Heavy Metal (German Edition)
fragend eine Augenbraue hoch.
„Ich überfliege es grade. Samstagnacht bei Bad Münstereifel, Schlägerei zwischen so rechtem Gesocks und linken Ultras.
Kamphaus goss sich und seinem Kollegen einen Kaffee ein. „Ja ja, schlag du dir nur das geballte Wissen in den Kopf, ich rufe schon mal meine E-Mails ab“.
Zwanzig Minuten später hatte Manni Kamphaus bereits von den Vorkommnissen in Rodert bei Bad Münstereifel in Kenntnis gesetzt.
„Unser Mann heißt also Hans Gerle, wohnt in Kall, ist 27 Jahre, arbeitsloser Schlosser und der rechten Fraktion angehörend“, Kamphaus warf den kleinen Stapel zusammengetackertes Papier in die Mitte des Doppelschreibtisches. Er hatte keine Lust zu lesen. Sein Blick fiel auf das Foto von Gerle, dass einen ganz durchschnittlich aussehenden Endzwanziger abbildete, der Kamphaus noch nicht einmal unsympathisch erschien.
„Was wissen wir sonst noch?“
Manni nahm den Bericht in seine Hand und wurde von einer Nießattacke geschüttelt, bevor er antworten konnte.
„Gesundheit!“
„Danke. Also,Vorstrafen so gut wie null. Ein Ladendiebstahl vor zwei Jahren, einmal Fahren ohne Führerschein vor drei Jahren, das war es.“
„Sein Opfer?“
„Michael Peters aus Schleiden, 23, Azubi, schwerste Schädelverletzungen, liegt im künstlichen Koma. Viele an der Klopperei Beteiligte - und es müssen wohl einige gewesen sein - haben beim Eintreffen der Kollegen das Weite gesucht, es konnten nur etwa ein Dutzend Lädierte vernommen werden. Ein paar von ihnen wurden von den Sanis ambulant versorgt aber niemand wollte Anzeige erstatten, bis auf zwei Personen. Also haben die Kollegen nur diesen Gerle und zwei Zeugen mitgenommen, die ihn eindeutig als denjenigen identifiziert haben wollen, der dem Peters buchstäblich die Fresse eingetreten hat. Zwei Zeugen aus der linken Ecke, versteht sich.“
Kamphaus kratzte sich in seinen Bartstoppeln, die er neuerdings absichtlich wuchern ließ, um sich wieder einmal ein paar frische Koteletten stehen zu lassen.
„Wieso ist dieser Gerle nicht getürmt?“
„Als wir eintrafen rannten mehr Rechte als Linke weg, so dass die Ultras in der Überzahl waren und ihn festhalten konnten.“
„Ich nehme an, dass da auch ordentlich Alkohol im Spiel war?“
Manni sah wiederholt auf die Blätter vor ihm und nickte. „Klar. Geht aber noch, Eins Komma zwei Promille hat Gerle intus. Kollege Frings hat natürlich eine Blutprobe angeordnet und ihn in die Ausnüchterungszelle gesteckt.
„Was wollten die überhaupt da oben im Wald und wer hat die Kavallerie gerufen?“
„Es gibt Nachbarn die gar nicht soweit entfernt wohnen und auf der Terrasse gegrillt haben. Die haben plötzlich einen Höllenlärm aus dem Waldstück hinter ihnen gehört und uns alarmiert. Da oben liegen quer verstreut große Betontrümmer im Wald. Dort hat wohl mal Hitler für kurze Zeit sein Hauptquartier bezogen.“
Kamphaus setzte erstaunt seine Kaffeetasse ab. „Hitler? Bei Bad Münstereifel? Was wollte der denn da?“
„Frag mich was leichteres“, antwortete Manni.
„Schaut also ganz nach einer Neonazi-Party auf heiligem Boden aus, die ein paar Linke ordentlich aufmischen wollte“.
„Dann sollten wir uns den feinen Herrn Gerle mal vom Bezirksdienst einsacken lassen, damit er uns hier die ganze Geschichte noch mal schön in Ruhe auseinander legen kann, was meinst du?“
Kamphaus nickte. „Ganz deiner Meinung Herr Kollege.“
In dem Moment, als Manfred Krämer den Hörer abnehmen wollte, klingelte das Telefon. Er nahm das Gespräch an, sagte neben seinem Namen nur „Ja. Wann? Ist gut. Danke sehr, Wiederhören“ und legte nach einer knappen Minute wieder auf.
„Das mit dem Einsacken sollten wir vielleicht beschleunigen, das war das Krankenhaus. Michael Peters ist vor einer halben Stunde im Beisein seiner Angehörigen seinen Verletzungen erlegen“.
„Na klasse, endlich noch mal ein Toter“, grummelte Kamphaus.
„Höre ich da eine gewisse Ironie, Herr Kollege?“
Kamphaus knurrte bitter. „Wie kommst du denn darauf?“ Mit seiner schon unnatürlich lang anhaltenden guten Laune ging es steil bergab. „Ich hasse Rechtsradikale, ich hasse es, mich um den Tod von Menschen kümmern zu müssen, ich hasse ...“
„Hey, Brummschlumpf! Rufst du in Bonn an? Ich mache noch schnell eine Nasendusche im Waschraum.“
„Du willst selber nach Kall fahren?“
„Na hör mal, ich komm doch nicht total erkältet zum Dienst weil mir langweilig ist und lass mir dann ein bisschen
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