Heaven - Stadt der Feen
Herz.« Er rief den passenden Artikel dazu auf. Ein Foto zeigte ein Stück des Uferweges, der mit Plastikbändern abgesperrt worden war. Eine Traube von Reportern stand an der Absperrung.
Heaven hielt sich die Hand vor den Mund. Sie musste nicht sehen, was sie sich nicht vorstellen wollte.
»In St. Crispin Close nahe dem Bahnhof von Hampstead Heath fand man ein junges Paar. Ihr wurde die Kehle durchgeschnitten, dem Mann fehlt das Herz. Die Leichnamewurden in einem Hauseingang gefunden.« Er wendete sich Heaven zu. »Es passiert alle drei bis fünf Jahre, regelmäßig. Und es fing vor etwas mehr als zwanzig Jahren an. Die Zeitungen berichten zwar über die Vorfälle, aber niemand stellt eine Verbindung her. Aus irgendeinem Grund sind die Fälle in den Medien kaum ausgeschlachtet worden.«
»Gibt es noch mehr Gemeinsamkeiten?«
»Nur das Herz«, antwortete David lapidar. »Es wurde jedem der Opfer herausgeschnitten, mit chirurgischer Präzision. Ist der Täter dann fertig, lässt er den Leichnam einfach zurück.« David seufzte. »Ansonsten scheinen die Opfer gar nichts gemeinsam zu haben. Sie sind unterschiedlich alt, haben unterschiedliche Berufe, kommen aus allen Schichten.«
»Aber warum tut jemand so etwas?«
»Das weiß ich nicht. Aber es gibt da einen Artikel«, erklärte David, »über seltsame Begebenheiten in Bankston Gardens. Ich bin über die Daten darauf gestoßen, die Tage, an dem der Mörder zugeschlagen hat.« Er schüttelte den Kopf. »Erst dachte ich, ich würde völlig falsch liegen, aber da gibt es einige Aspekte, die vielleicht zusammenpassen.«
Er rief die Seiten auf und klickte dort auf einen Link.
Heaven las, was dort stand.
Stille.
Verwirrt stellte sie fest: »Schändungen auf den Friedhöfen?«
David nickte schnell. »Erinnerst du dich, was Sarah Jane gesagt hat? Der Mann mit den Handschuhen, sagte sie, wäre so etwas wie ein Bodysnatcher.«
David klickte auf der Seite herum. Das Ganze war eineArt Sammelsurium für verdrehte und skurrile Großstadtgeheimnisse, aber ihn interessierte nur das eine.
»Auf unterschiedlichen Londoner Friedhöfen gab es während der letzten Jahre immer wieder Fälle von Vandalismus. Doch die Fälle, von denen hier berichtet wird, sind so richtig seltsam.«
Heaven zog sich einen Stuhl vom Nebentisch heran und setzte sich.
»Es geht nicht um Partys in Vollmondnächten oder die Jagd auf Vampire oder so. Das hier ist etwas völlig anderes.« Er vergrößerte einen Zeitungsartikel, sodass Heaven die Schlagzeile lesen konnte:
Die Rückkehr der Bodysnatcher
?
Mitte des neunzehnten Jahrhunderts war der Leichendiebstahl ein sehr einträgliches Geschäft in Londons Straßen, Gassen und dunklen Hinterhöfen gewesen. Professionelle Bodysnatcher stahlen Leichen aus den Gräbern und Leichenhäusern und verkauften sie dann an Krankenhäuser und freischaffende Ärzte, die ihre Fähigkeiten an den Körpern der Toten trainierten. Die Forschung zahlte hohe Geldsummen für einen frischen Leichnam, was oft auch dazu führte, dass Lebende entführt und verkauft wurden.
»Jemand«, erklärte David, »hat die Leichen aus den Gräbern gestohlen. Das passierte alle paar Jahre.«
»In der heutigen Zeit?«
»Sie wurden ausgegraben«, antwortete er, »und verschwanden dann. In allen Fällen handelte es sich um kürzlich Verstorbene. Die Toten wurden aus den Gräbern gestohlen und tauchten an ganz anderen Orten in der Stadt wieder auf.«
»Was heißt das, sie tauchten wieder auf?«
»Man fand sie einfach. Sie lagen irgendwo herum. Als hätte sie jemand für irgendetwas benutzt und dann abgelegt. Als wären sie selbst herumspaziert und dann abgeschaltet worden.«
»Lass mich raten«, sagte Heaven. »In der gleichen Zeit passierte ein Mord, richtig.«
David nickte. »Die Daten stimmen exakt überein. Es ist erschreckend.«
»Das kann nicht . . .« Sie sprach den Satz nicht zu Ende.
Er nickte. »Doch. Immer dann, wenn jemandem das Herz gestohlen wurde, hat es vorher einen Zwischenfall auf irgendeinem Friedhof gegeben. Fast einen Tag danach hat man die entwendeten Leichname gefunden.«
»Oh, Scheiße!«, entfuhr es ihr.
»Du sagst es. Erinnere dich an den Lumpenmann und daran, wie er gerochen hat. Nicht zu vergessen, was Sarah Jane mit ihm angestellt hat.«
Heaven keuchte. »Ich muss hier raus«, presste sie hervor. »Lass uns hier abhauen. Bitte.«
David sprang auf, warf rasch ein paar Scheine auf den Tisch und stützte sie auf dem Weg nach draußen. Hinter ihnen
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