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Hebamme von Sylt

Hebamme von Sylt

Titel: Hebamme von Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Pauly
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konnten, sie selbst wollte nur wissen, wie ihr eigenes Schicksal aussehen würde. Was beabsichtigte der Fürst zu tun? Ging sein Verständnis so weit, dass er ihren Ruf schonte und ihr die Chance ließ, einen passenden Ehemann zu finden? Beinahe kam es Elisa so vor, aber dass der Fürst ihre Verfehlung mit demselben Maß wog wie seine eigene, schien ihr nach wie vor fragwürdig.
    »Wie gesagt«, fuhr Alexander in diesem Augenblick fort, »ich habe einen guten Freund, der darauf achtet, dass ich mit Inna ungestört bin. Sie hätten auch dafür sorgen sollen, Comtesse, dass jemand über Ihre Sicherheit wacht.«
    Elisa vergaß für einen Moment ihre Sorgen. »Sie kennen meine Gesellschafterin?«
    Alexander nickte. »Diese verkrüppelte junge Frau …«
    »Sie haben sie in den Dünen nicht gesehen? Hat sie nicht versucht, Sie aufzuhalten?«
    Alexander antwortete nicht, sondern schüttelte nur erstaunt den Kopf.
    Und Elisa dachte an den Sand, der herabgerieselt war, während sie geglaubt hatte, ganz allein zu sein mit Ebbo …
    Geesche hatte den Inselvogt ins Haus geführt. Dr. Nissen war zögernd neben der Bank vor der Haustür stehen geblieben, als wartete er darauf, dass Geesche ihn bitten würde, ihnen zu folgen. Er schien gleichzeitig darauf zu hoffen und es zu fürchten und hatte sich dann auf die Bank gesetzt, als wollte er die Abendluft genießen und als könnte er sich nicht vorstellen, dass zwischen dem Inselvogt und Geesche Jensen harsche Worte fielen. So, als brauchte Geesche seine Hilfe nicht.
    Hanna betrachtete ihn eine Weile, ohne dass er ihren Blick erwiderte, dann setzte sie ihre Arbeit fort und nahm sich das Küchenfenster vor. Aber sie ließ den Besen schnell wieder sinken. Ein Blick durch die Scheibe sagte ihr, dass Geesche mit dem Inselvogt in die Wohnstube gegangen war. Ob sie ums Haus herumgehen sollte, um dort ihre Arbeit fortzusetzen? Nein, das wäre zu auffällig. Geesche würde gleich durchschauen, dass sie lauschen wollte, und sie fortschicken. Hanna lächelte in sich hinein. Außerdem wusste sie, was in der Wohnstube gesprochen wurde, auch ohne zu lauschen. Heute wurde Geesche Jensens Stolz gebrochen!
    Dass sie gelächelt hatte, wurde ihr erst klar, als Dr. Nissen sie ansprach. »Macht es dir Freude, Geesche Jensen ins Gefängnis zu bringen?«
    Hanna dachte nicht daran, auf seinen Ton einzugehen. »Ich habe getan, was ein anständiger Sylter zu tun hat.«
    »Anständige Sylter schnüffeln in fremden Truhen herum?«
    »Sie zeigen einen Diebstahl an«, gab Hanna zurück, »und sorgen für Gerechtigkeit.«
    Dr. Nissen sah sie misstrauisch an. »Warum hast du in Geesches Truhe nach dem Geld gesucht? Wie bist du auf die Idee gekommen, dass sie die Diebin sein könnte?«
    Hanna legte den Besen zur Seite, lehnte sich gegen die Hauswand und verschränkte die Arme vor der Brust. So, als wüsste sie schon jetzt, dass Geesche keine Gelegenheit mehr haben würde, sie zu ermahnen, mit der Arbeit fortzufahren.
    »Hast du sie vor dem Tresor gesehen?«, fragte Dr. Nissen weiter. »Ich weiß doch, dass du schon häufig um Dr. Pollacseks Haus geschlichen bist. Willst du behaupten, du hättest Geesche beim Diebstahl beobachtet? Hast du deswegen in ihrer Truhe nach dem Geld gesucht?«
    Hanna ließ nicht erkennen, dass sie sich von Dr. Nissens Fragen bedrängt fühlte. »Es war Zufall«, behauptete sie. »Ich wollte nachsehen, ob Mäuse in der Truhe sind. Dabei habe ich das viele Geld entdeckt.« Ihre Körperhaltung wurde noch eine Spur selbstbewusster. »Der Inselvogt hat mich dafür gelobt, dass ich ihm das Geld gebracht habe. Ich hätte es ja auch behalten können. Dann wäre ich reich gewesen.«
    Dr. Nissen riskierte ein spöttisches Lachen. »Du hättest nichts mit dem Geld machen können. Wenn du auch nur einen einzigen Schein in ein Geschäft getragen hättest, wärst du sofort entlarvt gewesen.«
    Hanna zuckte die Schultern. »Ich hätte es so machen können wie Geesche. Es in einer Truhe verstecken.«
    Dr. Nissen sah aus, als würde er Hanna am liebsten ohrfeigen. Lächelnd beobachtete sie seine Hände, die sich in einem schnellen Rhythmus öffneten und schlossen. »Wenn Sie ihr Verlobter wären, könnten Sie in die Wohnstube gehen und darauf bestehen, sich die Vorwürfe des Inselvogtes anzuhören«, sagte sie. »Dann hätte Geesche Sie wohl auch gebeten, bei dem Gespräch dabei zu sein.«
    »Ich bin ihr Verlobter«, fuhr Dr. Nissen auf. »Heute Morgen hat sie mir ihr Ja-Wort gegeben.«
    Hanna glaubte ihm

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