Heartless 03 - Lockruf des Herzens
um den Jungen und die Frau, die er einst hatte heiraten wollen, zu schützen.
Was er auch herausfinden mochte, so bestand doch wenig H offnung, dass sich der gegenwärtige Aufenthaltsort von Robert Hawthorne würde ermitteln lassen. Sein Cousin war ein Abenteurer, den es in die Kolonien verschlagen hatte. Das war das Letzte, was er über ihn gehört hatte, und sprach eher dafür, dass er nicht zu der Sorte von Mann gehörte, die sich um einen siebenjährigen Jungen kümmerte. Was auch die Sünden seines Vaters sein mochten, war das Kind nichtsdestotrotz ein Hawthorne. Er hatte Besseres verdient.
Durch das Fenster der Kutsche kamen mehrere Ziegelsteingebäude in Sicht, die zur Chancery Lane gehörten. Die Zeit lief ihnen davon, und es war deutlich, dass Jillian sich dessen genauso bewusst war wie er. Die Zurückhaltung, die sie ihm gegenüber an den Tag legte, war immer größer geworden, seitdem sie seinen Landsitz verlassen hatten. Zum größten Teil lag die Schuld hierfür bei ihm.
Wieder einmal ärgerte er sich über sich selbst und seufzte tief. Verflucht, er hatte seinen Vorschlag so erbärmlich nach einem finanziellen Arrangement klingen lassen, obwohl das das Letzte war, was er im Sinn hatte. Er hätte das Ganze besser erklären sollen, damit Jillian verstand, dass so eine Übereinkunft in ihrem beiderseitigen Interesse war. Sie wollte ihn. Er wusste genug über Frauen, um sich dessen sicher zu sein. Es ging eigentlich nur darum, sein Anliegen so vorzutragen, dass sie seinen Vorschlag akzeptierte.
Er streckte seine Beine, so weit es in der engen Kutsche eben ging. Der Gedanke an sie ließ ihn unruhig werden, und es verlangte ihn mit demselben heftigen Begehren nach ihr, wie er es verspürte, seitdem er sie das erste Mal am Ententeich gesehen hatte.
Heute Abend würde er noch einmal mit ihr reden und ihr seine Gefühle begreiflich machen. Sie bedeutete ihm etwas. Das hätte er ihr sagen sollen. Das gehörte zu den Dingen, die Frauen hören wollten, und obwohl er jeder Art von Verpflichtung immer sorgfältig aus dem Weg gegangen war, meinte er in diesem Fall, was er sagte.
Allerdings hatte im Moment der Beweis ihrer Unschuld Vorrang. Als die Kutsche vor Garth Duttons Kanzlei zum Stehen kam, drehte Adam den silbernen Türknauf und öffnete den Verschlag.
»Blackwood.« Garths tiefe Stimme hallte im Empfangsbereich des imposanten Ziegelsteinbaus wider, in dem Selhurst und Dutton, Anwälte, residierten. »Du kommst gerade zur richtigen Zeit. Bitte, komm herein.«
»Danke.« Adam trat in das elegant eingerichtete Büro des Anwalts. Ein riesiger Schreibtisch aus Kirschholz dominierte das Zimmer und war von deckenhohen Bücherregalen umgeben. Dutzende der ledergebundenen Bände waren mit Goldlettern versehen. Am anderen Ende des Zimmers war ein Marmorkamin in die Wand eingelassen. Aus der Einrichtung sprach der Erfolg der Inhaber. Aber Garth war auch der Enkel des reichen Baron Schofield und verfügte somit über ein eigenes, beeindruckendes Vermögen.
»Danke, dass du mich so kurzfristig empfangen konntest. Ich möchte mit dir über die Fortschritte in Jillians Fall reden.«
»Eigentlich wollte ich gerade los, um Madeleine Telford zu sehen. Sie war auf dem Land und ist nun in die Stadt zurückgekehrt. Wir sind heute Vormittag miteinander verabredet.«
»Ich wollte sie selbst heute im Laufe des Tages aufsuchen.«
Garth zog die blonden Augenbrauen zusammen. »Wie ich schon sagte, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du nicht sehr herzlich empfangen wirst.«
»Ich muss alle Möglichkeiten ausschöpfen.«
»Wir könnten sie ja auch gemeinsam aufsuchen. Vielleicht wäre die Dame entgegenkommender, wenn du mit mir zusammen hingehst.«
Adam nickte. »Gute Idee.«
Ein paar Minuten später stiegen sie für die einstündige Fahrt in die Kutsche, um nach Hampstead Heath zu fahren, wo sich Madeleine Telford, die verwitwete Schwiegertochter des verstorbenen Grafen, vornehmlich aufhielt. Wenn es sie überraschte, dass der Graf von Blackwood den erwarteten Garth begleitete, gelang es ihr, dies zu verbergen. Freundlich bat sie die beiden Männer in die hohe, elegante Eingangshalle, die von einem Kristalllüster erleuchtet wurde.
»Ich freue mich, dich zu sehen, Garth.« Sie reichte ihm beide Hände und ließ sich einen flüchtigen Kuss auf die Wange geben. »Sie auch, Mylord, obwohl ich zugeben muss, dass ich ein wenig überrascht bin - wenn man in Betracht zieht, worum es bei diesem Besuch geht und wem Ihre
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