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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Golfschlägers in seiner Hand und dachte nur daran, sein Ziel zu treffen.
    Dann tat Mr Drood etwas, womit David nicht gerechnet hätte.
    Er streckte einfach nur die Hand aus und packte den Golfschläger fest am unteren Ende. Mit einer ruckartigen Bewegung riss er ihn David aus der Hand. Er wusste, was er tat. Er kannte sich aus.
    David brüllte vor Überraschung und Wut auf.
    Dann spürte er zwei Arme, die sich von hinten um seinen Körper legten, als wolle der Tod selbst ihn umarmen. Der Lumpenmann roch nach dem süßlichen Moder der Verwesung.
    »Dreckskerl!« David fluchte, er trat um sich, ohne Erfolg.
    Heaven lag auf dem Boden, leblos. Irgendwo schrie Eve, kreischte sich ihre Verzweiflung aus der Seele. Um Julian herum färbte sich der jetzt nasse Teppich rot.
    Mr Drood trat auf David zu, blieb vor ihm stehen, sodass sein Atem, der leicht nach Pfefferminz roch, das Gesicht des Jungen streifte.
    Dann packte er ihn am Hals. David würgte. Wie ein Schraubstock hielt ihn die Hand in schwarzem Leder gefangen. David merkte, wie ihm der Atem stockte. Vor seinen Augen begann die Luft zu flimmern.
    »Bald, ja, bald schon«, hörte er eine schneidende Stimme, viel zu dicht neben seinem Ohr, »bald wird es Nacht!«
    Mr Drood lächelte nur mit der Stimme.
    Dann drückte der Handschuh zu und Finger, bitter wie der Tod, schlossen sich um Davids Hals, fester und fester.Die Welt wurde um ihn herum ganz schwarz, die Hoffnung welk und die Musik wurde ein dumpfer Ton, der langsam wie Stunden aus Glas ins Vergessen sickerte.
    Stille, zuerst. Taubheit, Töne unter Wasser.
    Laute, die scharfe Kanten bekommen.
    Als David aufwachte, war Heaven fort. Aber das wusste er noch nicht. Er spürte die Luft in Nase und Mund und sog sie so kräftig ein, als sei jeder Atemzug sein letzter. Er fühlte, wie das Boot sanft auf dem Wasser schaukelte, roch den Holzboden, auf dem sein Gesicht lag, war sich nicht sicher, wo all diese Bilder herkamen, aber ahnte, dass er nicht gestorben war.
    »David!«
    Sein Name.
    Ja.
    David schlug die Augen auf und blickte in ein Gesicht, das er kannte.
    »Eve?« Er hustete. Seine Kehle war trocken.
    »Er verblutet.« Ihre Stimme war schrill, kippte bei jedem Ton. »Er wird sterben, oh, mein Gott.« Sie war in ständiger Bewegung. In einem Moment kniete sie noch neben ihm, Sekunden später, als sie sich sicher war, dass es ihm gut ging, war sie wieder woanders.
    »Wo ist Heaven?« Das war die erste Frage, die ihm in den Sinn kam. Er sah das Innere des Hausbootes und alles kehrte zu ihm zurück. Wie lange hatte er hier am Boden gelegen? Mühsam richtete er sich auf.
    »Julian verblutet«, schrie Eve.
    David schüttelte den letzten Rest Benommenheit ab.
    Die Wirklichkeit kehrte zurück wie ein schneller Schlag in die Magengegend. Instinktiv fasste er sich an den Hals, der ein wenig schmerzte, dort, wo Mr Drood ihn gewürgt hatte.
    Ein Lied kam ihm in den Sinn,
The Stowaway
. Von Yamit Mamo.
    That stranger with the haunting face
    Here then gone without a trace
.
    Das Lied erinnerte ihn an Heaven, aber er wusste nicht mehr, warum.
    Eve kniete plötzlich wieder vor ihm. »David!« Sie packte ihn an den Schultern. »Hörst du überhaupt? Julian verblutet!«, schrie sie. »Er stirbt.« Dann schlug sie ihm ins Gesicht, mit der flachen Hand, wohl, damit er endlich zu sich kommen würde. »Du hast keine Zeit.
Wir
haben keine Zeit!«
    David drehte den Kopf und sah, was sie meinte.
    »Scheiße«, fluchte er. Die Bilder sprangen ihn an wie hungrige Tiere, die auf Beute aus sind. Adrenalin wirbelte ihn ins Leben zurück und ließ ihn auf die Beine kommen.
    Er versuchte, die Bilderflut zu ordnen. Schnappschüsse, zerrissen, unscharf: Julian, der auf dem Rücken liegt. Fast schwarzes Blut um ihn herum, überall auf dem Boden. Ein Kleidungsstück, das er sich selbst auf die Wunde presst. Augen, die geöffnet sind. Der Mund, der stumm bleibt.
    »Wo ist das Telefon?«, fragte David instinktiv. Er war wieder ganz in der Wirklichkeit, schaute sich in dem Durcheinander um, in das sich die Kajütenwohnung verwandelt hatte.
    Eve, die wie gelähmt zu sein schien, sah ihn an, als habe er etwas durch und durch Bescheuertes gefragt.
    »Das Telefon?« Jetzt schrie er sie an.
    Sie weinte und zitterte am ganzen Leib. Dann streckte sie die Hand aus. »Da.«
    David rannte zu dem uralten kabellosen Telefon, das die Größe eines kleinen Radios hatte, und wählte den Notruf. Seine Finger flogen über die Tasten. Unwillkürlich musste er nach Luft

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