Heavy Metal (German Edition)
Action entgehen, wenn mir die hier mal ausnahmsweise geboten wird“.
Kamphaus verdrehte seine Augäpfel zur Decke und griff nach dem Telefonhörer, um die Staatsanwaltschaft in der ehemaligen Bundeshauptstadt zu kontaktieren.
Mit dem Fax-Ausdruck des Haftbefehls in der Hand hasteten die beiden Kommissare eine halbe Stunde später durch die Flure Richtung Ausgang. „Da war die Staatsanwaltschaft dieses Mal ja richtig fix“, wunderte sich Manni, während er an einem Schokoriegel kaute, den er noch schnell im Automaten des Aufenthaltsraums gezogen hatte.
„Ja, da kann man nicht meckern. Hast du Handschellen dabei?“
„Zwei Paar, man weiß ja nie.“
Inzwischen hatten sie den Parkplatz erreicht und der Kamphaus lenkte kurz darauf den kripoeigenen Audi auf die Kölner Straße.
„Sag mal, wir haben doch letzte Woche noch über eine andere Nazi-Klopperei vor einem Jahr gesprochen, im Serrig-Fall, was war das noch“, wandte er sich Manni zu.
Der hatte seine Zwischenmahlzeit beendet und blickte gedankenverloren durch die Beifahrerscheibe, während er sich die Finger ableckte.
„Ach – das war die Sache mit diesem Pro Heimat-Verein.“
„Genau. Serrig hatte mit denen doch irgendwas Schwarzgeldmässiges am laufen, die standen auf seiner komischen Liste. Deswegen kam ich auf unseren Immobilienhai. Die haben sich letztes Jahr nach einer Versammlung in Kall gekloppt, soweit ich mich erinnern kann auch mit linken Aktivisten“, erwiderte Kamphaus.
„Jetzt versuch da aber bitte nicht wieder eine Verbindung herzustellen mein Freund. Das ist ein Zufall! Wir haben hier eine gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge zu bearbeiten und das hat nichts mit dem Selbstmord eines traurigen Teenies zu tun!“
„Keine Angst Manni, ich bin nach einem herrlichen Wochenende und deinem kleinen Vortrag eben im Café ja kuriert. Mach dir mal nicht ins Hemd. Wir fahren jetzt schön Hans Gerle einbuchten und dann widmen wir uns ganz der widerwärtigen Nazi-Party vom Wochenende, versprochen!“
„Geht doch! Und heiz bitte nicht so schnell, ich bin krank.“
18. Kapitel
Das Navigationsgerät hatte die beiden Kommissare in ein unscheinbares Wohngebiet am westlichen Rand Kalls geführt. Ein gelber DHL-Transporter, ein spazierender Senior und eine Katze waren die einzigen Anzeichen von Leben, denen Kamphaus und Manni begegneten, als sie in die Lilienstraße einbogen. Die kleine Welt aus relativ neuen Häusern, Ziergrün und Gartenzäunen schien an diesem Montagmittag nicht zu schlafen, sie schien tot. „Eine Trabantensiedlung in einer Trabantenstadt“, murmelte Manni, als sie vor Hausnummer vier aus dem Wagen stiegen.
Kamphaus schwitzte unter seinem Pullover, während Manni nach wie vor ungerührt Mantel und Schal trug. „Dann wollen wir mal hoffen, dass unser guter Deutscher zu Hause ist.“
Sie gingen eine kurze Einfahrt zur Haustür des mit Backstein verkleideten Mehrfamilienhauses hinab. Dort zeigten sich fünf der sechs Klingeln beschriftet, allerdings lautete keiner der Namen auf „Gerle“.
„Dann kann es ja nur die ohne Namen sein“, sagte Manni und betätigte zweimal die weiße Plastiktaste.
„Wenn sein Personalausweis den Kollegen gestern nicht angelogen hat stimmt die Adresse hier“, entgegnete Kamphaus und verglich noch einmal das Blatt Papier in seiner Hand mit der Ziffer auf der Hauswand. Doch auch nach zwei weiteren Klingelversuchen blieben Gegensprechanlage und Türsummer stumm.
„OK Manni, fangen wir von unten nach oben an. Vielleicht ist jemand da.“
Nach dem dritten Versuch hatten sie Glück. Unter „V. Handhusen“ öffnete ihnen jemand die Tür und die beiden Kommissare gingen das Treppenhaus hinauf. Auf der zweiten Etage stand ein verschlafen wirkender Mittdreißiger in Shorts vor seiner Wohnungstür. Hinter ihm dröhnte relativ laut Jazzmusik. Er kratzte sich im Nacken und brachte den beiden Beamten nur ein knappes „Ja? Bitte?“ entgegen.
„Kamphaus, guten Tag. Kennen Sie zufällig Hans Gerle, der auch hier im Haus wohnt?“
„Wer will dass denn wissen?“
„Die Kriminalpolizei“, Manni hielt dem Mann seine Marke hin.
„Ach so, jo, also der wohnt wohl noch hier glaub ich. Den hab ich mal beim Müll rausbringen getroffen und kurz mit ihm gesprochen. Mehr als seinen Namen kenne ich aber nicht.“
„Also haben Sie auch keine Ahnung, wo er sich aufhalten könnte?“
„Nein, wie gesagt, wir kennen uns quasi nicht. Er wohnt ganz unten im Keller und ich seh ihn fast
Weitere Kostenlose Bücher