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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Geist, er ist tot. Doch jemand hat ihm seinen Körper zurückgegeben, damit er herumwandern kann. Mr Heep hätte man früher als Bodysnatcher bezeichnet.Er gräbt Leichen aus, damit sie ihm zu Diensten sind.« Sie zuckte die Achseln, wie Geister dies tun. »Vielleicht hat er ihm ein neues Herz versprochen.«
    »Sie meinen, er hat einen Leichnam zum Leben erweckt, damit er ihm als eine Art Spürhund dient?«
    Sie nickte. »Tote wittern schlagende Herzen auf große Entfernungen.« Sarah Jane betrachtete die Schneeflocken, die durch sie hindurchfielen. »Ich habe seinen Körper gelenkt, doch Mr Heep konnte sich wehren. Die Klinge hat ganze Arbeit geleistet.«
    »Und sein Geist?«
    »Ist heimatlos, bis seine Überreste in der Erde bestattet werden.«
    »Das ist grauenhaft«, flüsterte Heaven betroffen.
    »Es ist das Leben, das die Toten führen«, sagte Sarah Jane nur. Sie bemerkte den Riss an Davids Hosenbein. Die deutlichen Spuren von drei Krallen waren dort zu erkennen.
    »Wir sind in einem der alten Mausoleen gewesen«, erklärte Heaven, »drüben an der Egyptian Avenue.«
    Sarah Jane nickte verstehend. »Manchmal«, sagte sie, »kommt es vor, dass sich ein Tier in eine Gruft verirrt und nicht mehr herausfindet. Es kann sein, dass sich dieses Tier dann mit anderen Tieren zusammentut, die dort unten hausen. Die Nachkommenschaft dieser Wesen ist meist grauenhaft anzuschauen. Sie leben in ständiger Finsternis und ernähren sich von den Insekten und dem Schimmel und den Wesen, die vor ihnen dort unten waren. Sie erkennen das Tageslicht nicht mehr und sind ständig hungrig.«
    »Mr Heep ist von ihnen angegriffen worden.«
    »Ihr habt Glück gehabt.«
    David entfuhr ein leises »Ja, ich weiß«.
    Sarah Jane stand auf und sagte nur: »Ihr solltet jetzt gehen. Highgate ist noch immer ein Ort der Toten.« Sie berührte Davids Hand, dann Heavens. »Ihr gehört einfach nicht hierher.« Sie lächelte traurig. »Doch bevor ihr geht, hätte ich noch eine Bitte, eine einzige nur.« Die Augen, in denen sich kein Bild zu spiegeln vermochte, lagen ruhig auf Heaven und David. »Wenn dies hier vorbei ist«, sie sah Heaven flehend an, »wäre es dann möglich, dass mein Name auf dem Grabstein steht?«
    Heaven versprach es ihr.
    »Wir werden Sie nicht vergessen«, sagte sie zu dem Geist.
    David berührte die schemenhafte Hand und sprach einfach nur ihren Namen aus. »Sarah Jane.«
    Dann drehten sie sich um und gingen in die Nacht hinaus.
    Sie schauten kein einziges Mal zurück, denn das ist etwas, das Lebende unter gar keinen Umständen tun dürfen, wenn sie die Welt der Toten verlassen. Heaven wie auch David wussten das, obwohl es ihnen niemand jemals gesagt hatte.

11. Kapitel

Große Erwartungen
    S ie sprachen nicht. Es war zu viel passiert, um darüber zu reden. Keiner der beiden wähnte sich in Sicherheit, nur weil sie den Friedhof verlassen hatten.
    Eilig liefen sie zur nächsten Haltestelle. Sie hatten Glück und erwischten den Bus bis zur St. Pancras Station. David nahm die Tasche mit den Klamotten aus dem Schließfach und anschließend machten Heaven und er sich mit einem der Busse über den Trafalger Square auf den Weg nach Hause.
    Dicke Schneeflocken tanzten in der Luft, zauberten Winterweiß auf alles in der Stadt. Der große Brunnen mit den Steinlöwen war von allen Seiten beleuchtet, ebenso die riesige Säule mit dem Admiral darauf, und David musste wieder daran denken, dass Schnee um diese Zeit in England ausgesprochen ungewöhnlich war.
    Ein paarmal musterte er Heaven vorsichtig von der Seite. Er dachte an das, was sie von Sarah Jane und Mr Heep erfahren hatten, und dann dachte er an den Kuss und setzte an, etwas zu sagen, doch Heaven schwieg und erwiderte seine Blicke nicht. Sie starrte einfach auf den Weg, völlig in sich versunken, und es sah fast so aus, als hätte sie vergessen, dass sie nicht allein unterwegs war.
    Sie befanden sich gerade auf dem Weg zum Charing Cross, als Heaven ganz plötzlich, mitten auf dem Platz, die Richtung änderte.
    Ein Penner saß, eingewickelt in einen Schlafsack und schmutzige Decken, gegen eine Telefonzelle gelehnt da und man konnte nicht erkennen, ob er schlief oder nur vor sich hin dämmerte. Ohne auf David zu achten, ging Heaven zu ihm hinüber. Unterwegs kramte sie in ihrer Tasche herum.
    »Entschuldigen Sie«, fragte sie höflich.
    Der Penner starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Was willst’n, du Hübsche?«
    Sie deutete auf die Flasche, die neben ihm lag. »Ist die

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