Heavy Metal (German Edition)
sich hin, bis die hausgemachten Köstlichkeiten vor Manfred Krämers Nase serviert wurden.
„Und? Was … Freitag... ohne mich … gemacht?“, ergriff dieser schließlich wieder kauend das Wort, während er mit sichtlichem Appetit dem Käsekuchen zu Leibe rückte.
Kamphaus berichtete seinem Freund und Kollegen ausschweifend von den diversen Besuchen, die er im Fall Serrig/Wenisch in Angriff genommen hatte. Er erzählte von der aufschlussreichen Stippvisite bei Annas Eltern, der Sache mit dem Tattoo, von seinem kurzen Gespräch mit Annas Freund Niels und von Tattoo-Tom, dessen Studio nur eine Straßenecke weit vom Café Kramer entfernt lag. Auch sein Besuch bei Jessica Serrig und der Geliebten ihres Vaters schilderte er so detailgetreu wie er konnte. Dann wartete er die Reaktion seines Gegenübers ab, die er sich eigentlich schon denken konnte. Manni hatte die beiden Kuchenstücke während des Berichts vernichtet und ihn nicht ein einziges Mal unterbrochen. Jetzt sah er ihn schweigend an, rülpste leise und schüttelte den Kopf.
„Da ist man einmal einen Tag nicht da und der feine Herr meint, einen auf Schimanski machen zu müssen“, sagte er schließlich. „Und den ganzen liegengebliebenen Kram bekomme ich dann gleich nonchalant auf den Schreibtisch geschoben, oder wie?“
Kamphaus lächelte. „Ach Quatsch, dass holen wir heute wieder auf, soviel wird es nicht sein. Aber jetzt sag doch erst mal, was du davon hälst!“
„Was soll ich davon halten? Das mit dem Tattoo hatte nur vielleicht nichts mit Anna Wenischs Tod zu tun, denn wenn man auf solche Depri-Bands steht, sagt das ja wohl auch etwas über ihren Gefühlszustand aus – meine Meinung. Wie viele Selbstmorde hatten wir schon auf dem Tisch, bei denen die Leute nach außen hin das blühende Leben darstellten und jeder Angehörige nachher geschockt war, weil niemand wusste, wie es wirklich im Gefühlsleben der Toten ausgesehen hat. Was die Kleine angeht, bleibt das für mich glasklar Selbstmord. Und das mit dem zerkratzten BMW... Dass Serrig irgendwie Dreck am Stecken hat und dadurch vielleicht den ein oder anderen kennen könnte, dem das nicht passt, wissen wir auch schon. Aber guck mal – sogar seine Tochter hat ihre Vermutung zurückgezogen. Das mit Rita war auch verschenkte Zeit. Immerhin haste ein gutes Werk getan. Also ich bin nach wie vor der Meinung, dass es langsam reicht lieber Bernd. Da kommt nix mehr, lass gut sein!“
Bernd Kamphaus leerte den letzten Rest seiner Kaffeetasse in einem Zug aus, starrte auf die Straße und schwieg eine kleine Weile vor sich hin.
„Ich weiß auch nicht, so einen schrägen Fall hatte ich noch nie und er lässt mir einfach keine Ruhe. Aber natürlich hast du schon irgendwie Recht und vielleicht sollten wir wirklich ...“
„Ha-le-lu-ja!“, Manni unterbrach seinen Kollegen lautstark und unterstrich jede Silbe, indem er dazu rhythmisch mit der Kuchengabel auf seinen Teller pickte.
„Dann komm jetzt, Herr Oberkommissar, lass uns zahlen. Wir sind sowieso schon spät dran und es wird vielleicht doch ein ansehnlicher Haufen Papier auf uns warten!“
17. Kapitel
„Mann, da haben wir ja echt Dusel gehabt. Am Wochenende scheint extrem wenig angefallen zu sein oder wir hatten nette Kollegen!“ Bernd Kamphaus freute sich sichtlich ob der halbwegs aufgeräumten Ablage ihres Doppelschreibtischs und schaltete seinen PC ein. Manfred Krämer vernichtete ein weiteres Papiertaschentuch, bevor er sich die wenigen Blätter aus der Plastikschale griff, um sie durchzugehen.
„Lass das mal den Papi machen, ich habe Entzug.“
„An deiner Stelle wäre ich froh gewesen, mich ein paar Tage mit dem gelben Schein in der Hand aufs Sofa legen zu können“, antwortete Kamphaus kopfschüttelnd während er die Kaffeemaschine mit Pulver fütterte.
Ein Klopfzeichen war zu hören und beide Kommissare schauten kurz in Richtung der offenen Bürotür, wo das strahlende Gebiss von „Arnie“ Nießen zu Kamphaus und Krämer hinein lächelte und ihnen einen guten Morgen wünschte.
„Moin Grinsekatze“, erwiderte Kamphaus murmelnd.
„Habt ihr schon von der Nazi-Schlägerei gelesen? Frings hatte gestern Bereitschaft und hat mir eben erzählt, dass er das euch auf den Tisch gelegt hat. Damit ihr mal auf andere Gedanken kommt, meinte er. Viel Spaß denn!“
So schnell, wie sich der Glatzkopf von Kollege Nießen in die Tür geschoben hatte war er auch schon wieder verschwunden. Kamphaus blickte in Mannis Richtung und zog
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