Heaven - Stadt der Feen
auftauchen würdet, erschien mir eine Möglichkeit, die ich ins Auge fassen sollte.«
»Lassen Sie Heaven in Frieden!«, forderte David ihn auf.
Der Mann mit den schwarzen Handschuhen betrachtete die Klinge. »Es sieht nicht so aus, als könntest du mir vorschreiben, was ich zu tun habe.« Er lächelte freundlich und es war ganz grauenhaft anzusehen, wie er das tat. »Ich habe einen Auftrag zu erfüllen und ich pflege meine Auftraggeber nicht zu enttäuschen. Ich bin dafür bekannt, dass man von mir genau das bekommt, wofür man mich bezahlt.« Er drehte und wendete die Klinge, sodass sie das matte Sternenlicht reflektierte. Die Schneeflocken wichen der Klinge aus. »Und ich werde dein Mädchen jetzt mit mir nehmen.«
Der Lumpenmann wankte vorwärts. Er sah viel zerfallener aus als noch vor wenigen Stunden und es ging ein süßlicher Gestank von ihm aus. Die Haut schälte sich ihm vom Gesicht und er hatte Teile des Gesichts mit schmutzigen Bandagen umwickelt.
»Ich will euch beiden erklären, was wir zu tun gedenken«, erklärte der Mann, der sich jetzt Mr Heep nannte.
David schaute sich nach etwas um, das er als Waffe verwenden konnte. Einen Stock, einen Stein, irgendetwas. Er spürte eine ohnmächtige Wut in sich kochen, einen Zorn, der angesichts seiner lähmenden Hilflosigkeit zu einem knotigen bohrenden Schmerz in der Magengegend wurde.
»Es hat ein Missverständnis gegeben«, erklärte Mr Heep. »Wir waren nur auf der Suche nach einem einfachen Herzen, wie schon so viele, viele Male zuvor. Seit mehr als zwanzig Jahren gehe ich von Zeit zu Zeit diesem Geschäft nach und es ist noch immer recht einträglich. Mein Kunde ist, wie viele meiner Kunden, an sehr langfristigen Geschäftsbeziehungen interessiert, müsst ihr beiden wissen.« Er lächelte so gutmütig, dass einem schlecht davon werdenkonnte. »Tja, das ist nun einmal mein Geschäft.« Er warf dem zitternden Lumpenmann einen gönnerhaften Blick zu. »Ach, was rede ich, das ist
unser
Geschäft. Wir haben schon oft Herzen gestohlen. Doch niemals zuvor hat jemand überlebt.« Er schnalzte mit der Zunge, was offenbar ein Zeichen für den Lumpenmann war. »Kein Mensch lebt weiter, wenn man ihm das Herz nimmt.«
Sarah Jane nickte traurig. Regungslos stand sie da, unschlüssig oder unfähig, etwas zu tun.
»Nur Miss Mirrlees hatte nichts Besseres zu tun, als uns davonzurennen.« Mr Heep trat erneut einen Schritt auf sie zu.
Heaven wich zurück.
»Sie rannte uns davon, weil da noch ein weiteres Herz in ihrer Brust schlägt. Eines, das unser Auftraggeber gerne in seinem Besitz wüsste. Deswegen sind wir hier.«
»Ein weiteres Herz?«
David verstand nicht und er sah Heaven an, dass sie genauso verwirrt war. Was meinte Mr Heep? Was wusste er von dem, was mit Heaven geschehen war? Der Mann mit den Handschuhen sah nicht so aus, als wolle er darauf eine Antwort geben.
»Sie werden sie töten.« Es war eine Feststellung.
»So etwas passiert zuweilen«, meinte Mr Heep lapidar. »Der Tod ist ein sehr anhänglicher Gefährte in unserem Metier.«
Der Lumpenmann näherte sich ihnen. Erde klebte unter seinen vergilbten Fingernägeln, die lang waren und stumpf aussahen. Sein Atem roch faulig nach Verwesung.
»Du wirst uns begleiten«, wendete Mr Heep seine nächstenWorte nur an Heaven. »Ich weiß nicht, ob mein Auftraggeber sich anschickt, dir das Herz, das sich bereits in seinem Besitz befindet, zurückzugeben. Die Generosität meines Auftraggebers war noch niemals Gegenstand meines Interesses, müsst ihr beide wissen. Vermutlich wird er es aber nicht tun. Doch verlangt es ihn danach herauszufinden, was es mit diesem hier auf sich hat.«
»Sie sind doch verrückt.« David fragte sich, inwieweit Mr Heep wirklich eingeweiht war in das, was tatsächlich vor sich ging. Es sah eher so aus, als wüssten weder er selbst noch sein mysteriöser Auftraggeber, was genau sie mit Heaven tun sollten. Offenbar hatte er lediglich den Auftrag, das Mädchen lebendig zu schnappen.
»Total verrückt«, entfuhr es auch Heaven.
»Oh nein, meine Liebe, verrückt bin ich nicht.«
Der Lumpenmann umkreiste David und Heaven. Er stöhnte leise vor sich hin, wenn er sich bewegte. Nässender Ausschlag bedeckte die Haut an seinen Händen, die er zu Klauen verbogen hatte und leicht nach vorne reckte.
David sah eine Bewegung von der Seite und schaute Sarah Jane an. War es möglich, dass sie ihm gerade zugezwinkert hatte?
Der Mann mit den schwarzen Handschuhen lächelte nun David an. »Du
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