Hebammen-Gesundheitswissen
Betreuung bei der Hausgeburt
Da Sie bei einer Hausgeburt die einzige zu betreuende Schwangere für Ihre Hebamme sind, wird sie weniger technische Hilfsmittel einsetzen, um über Ihr Befinden und das Ihres Babys informiert zu sein. Viele der Überwachungsgeräte mit ihren Dokumentationsmöglichkeiten sind vor allem notwendig, weil in den meisten Krankenhäusern die Betreuung einer Gebärenden durch eine Hebamme im Verhältnis eins zu eins nicht möglich ist.
Stattdessen müssen sich Hebammen in Kliniken oft gleichzeitig um mehrere Frauen und Aufgaben kümmern und wechseln nach einer Arbeitsschicht.
Der Hebammenkreißsaal
Prof. Dr. P. H. Friederike zu Sayn-Wittgenstein ist Professorin für Pflege- und Hebammenwissenschaft an der Hochschule Osnabrück.
Gibt es für Frauen, die sich eine natürliche Geburt wünschen, ohne auf die Möglichkeiten der modernen Geburtshilfe verzichten zu wollen, eine Alternative zur klassischen Klinikgeburt?
Ja, die gibt es: den Hebammenkreißsaal! Er ermöglicht Frauen eine selbstbestimmte Geburt in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre. Er bietet aber alle Möglichkeiten einer gut ausgestatteten Klinik, wenn dies medizinisch notwendig sein sollte.
Was unterscheidet den Hebammenkreißsaal von herkömmlichen Kreißsälen?
Bei diesem Modell steht die kontinuierliche Betreuung der Schwangeren durch ein festes Hebammenteam im Fokus.
Eine Frau, die sich für eine Geburt im Hebammenkreißsaal entscheidet, lernt ihr Hebammenteam bereits während der Schwangerschaft und während der Schwangerenbetreuung gut kennen und kann so schon früh ein vertrauensvolles Verhältnis aufbauen. Und das ist eine wichtige Voraussetzung für ein positives Geburtserleben.
Was geschieht, wenn unter der Geburt plötzlich Probleme auftreten?
Da der Hebammenkreißsaal in die Klinikorganisiation eingebunden ist, kann bei Komplikationen schnell eine Fachärztin hinzugerufen werden.
Kann jede Frau im Hebammenkreißsaal gebären?
Möglich und empfehlenswert ist dieser Geburtsort für alle gesunden Schwangeren.
Welche Vorteile hat die Geburt im Hebammenkreißsaal?
Zum einen hilft das vertraute Umfeld der werdenden Mutter und ihrer Familie, dem Ereignis Geburt mit weniger Angst zu begegnen. Einen weiteren Vorteil sehen viele Frauen darin, dass ihnen diese Betreuung in einem Krankenhaus angeboten wird.
Und es scheint zu stimmen: Neuere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass das subjektive Wohlbefinden von Frauen, die im Hebammenkreißsaal geboren haben, höher ist als von Frauen, die die Geburt ihrer Kinder in herkömmlichen Kreißsälen erlebten. Dieser Eindruck wird durch die niedrigeren Raten medizinischer Eingriffe nur bestätigt.
Kann der Hebammenkreißsaal die herkömmlichen Strukturen ersetzen?
Das denke ich nicht. Schwangerschaft und Geburt können so unterschiedlich verlaufen, dass es viele Wahlmöglichkeiten geben sollte. Bei bekannten Risiken ist der Hebammenkreißsaal vielleicht nicht der Geburtsort der Wahl.
Hier ist die Unterbringung in einem Perinatalzentrum unter Umständen sicherer.
Mit dem Fokus auf einen natürlichen Geburtsverlauf ist der Hebammenkreißsaal aber eine Bereicherung des Versorgungsangebotes für schwangere Frauen und ihre Familien in der Klinik.
Vaginale Geburten
Die Eröffnungsphase
Die Eröffnungsphase ist die erste und längste Phase der Geburt. In dieser Zeit wird der Gebärmutterhals mithilfe von Wehen flacher und wandert nach vorn. Der Muttermund öffnet sich so weit, dass das Köpfchen beziehungsweise der Po Ihres Babys durch die Gebärmutter in den Geburtskanal geschoben werden kann. Durch eine vaginale Untersuchung wird festgestellt, wie weit der Muttermund sich geöffnet hat. Ist von einem vollständig eröffneten Muttermund die Rede, ist damit eine Öffnung von zehn Zentimetern gemeint. Wie lange es bis dahin dauert, ist individuell sehr unterschiedlich. Durchschnittlich erfordern erste Babys 14 und zweite Kinder immer noch 8 Stunden Wehenarbeit. 90 Prozent dieser Zeiten werden der Eröffnungsphase zugerechnet. Das sind aber nur Durchschnittswerte.
Lange Eröffnungsphase
Es gibt Geburtsverläufe, bei denen diese erste Phase sehr langsam voranschreitet. Ein Grund kann sein, dass Ihr Baby sich noch nicht in die optimale Lage begeben hat. Die beste Position erreichen Babys, wenn sie ihr Köpfchen beugen, sodass das Kinn Richtung Brust geneigt ist. Muttermund und Geburtskanal müssen sich dann nicht so weit aufdehnen, da der Kopfumfang geringer ist als bei
Weitere Kostenlose Bücher