Hebt die Titanic
Bewußtsein gekommen ist.«
»Und wie ist sein Gesundheitszustand im allgemeinen?« fragte Seagram.
»Den Umständen entsprechend gut«, antwortete der Arzt.
»Mein Kollege an Bord des NUMA-Schiffs hat glänzende Operationsarbeit geleistet. Die Kugelwunde über seiner linken Hüfte wird vermutlich gut heilen. Der Streifschuß am Kopf hat allerdings eine Art Haarriß in der Schädeldecke verursacht. Mr. Koplin wird noch einige Zeit unter Kopfschmerzen leiden.«
»Er ist also außer Lebensgefahr?« fragte Seagram, und als der Arzt nickte, fügte er beschwörend hinzu: »Dann müssen Sie uns zu ihm lassen, Doktor. Es liegt uns fern, einen Patienten, der unter Ihrer Obhut steht, unnötig zu belästigen. Aber es steht zuviel auf dem Spiel –« Er zögerte einen Moment, ehe er leise sagte: »Für uns – ich meine, für uns alle –«
Die Betonung des letzten Wortes verriet auch dem Arzt, daß es hier um mehr ging als nur um das Wohlbefinden eines einzelnen Patienten. »Also meinetwegen«, sagte er zögernd. »Aber bedenken Sie, daß Dr. Koplins Zustand wirklich noch zu labil ist. Seien Sie vorsichtig.«
»Darauf können Sie sich verlassen, Doktor«, sagte Seagram. »Wir brauchen den Mann. Wir wollen nicht sein Leben gefährden.«
Koplins Gesicht hob sich in seiner Blässe kaum von dem weißen Kopfkissen des Krankenbetts ab, aber sein Blick war überraschend wach.
»Bevor Sie Fragen stellen, lassen Sie mich klarstellen, daß ich mich noch sehr elend fühle«, sagte er heiser und leise. »Erzählen Sie mir jetzt nicht, daß ich prächtig aussehe. Das kaufe ich Ihnen nicht ab.«
Seagram zog sich einen Stuhl ans Bett und machte eine beschwichtigende Geste. »Wir wollen Sie nicht unnötig lange quälen, Sid.«
»Dann fragen Sie, solange mein umnebeltes Gehirn noch aufnahmefähig ist. Ich nehme an, Sie wollen wissen, ob ich Byzanium entdeckt habe?«
Mel Donner am Fuß des Krankenbetts nickte. »Und? Haben Sie es entdeckt?«
»Meine Feldmessungen waren unter den gegebenen Umständen natürlich nicht so genau wie in einem Labor, aber ich bin fast sicher, daß es Byzanium war.«
»Großartig«, sagte Seagram erleichtert. »Und wieviel lagert dort nach Ihrer Schätzung?«
»Im besten Falle ein Teelöffel voll«, erklärte Kopiin lakonisch.
Seagram und Donner starrten einander entgeistert an. »Ein Teelöffel voll«, wiederholte Seagram tonlos. »Sind Sie dessen sicher?«
»Ein halbes Gramm mehr oder weniger würde Sie sicherlich nicht glücklicher machen«, sagte Kopiin, und seine Stimme wurde schwächer. »Aber es besteht noch Hoffnung.«
Seagram Platte die letzten Worte nicht verstanden. Er beugte sich über das Bett. »Was haben Sie gesagt, Sid?«
»Es besteht noch Hoffnung. Das Byzanium war tatsächlich dort.«
»War dort?« fragte Donner nervös.
»Ja, es ist weg… geschürft worden… Ich bin am Berghang auf die Abbaurückstände gestoßen«, erklärte Kopiin mit immer leiser werdender Stimme. »Hab dort Probemessungen gemacht.«
»Wollen Sie damit sagen, das Byzanium im Bednaja-Gebirge ist bereits abgebaut worden?« fragte Seagram ungläubig.
»Ja.«
»Dann sind uns also die Russen zuvorgekommen«, sagte Donner mit mühsam unterdrücktem Zorn. »Ausgerechnet –«
»Nein… nein…«, flüsterte Kopiin. »Nicht die Russen?«
Seagram und Donner stellten die Frage fast gleichzeitig und sahen den Mann im Krankenbett verwirrt an. Mit letzter Kraftanstrengung flüsterte Kopiin: »Nein… die… die Coloradaner…«
Seine Lider sanken herab, und er verlor das Bewußtsein. Erst als Seagram und Donner draußen über den dunklen Parkplatz gingen, brachen sie das verblüffte und verwirrte Schweigen.
»Was mag er nur gemeint haben?« fragte Donner.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Seagram mürrisch. »Es ergibt einfach keinen Sinn.«
8
»Ist es denn wirklich so wichtig, daß Sie mich deswegen an meinem freien Tag wecken müssen?« fragte Prevlov unwillig. Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete er die Tür ganz und winkte Marganin herein. Prevlov trug einen farbenfreudigen Morgenrock aus Japanseide, aber im Gegensatz dazu war sein Gesicht übernächtig bleich und unfreundlich. Während Marganin seinem Vorgesetzten durch das Wohnzimmer in die Küche folgte, registrierte er mit berufsmäßiger Schnelligkeit jede Einzelheit der Einrichtung. Er selbst wohnte in einer Barackenkammer von sechs Quadratmetern, und ihm erschien daher diese Wohnung palastartig groß. Hier gab es alles, was zum luxuriösen
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