Heartless 03 - Lockruf des Herzens
über die Beziehung zwischen Christopher Derry und dem Grafen gezogen. »Heute Abend gibt's Plumpudding. Ich habe gehört, dass der sehr gut sein soll.«
»Oh, ja«, sagte der Junge. »Ich hätte gern etwas Plumpudding.«
Und so wurde für alle bis auf Jillian, die plötzlich keinen Appetit mehr hatte, Nachtisch bestellt. Ihr gingen zu viele Dinge im Kopf herum: das Gerichtsverfahren, die Sorge um das Kind, die sich immer tiefer in ihr Herz grub, der Streit, den sie mit dem Grafen hatte.
Der Gedanke daran schmerzte Jillian. Es war ja nicht so, dass sie undankbar wäre für all die Dinge, die er für sie getan hatte. Adam war zu ihrer Rettung herbeigeeilt und hatte sich als Einziger für sie eingesetzt. Aber sie wollte nicht von ihm ausgehalten werden und damit zu genau dem werden, was man zuvor von ihr behauptet hatte.
Es spielte keine Rolle, dass sie ihn liebte. Das änderte nichts an ihrer Haltung in dieser Angelegenheit. Sie hatte kein Geld und kein eigenes Leben. Selbstachtung war das Einzige, was ihr auf dieser Welt noch geblieben war. Und die war ihr zu kostbar, um sie einfach aufzugeben.
Weder für Adam Hawthorne noch für irgendjemand anders.
Sobald sie ihre Mahlzeit beendet hatten, zogen sich die vier nach oben zurück. Chris würde mit Reggie in einem Zimmer übernachten, und Maude sollte auf einem Feldbett in Jillians Zimmer schlafen. Es war weit nach Mitternacht, als Jillian endlich in einen unruhigen Schlaf fiel.
Mehrere Stunden später wurde sie durch Geräusche, die aus dem Nebenzimmer drangen, wach. Sie erkannte sofort das leise Stöhnen und die Flüche, die vom Grafen kamen, der wieder von der schrecklichen Schlacht in Ägypten träumte, die er beschrieben hatte. Sie wollte zu ihm gehen, ihm mit ihrem Körper Linderung verschaffen, ihn die schrecklichen Erinnerungen vergessen machen, wie sie es zuvor schon getan hatte.
Sie wusste, was passieren würde, wenn sie das tat.
Was Adam Hawthorne betraf, war sie schwach, doch dieses Mal musste sie stark sein. Jillian zog sich das Kissen über den Kopf, um die Schreie aus Adams schmerzerfüllten Träumen nicht mehr hören zu müssen.
Aber sie konnte erst wieder einschlafen, als die Laute verklangen und wieder Stille einkehrte.
An seinem ersten Tag in London verließ Adam das Haus früh, die Auseinandersetzung mit Jillian war kurz.
»Nimm mich mit«, verlangte sie.
»Das nächste Mal«, versprach er. »Heute muss ich Dinge erledigen, die man besser allein macht.«
Mit diesen Worten kletterte er in seine Kutsche, um in die Chancery Lane zu fahren. Während er sich an das Treffen mit Garth Dutton erinnerte, lehnte Adam sich in die Lederpolster zurück und war froh, dass er nach London zurückgekehrt war, wo er hoffte, die Dinge vorantreiben zu können. Er wünschte nur, Jillian wäre seinem Ratschlag gefolgt und auf dem Lande geblieben.
Adam dachte an seinen ungeschickten Versuch, sie zu seiner Mätresse zu machen. Seit jenem Abend hatte Jillian kaum mehr mit ihm geredet. Verflucht, da hatte er wirklich eine schöne Bescherung angerichtet. Völlig versunken in seine dunklen Erinnerungen an Caroline und Robert und wütend über die Ankunft des Jungen, war er an jenem Abend nicht mehr ganz bei Sinnen gewesen.
Christopher Derry war nicht von ihm. Er hatte immer aufgepasst, wenn er mit Caroline geschlafen hatte. Doch Unfälle passierten. Seine Schwester Maggie war das beste Beispiel dafür - sie war erst spät gekommen, als sein Vater und seine Mutter bereits meist getrennt lebten.
Adam starrte aus dem Fenster der Kutsche, während seine Gedanken bei dem Kind und der neu erworbenen Verantwortung waren, die er als Beschützer des kleinen Jungen nun zu tragen hatte. Das Kind war zweifellos von Robert, und es ärgerte ihn maßlos, dass ihm der Bastard seines Cousins angehängt worden war. Das nächste Mal, wenn er sich mit Peter Fräser traf, würde er ihn bitten, jemanden einzustellen, der Nachforschungen über den Vater des Kindes anstellen sollte - noch ein Geheimnis, das gelöst werden musste und das sich zu einem Skandal ausweiten konnte, wenn er nicht vorsichtig vorging.
Manchmal schien es ihm, als wäre es sein Schicksal, immer wieder Zielscheibe des Klatsches zu werden.
Dieses Mal nicht , schwor sich Adam, der entschlossen war, die Identität des Kindes geheim zu halten. Zwar verabscheute er Caroline Harding, aber er wusste auch, wie viel sie durch Robert hatte leiden müssen. Sie war jetzt verheiratet und hatte Kinder. Er würde alles tun,
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