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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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diesem Herzen anstellen wollen?« Das war die Frage, die ihr niemand beantworten konnte. Das war das Rätsel, das nicht gelöst worden war.
    David versuchte, das Bild zu erkennen, das die zusammengelegten Puzzleteile erschufen. Es war noch immer zu unscharf, um wirklich etwas darin zu sehen. Versunken in seine Gedanken, bemerkte David zuerst gar nicht, dass Heaven plötzlich aufschrak.
    Dann registrierte er es. Etwas ließ Heaven panisch werden. Die hektische Bewegung riss ihn aus den Gedanken.
    »Was hast du?«
    Doch sie hörte ihm nicht zu. Heaven stürzte vom Fenster weg zum Regal über dem Gasherd auf das Radio zu und drehte es lauter. Ihre Hände zitterten dabei.
    Eine knisternde Stimme sagte: ». . . gibt es keine Hinweise auf das Motiv für die grausame Tat. Die Ermittlungen haben gerade erst begonnen. Die Einwohner von Richmond sind schockiert. Es gibt niemanden, der nicht mit Entsetzen auf die Bluttat reagiert hat.« Kurze Pause. Dann: »Das war Marcus Wallace für die BBC, Radio eins.«
    Heaven streckte die Hand nach dem Radio aus, hatte aber nicht die Kraft, es auszuschalten. Erschöpft ließ sie den Arm sinken. Sie stand da, als habe sie sich verlaufen.
    »Ein Mord in Richmond«, stammelte sie. Verzweiflung schwamm ihr in den Augen.
    David wusste, wovor sie sich fürchtete.
    »Dürfen wir telefonieren?«, fragte er Mr Merryweather. Er hielt den Hörer schon in der Hand.
    Mr Merryweather nickte nur stumm.
    David machte Heaven ein Zeichen. Sie nahm den Hörer entgegen und wählte.
    Ein Klingelgeräusch.
    Noch eins.
    Ungeduldig trommelte Heaven mit den Fingern auf die Tischplatte.
    Wieder: Klingeln.
    Dann – endlich! – hob jemand ab.
    Aber es war nicht Mr Mickey, der sich meldete, sondern die Stimme eines Fremden.
    »Wer sind Sie?«, fragte die Stimme. Nicht freundlich, nicht unfreundlich.
    Heaven nannte einen falschen Namen: »Harriet Jones.«
    »Sind Sie eine Verwandte?«
    Sie schwieg.
    »Hallo?«, hakte die Stimme nach. »Sind Sie noch da?«
    »Kann ich Mr Jones sprechen?«
    Pause.
    Knacken in der Leitung.
    »Ich muss Sie leider davon in Kenntnis setzen«, verkündete die Stimme, »dass Mr Jones vor nur wenigen Stunden das Opfer eines Gewaltverbrechens wurde.« Die Stimme klang so sachlich und kühl, dass es wehtat. »Darf ich Sie bitten, mir einige Fragen zu beantworten.«
    Heaven sagte nichts. Sie starrte ins Leere. Ihre Lippen bebten und Tränen traten ihr in die Augen.
    »War Mr Jones ein Verwandter?«
    »So ähnlich«, stammelte sie.
    »Kennen Sie jemanden namens Julian?«
    Ihre Augen weiteten sich. »Julian? Warum fragen Sie mich das?«
    »Beantworten Sie mir bitte die Frage.«
    Sie schwieg.
    »Von wo aus rufen Sie an?«
    Heaven legte auf. Der Hörer fiel zu Boden.
    »Mr Mickey. Er ist tot.« Sie wankte, hielt sich am Tisch fest. »Was hat Julian damit zu tun?«, stammelte sie. »Ich verstehe das nicht. Julian und Eve, sie haben noch nicht mal gewusst, wo mein Elternhaus ist.« Ihr panischer Blick begegnete David. »Was ist da nur passiert? Was? Was? Was?«
    Sie bückte sich und hob den Hörer wieder auf. Hektisch wählte sie eine neue Nummer.
    Wieder Piepen, diesmal jedoch nicht lange. Jemand hob ab.
    »Julian?«, schrie Heaven ins Telefon, noch bevor sie vom anderen Ende eine Antwort erhalten hatte. »Julian, was ist passiert? Was – in – aller – Welt – ist – da – passiert?«
    »Heaven, mein Gott, du bist es.« Seine Stimme klang rau, David hörte sie deutlich, obwohl er nicht direkt neben Heaven stand.
    »Was ist los? Warum . . .?«
    Julian unterbrach Heaven unsanft. »Eve ist verschwunden.« Wie schwere Steine fielen die Worte in die Stille. »Das Hausboot war völlig verwüstet, als ich nach Hause kam. EineKarte lag auf dem Boden. Mit einem Namen drauf: Mr Drood. Und einer Telefonnummer. Scheiße, Heaven, ich glaube, sie haben Eve. Kennst du jemanden namens Mr Drood?«
    »Julian . . .«
    »Ich habe bei der Nummer angerufen, die auf der Karte stand. Ein Polizist meldete sich. Es ging um einen Mord in Richmond. Heaven, bitte sag mir, dass das nichts mit dir zu tun hat.«
    Heaven blickte Hilfe suchend zu David.
    »Sie haben Mr Mickey getötet.« Sie biss sich auf die Lippe. »Er ist tot, Julian. Tot!« Sie schloss die Augen, doch die Tränen konnte sie nicht mehr zurückhalten.
    »Scheiße, und was ist mit Eve?« Die Stimme am anderen Ende des Telefons wurde zu einem Kreischen.
    David trat auf Heaven zu und nahm ihr sanft den Hörer aus der Hand. »Julian, wir wissen nicht, was

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