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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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scherzte, fühlte ich mich unwohl. Die ganze Sache gefiel mir einfach nicht. Und wenn ich ehrlich war, begann ich auch, unsicher zu werden. Diese Mädchen sahen phantastisch aus mit ihren blonden Strähnchen und den langen, sonnengebräunten Beinen. Diesen Typ kannte ich inzwischen nur zu gut. Es waren Mädchen, die viele Freunde hatten, einen Lexus fuhren und im Winter zum Skifahren gingen. An der Ole Miss gab es viele von ihnen. Ich beobachtete, wie leicht sie mit Xavier und den anderen Jungs ins Gespräch kamen. Obwohl ich ein ganzes Stück entfernt stand, konnten meine feinen Ohren Bruchstücke des Gesprächs auffangen: Sie unterhielten sich über das erste Spiel der Saison. Vieles, was sie sagten, waren für mich nur leere Worthülsen, für Xavier aber schien alles klar zu sein. Sie sprachen die gleiche Sprache. Niemals würde ich mich mit diesen Mädchen anfreunden können, sie erinnerten mich zu sehr an all das, was ich nicht war.
    Als Molly meinen Gesichtsausdruck wahrnahm, ging sie sofort zu Xavier hinüber und tippte ihm auf die Schulter. Die Mädchen wechselten rasch Blicke und musterten Molly kritisch.
    «Los», kommandierte Molly und schob ihn ein Stück weg. «Wir gehen.» Sie gab keine weitere Erklärung, und Xavier schien auch keine zu erwarten. Er zuckte unmerklich die Achseln und folgte ihr.
    Als Wade erschien, stellte ich überrascht fest, dass er ganz anders aussah, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Er hatte zersaust frisierte Haare, einen offenen Blick und ein schelmisches Lachen. Gekleidet war er mit blau karierten Shorts und ausgelatschten Lederschuhen. Er sah aus wie jemand, der viel Zeit im Freien verbrachte, sodass Molly neben ihm beinahe wie eine Prinzessin wirkte. Bei der Vorstellung, dass sie womöglich ihm zuliebe so tat, als ob sie gerne zeltete, musste ich insgeheim lächeln.
    «Das ist Ford und das ist seine Schwester Laurie», erklärte Molly, der man die Mühe anhörte, die richtigen Namen zu nennen. «Sie sind so ungefähr meine besten Freunde.»
    «Hi, wie geht’s?» Wade schüttelte uns die Hand. «Nett, euch kennenzulernen.»
    «Ebenso», sagte Xavier. «Wir haben gehört, dass du dich gut um unser Mädchen kümmerst», sagte er und legte Molly den Arm um die Schulter.
    «Ich gebe mir alle Mühe», antwortete Wade ernst, auch wenn Xavier das eigentlich eher witzig gemeint hatte. «Ich habe sie in meine Kirche mitgenommen, und am Wochenende fahren wir nach Tennessee und treffen einen Heiler.»
    «Einen Heiler?», fragte Xavier und starrte Molly an. «Bist du krank?»
    Molly öffnete den Mund, doch Wade kam ihr zuvor.
    «Nicht körperlich», sagte er. «Aber auf geistiger Ebene gibt es einiges zu tun. Doch das wird schon.» Er lächelte Molly ermutigend zu. «Ich begleite sie auf ihrem Weg.»
    Molly sah ihn an, als wäre er der Erlöser, und kuschelte sich in seinen Arm.
    «Was gibt es denn zu tun?», fragte Xavier misstrauisch.
    «Wir sind alle gebrochen, Bruder», sagte Wade wissend. «Nur der Herr kann uns heilen. Ich glaube, das hat Molly jetzt begriffen.»
    «Wade hat mich schon so vieles gelehrt», sagte Molly strahlend. «Von jetzt an wird alles gut.»

    Die Tage vergingen, und langsam stellte sich für mich eine Art Alltag ein. Nichts Außergewöhnliches geschah. Das Collegegelände wurde nicht von gesichtslosen Reitern gestürmt, weder Asche noch Rauch verdunkelten den Himmel über dem Footballstadion, und auch das Wohnheim blieb frei von Geistererscheinungen. Meine größte Sorge war daher Mollys Beziehung zu Wade. Sie hielt ihn für ihren Retter und schien mehr als willig, alles zu tun, was er sagte. Molly war sicher nicht perfekt, aber ich wusste, dass sie nicht zu Gott finden würde, indem sie Schritt für Schritt Wades Anweisungen befolgte. Wenn er über sie sprach, klang es, als wäre sie für ihn eine Art Projekt – eine gezeichnete Jungfrau in Bedrängnis, die er retten musste. Das erinnerte mich an etwas, was Gabriel mir einst gesagt hatte:
    «Es gibt Menschen, die Christus nur suchen, weil es ihren eigenen Zwecken dient», hatte er gesagt. «Christus lässt sich aber nicht benutzen. Du musst in Demut zu ihm kommen, voll und ganz bereit sein, ihn in dein Herz zu lassen und ihm Macht über jeden Teil deines Lebens zu geben. Wer versucht, durch Christus bestimmte Probleme zu lösen, wird keinen Erfolg haben. Du musst ihm dienen, damit er dir dient. Sonntags eine Stunde in der Kirche in der Bank zu stehen macht noch keinen Christen aus.»
    Genau das war meine

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