Heaven (German Edition)
bedachte: offen und freundlich. Sie hatte ihre Hoffnungen erstickt und es geschafft, sich von ihm zu lösen und ihn nur noch als Freund zu betrachten.
«Du hast wegen eines Typen das College gewechselt?», platzte Xavier hervor. Ich gab ihm Zeichen, sensibler zu sein, doch er bemerkte es nicht. «Spinnst du?»
Molly war viel zu glücklich, um sich angegriffen zu fühlen. Sie seufzte lediglich herablassend.
«Er ist nicht einfach nur irgendein Typ . Er ist der Richtige!»
«Wer ist es denn?», fragte ich.
«Er heißt Wade Harper und ist schon ein paar Semester über uns. Er studiert Medizin, und an der Ole Miss kann er in irgendeinem Spezialgebiet weitermachen, das es in Alabama nicht gibt.»
«Und er hat dich gefragt, ob du mitkommst?», fragte Xavier, der offensichtlich fürchtete, dass Molly diese schwerwiegende Entscheidung getroffen hatte, ohne groß nachzudenken.
«Keine Sorge, er will mich wirklich hier bei sich haben. Er ist total happy, dass ich mitgekommen bin. Ihr müsst ihn unbedingt kennenlernen. Er ist der Größte.»
«Wir freuen uns für dich, Molly», sagte Ivy. Gabriel sagte nichts, aber zwischen seinen Augenbrauen war eine winzige Falte entstanden.
«Danke», sagte sie strahlend.
«Darf ich dir einen kleinen Rat geben?», fragte meine Schwester.
«Sicher.»
«Lass dir Zeit mit dem Jungen.» Die Anteilnahme in der Stimme meiner Schwester war echt. Sie wollte nicht, dass Molly noch einmal wehgetan wurde.
«Oh, genau das tue ich», antwortete Molly. «Ich bin diejenige, die ihn bremst, ist das nicht unglaublich? Er spricht schon von Kindern und so. Wirklich, er ist total anständig, geht in die Kirche und all so was.»
«Das klingt großartig.» Ich lächelte.
«Er nimmt alles richtig ernst. Zum Beispiel ist er aus der Verbindung ausgetreten, weil er mehr Zeit für sein Studium habe wollte. Er geht nicht mal auf Partys! Aber daran arbeite ich noch. Hey, ich treffe ihn jetzt gleich in der Cafeteria, kommt ihr mit?»
«Wir können nicht bleiben», sagte Gabriel.
«Ach so? Na gut. Aber Beth, du kommst mit, oder? Wir haben uns so ewig nicht gesehen.» Sie warf einen flüchtigen Blick auf Xavier, der ihr offensichtlich plötzlich wieder eingefallen war. «Du kannst auch mitkommen, wenn du willst.» Sie hakte mich besitzergreifend unter.
«Ähm … Molly, bevor wir gehen, muss ich dir ein paar Dinge erklären.»
«Allerdings», stimmte sie zu. «Wohin du zum Beispiel während der Abschlussfeier verschwunden bist und warum du nicht ein einziges Mal zurückgerufen hast.»
«Das ist alles sehr kompliziert», sagte ich. «Es fängt damit an, dass Xavier und ich geheiratet haben.»
«Was?!», quietschte Molly vor Überraschung auf, woraufhin ich ihr sofort den Mund zuhielt. «Das glaube ich jetzt nicht!»
«Doch, es stimmt», sagte Xavier. «Aber jetzt kommt das Beste daran: Du darfst es niemandem erzählen, denn hier hält uns jeder für Geschwister.»
Molly zwinkerte verwirrt. «Bitte?»
Ich tätschelte ihr den Arm. «Es ist eine lange Geschichte. Ich erkläre dir alles auf dem Weg.»
«Moment!» Molly schüttelte ungläubig den Kopf und blieb wie angewurzelt stehen. «Ihr habt geheiratet und mich nicht eingeladen?»
Xavier wechselte über die Schulter einen Blick mit meinen Geschwistern. «Schön, dass du wieder da bist, Molly», sagte er.
Ich drehte mich um und sah, dass Gabriel noch immer vor Mollys Auto stand. Er hatte die Hände tief in den Taschen verborgen, und selbst von hier aus konnte ich sehen, dass die Falte zwischen seinen Augen sich vertieft hatte. Noch nie zuvor hatte ich meinen Bruder so gesehen und war mir daher auch nicht sicher, ob ich seine Mimik richtig deutete. Vielleicht bildete ich es mir ein, aber auf mich wirkte Gabriel ein wenig verloren.
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11
Hallo, Fremder
In der Cafeteria trennte sich Xavier von uns und schlenderte zu einem Tisch voller Jungen hinüber. Ich kannte sie nicht und wusste auch nicht, wo er sie kennengelernt hatte, aber Xavier hatte mit seiner lässigen, selbstsicheren Art noch nie Probleme gehabt, Leute kennenzulernen. Die meisten waren gern mit ihm zusammen und suchten sogar von sich aus seine Gesellschaft. Molly und ich trödelten vor der Salatbar herum.
«Jetzt erzähl mal. Ihr seid also verheiratet und spielt Bruder und Schwester. Klingt spaßig!», neckte sie mich.
«Es ist fürchterlich», gab ich zu und ignorierte ihr Lachen.
«Ich schätze, ihr dürft nicht mal Händchen halten?»
«Das ist nicht mal das
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