letzte Frage«, meinte Adam, als die Befragung sich dem Ende zuneigte und beide Männer sich erhoben. »Können Sie uns sagen, wo Sie in der Nacht des Mordes waren?«
»Nun, hier natürlich.« Sie erhob sich mit raschelnden Röcken vom Sofa und sah leicht pikiert aus. »Ich hatte an dem Abend Kopfschmerzen und habe mich früh in mein Zimmer zurückgezogen. Am nächsten Morgen kam ich erst spät nach unten. Das war der Zeitpunkt, als ich die schreckliche Nachricht vernahm.«
»Danke, Mrs. Telford«, sagte Adam. »Das ist alles, was wir im Moment wissen wollten.«
Garth beugte sich sehr galant über ihre Hand. Adam entging nicht der Blick, mit dem Madeleine ihn bedachte. »Du warst sehr kooperativ, meine Liebe. Danke, dass du dir für uns Zeit genommen hast.«
Madeleine begleitete sie zur Tür und wartete, bis die Männer sich von ihr verabschiedet hatten. Ein paar Minuten später saßen die beiden wieder in der Kutsche und rollten die Straße hinunter in Richtung Stadt.
Garth war ungewöhnlich still. Adam nahm an, dass er den Grund dafür kannte. »Unter anderen Umständen würde ich es nicht ansprechen, aber wenn ich mich nicht irre, seid ihr, du und Mrs. Telford, mehr als nur befreundet.«
Garth, der ihm in der Kutsche gegenübersaß, seufzte. »Ich hatte schon befürchtet, dass du auf das Thema zu sprechen kommen würdest.« Er sah aus dem Fenster und betrachtete die vorbeiziehende Landschaft, die wogenden grünen Felder, das Ponygefährt auf der Straße, das von einem faltigen alten Mann gelenkt wurde, der eine abgetragene Jacke trug.
»Es ist nach Henrys Selbstmord passiert. Eine kurze Affäre, die nur ein paar Wochen dauerte. Vielleicht war das ihre Reaktion auf den Tod ihres Mannes, ich weiß es nicht. Wir haben eigentlich nie darüber geredet. Die Affäre hätte vielleicht noch ein wenig länger gehalten, aber Madeleine war äußerst ängstlich, dass jemand es herausfinden würde. Und meinerseits waren einfach keine Gefühle mit im Spiel. Wir haben uns in aller Freundschaft voneinander getrennt, und das ist seitdem so geblieben. Bis heute ist es mir nie in den Sinn gekommen, dass diese kurze Beziehung zu Madeleine Telford ein Verstoß gegen die Ethik sein könnte. Wenn du dir einen anderen Anwalt nehmen möchtest, habe ich dafür volles Verständnis.«
Adam musterte den Anwalt mehrere Sekunden lang, dann
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