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Hebamme von Sylt

Hebamme von Sylt

Titel: Hebamme von Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Pauly
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Stück Seife, schneeweiß, wie es sie auch im »Strandhotel« geben sollte, wo Feriengäste abstiegen, die sich über die sanitären Verhältnisse auf Sylt beklagten und mit parfümierter Seife besänftigt werden sollten.
    »Das wird Mutter freuen«, sagte Ebbo, damit Hanna nicht auf die Idee kam, diese Seife für sich allein zu beanspruchen. Er griff nach ihrer Hand, ehe sie etwas erwidern konnte, unddrückte sie fest. »Hast du mit Elisa gesprochen?«, fragte er leise, obwohl es niemanden gab, der sie hätte hören können.
    Hanna nickte. »Wir dürfen morgen Nachmittag ausgehen«, erklärte sie mit einem stolzen Lächeln. »Ich werde auch in diesem Jahr die Gesellschafterin der Comtesse sein. Graf von Zederlitz hat es heute ausdrücklich gesagt.«
    Ebbo fiel ein Stein vom Herzen. »Dann treffen wir uns an derselben Stelle?«, fragte er aufgeregt. »Wie im letzten Jahr?«
    Hanna nickte noch einmal. »Gräfin Katerina glaubt, dass ihre Tochter das Reizklima nur ertragen kann, wenn sie viel Bewegung an frischer Luft hat. Die Gräfin war ürsprünglich der Ansicht, dass sie ruhen sollte nach der anstrengenden Reise. Aber die Comtesse hat ihr erklärt, dass ein ausgiebiger Spaziergang mit vielen Einkäufen ihr guttun wird.«
     
    Der Morgen war kalt. Er stieg weiß aus den Wiesen und hatte alles mit Nebel verhüllt. Und feucht war er. Zwar drängte sich eine fahle Sonne in den Tag, aber in ihrem Schatten war der Nebelschleier noch so dicht, dass er Perlen trug, die sogar die Spinnweben zerrissen, so schwer waren sie. Ein Morgen ohne Wind, ein regloser Morgen. Beinahe so still wie im Winter, wenn Schnee und Raureif die Geräusche verschluckten.
    Dann aber drang etwas in die Lautlosigkeit. Ganz mühelos, wie ein Schleier sich einem Windhauch fügt, übernahm die Stille den Rhythmus: tohk-tik, tohk-tik.
    Geesche zog die Haustür hinter sich ins Schloss, als könnte sie damit Hannas Eindringen in ihr Leben verhindern. Tohktik, tohk-tik! Warum kam Hanna? Freda wurde in ihrem Haus erwartet, und trotz anderer Erfahrungen wollte Geesche daran festhalten, dass es einen Grund für Hannas Erscheinen geben musste. Hanna kam und ging, wie sie wollte, als wäre sie im Haus der Hebamme zu Hause, aber obwohl Geesche klar war, dass es einfach gewesen wäre, sich damit abzufinden, versuchte sie immer wieder, Hanna zu zeigen, dass sie nicht erwartetwurde. Vergeblich, das wusste sie. Aber sie wusste auch, dass sie diesen kleinen Widerstand brauchte, wenn sie sich nicht ganz und gar in Hannas Hände begeben wollte.
    Geesche starrte in den Nebel und wartete. Sie wusste, wenn sie Hanna sah, würde es leichter werden, obwohl ihre schwankende Gestalt, dieses Zusammenbrechen, das sich bei jedem Schritt wiederholte, das Aufrichten, das jedem Zusammenbrechen folgte, den Fragen nach der Herkunft des Geräusches erst die Antwort auf das Elend gab. Aber Geesche war trotzdem froh, wenn Hannas Schritten all das folgte, was sie erträglicher machten. Das respektlose Lächeln, der argwöhnische Blick, die Sicherheit, die sie aus Geesches Unsicherheit schöpfte, und ihre Stärke, die Geesche immer schwächer machte.
    Sie raffte ihr Wolltuch vor der Brust zusammen und ging Hanna ein paar Schritte entgegen, deren Gestalt sich allmählich aus dem Dunst schälte. Geesche wartete, bis sie vor ihr stand, ehe sie das Lächeln aufsetzte, das ganz allein Hanna gehörte. »Du bist schon früh auf den Beinen! Was ist mit deiner Mutter? Ist sie etwa krank?«
    Hanna drängte sich mit mürrischer Miene an ihr vorbei und klinkte die Tür auf, als wäre sie dahinter zu Hause. »Der alte Johann hat Fieber. Mutter will nach ihm sehen. Sie kommt später.«
    »Und deine Arbeit bei Graf von Zederlitz?«
    »Dort werde ich erst später erwartet.«
    »Dann kümmere dich um die Getreidegrütze. Dr. Nissen wird gleich sein Frühstück haben wollen. Ich hole ein paar Eier.«
    Als sie mit einem Körbchen in die Küche zurückkehrte, in dem fünf Eier lagen, schloss Hanna gerade die Tür des Pesels.
    »Was hast du dort gemacht?«, fuhr Geesche sie an.
    Hanna lächelte. Nicht schuldbewusst, nur mit einem kleinen Bedauern, weil sie nicht schneller gewesen und unentdeckt geblieben war. »Nachsehen, ob alles in Ordnung ist.«
    »Du solltest dich um das Frühstück für unseren Feriengast kümmern.«
    Hanna ging mit unbewegter Miene an Geesche vorbei in die Küche. »Der Samowar ist benutzt worden.«
    »Ich hatte Besuch.«
    Geesche ärgerte sich, dass sie es nicht schaffte, Hanna ihre

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