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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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»Dein Vater war ein reicher Mann. Er ließ sich das alles einiges kosten.«
    »Aber warum?«, stammelte Heaven. »Warum hat mein Vater so etwas getan?«
    »Weil die Wahrheit niemand verstanden hätte«, antwortete Sarah Jane.
    »Was genau ist die Wahrheit? Was heißt das, dass River verschwunden ist?«, fragte David.
    Sarah Jane glitt über den Grabstein. Ihr Gesicht war traurig. »Davon«, sagte sie und ihre Stimme wurde zu einem durchsichtigen Flüstern, »weiß ich nichts. Dein Vater schien darüber nicht reden zu wollen. Und ich respektiere die Wünsche der Lebenden. Er wollte nur, dass du erfährst, dass deine Mutter nicht hier begraben ist. Und ich habe ihm versprochen, es dir zu sagen.«
    Heaven schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das ist nicht wahr.« Ihre Stimme klang nicht länger verwirrt, sondern klirrte vor Wut. »Ich lass mich nicht für dumm verkaufen.« Ihre Stimme überschlug sich, drohte zu zerbrechen. »Warum gibt sich mir mein Vater nicht zu erkennen?« Sie ging auf den Grabstein zu und deutete auf den Schriftzug. »Er wurde doch hier beerdigt?«
    Sarah Jane schüttelte den Kopf. »Man hat einen leeren Sarg beigesetzt. Er ist nicht hier. Ich bin ganz allein. Die Gräber in der Nachbarschaft sind alle verwaist. Niemand erinnert sich mehr an die Toten, die dort liegen. Und wenn sich niemand mehr an sie erinnert, dann verschwinden sie.Das ist der Tod, wie ihn die Geister fürchten. Das ist dann das Ende.«
    »Das glaube ich nicht.« Heaven schrie fast, aber für David klang es wie ein Weinen. »Das ist doch der reinste Irrsinn. Ich . . .«
    »Ich weiß nicht, was mit deinem Vater passiert ist. Aber der Sarg, den sie der Erde gegeben haben, war leer.«
    »Nein«, wimmerte Heaven.
    David funkelte den Geist der Frau namens Sarah Jane wütend an und ging zu Heaven, wollte sie in den Arm nehmen. Doch sie schlug nach ihm, nach seiner Hand und fuhr ihn an: »Lass mich in Ruhe!« Dann drehte sie sich weg und hielt sich am Grabstein fest. »Das ist Schwachsinn, verdammt noch mal.«
    David blieb hinter ihr stehen, streckte die Hand nach ihr aus, zog sie wieder zurück. Er dachte an die Geschichte, die Heaven ihm vorhin in der Fitzroy Tavern erzählt hatte. Er dachte an den Absturz des Flugzeugs im Lake District und daran, dass man womöglich nichts in den Trümmern gefunden hatte, was man in einen Sarg hätte legen können.
    Jonathan Mirrlees hatte es wirklich geschafft, seiner Tochter noch mehr Fragen zu stellen, als sie es ohnehin schon tat. Aber für Antworten hatte er nicht gesorgt.
    David erinnerte sich an Heavens Worte. »Wenn du an mich denkst, sieh in den Himmel hinauf«, hatte ihre Mutter gesagt. Und er dachte daran, was an jenem 25. November passiert war, zwei Jahre nachdem der Komet verglüht war und sich die Leere des Himmels über der City ausgebreitet hatte.
    Heaven liefen Tränen der Wut übers Gesicht.»Was sollich denn jetzt tun?«, schrie sie und starrte Sarah Jane an. »Was bringt mir dieses Wissen?«
    Die Antwort auf diese Frage wehte mit dem kalten Wind zu ihr, gesprochen von einer Stimme, die einer schattenhaften Figur gehörte, die Handschuhe trug. Einer der beiden schwarzen Handschuhe hielt ein langes Messer, dessen Klinge in der Dunkelheit glänzte. »Das muss dich nicht weiter kümmern«, verkündete die Stimme, die schneidend wie das Messer selbst war, »weil es bald vorbei ist.« Und bevor sie alle noch richtig ahnten, was gerade geschah, waren sie auch schon heran.

10. Kapitel

Egyptian Avenue
    D avid stellte sich instinktiv zwischen Heaven und den großen Mann mit den schwarzen Handschuhen. Der Lumpenmann, der in Richmond an der Mauer gelehnt hatte, kam hinter einem der anderen Gräber hervor.
    »Wie schön, euch hier anzutreffen«, sagte der Mann mit den schwarzen Handschuhen, der sich vor wenigen Stunden noch Mr Scrooge genannt hatte. Als er Sarah Jane erblickte, zögerte er kurz. Dann stellte er sich erneut vor: »In dieser Gegend nennt man mich Mr Heep.«
    Der Lumpenmann kam langsam auf David und Heaven zu. Er hinkte und die Bewegungen waren unscharf und stockend.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Heaven und in ihren Augen blitzte keine Furcht, sondern immer noch Wut auf all das, was ihr hier geschah.
    »Dein Herz.«
    »Das haben Sie mir doch schon gestohlen!«
    Mr Heep grinste bleich. »Ich weiß.«
    »Wie haben Sie uns gefunden?«, fragte David.
    »Ich bin gut«, sagte der Mann und hielt sich das Messer vors Gesicht. »Dass ihr beiden irgendwann am Grab ihrer Eltern

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