Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
offenbar nicht verrostet.
    »Ich halte jetzt das Boot in Position«, meldete Giordino. »Aber wie lange, das kann ich nicht garantieren.«
    Ohne sich von der Sichtscheibe abzuwenden, winkte Gunn dem Kameramann Woodson zu, der die Gummilinsen der beiden Apparate gerade in Scharfeinstellung auf den Gegenstand am Meeresboden richtete. »Omar?«
    »Scharf im Sucher«, meldete Woodson. »Kameras laufen.« Merker hob den Kopf von seiner Sichtscheibe und sah Gunn an. »Wir könnten das Ding vielleicht mit dem Greifarm packen.« Er mußte seinen Vorschlag wiederholen, ehe der angestrengt in die Tiefe spähende Gunn darauf reagierte. »Ja, das könnten wir versuchen«, sagte Gunn, ohne aufzuschauen. Merker hakte einen Schaltkasten mit einem anderthalb Meter langen Elektrokabel von der Vorderschott und postierte sich über dem mittleren Sichtfenster.
    Der Kasten enthielt mehrere Knebelschalter, die rings um einen runden Drehknauf angeordnet waren. Es war das Schaltgerät für den sogenannten Manipulator: einen fast vierhundert Pfund schweren mechanischen Arm, der unter dem Bug von Sappho I herausragte. Merker drückte auf den Schalter, der den Arm in Bewegung setzte. Seine Finger arbeiteten geschickt an dem Schaltkasten, während der Mechanismus summte und der Arm sich zu seiner vollen Länge von über zwei Meter ausstreckte. »Ich muß noch dreißig Zentimeter nach vorn«, meldete Merker.
    »Paß auf«, sagte Giordino. »Die Vorwärtsbewegung könnte uns seitlich abdriften lassen.«
    Quälend langsam glitt der röhrenförmige Gegenstand unter der Stahlklaue des Manipulators dahin. Merker senkte die geöffneten Zangenbacken der Stahlklaue über den Rand der Röhre und drehte dann den Schalter, der die Zange schloß. Aber inzwischen hatte die Strömung das Tauchboot erfaßt, und es schwebte breitseits. Die Zangenbacken verfehlten ihr Ziel nur um einen Zoll und klappten leer zusammen.
    »Sie bricht nach Backbord aus«, sagte Giordino nervös. »Ich kann die Position nicht halten.«
    Merkers Finger glitten schnell über die Schalter. Er mußte mitten in der Bewegung einen zweiten Versuch riskieren. Wenn er das Ding wieder nicht zu fassen bekam, würde es bei der schlechten Sicht sehr schwierig sein, die Röhre wiederzufinden.
    Er beugte den Arm des Manipulators bis zum Anschlag zur Seite und drehte die Stahlklaue sechs Grad nach Steuerbord, um die Gegenschwingung der Sappho auszugleichen. Die Klaue senkte sich, und die Zangenbacken griffen gleichzeitig zu und packten den Rand der Röhre.
    Merker hatte es geschafft.
    Jetzt schwenkte er den Greiferarm vorsichtig nach oben und zog die Röhre aus dem Schlamm.
    Schweißperlen brannten in seinen Augen, aber er behielt sie offen. Wenn er jetzt einen Fehler machte, versank der Gegenstand vielleicht für immer im Bodenschlamm. Mit spürbarem Widerstand gab der breiige Bodensatz die Röhre endlich frei und Merker hob sie näher an das Sichtfenster.
    »Mein Gott«, flüsterte Woodson. »Das ist keine Röhre.«
    »Sieht fast wie eine Trompete aus«, sagte Merker. Gunn schüttelte den Kopf. »Es ist ein altes Kornett. Ich habe so ein Instrument vor langen Jahren in meiner Schülerkapelle geblasen.« Jetzt erkannten auch die anderen die gebogenen Röhren, die zu den Ventilen und zum Mundstück führten. »Nach meiner Schätzung ist es ein Messinginstrument«, sagte Merker.
    »Deshalb hat Munks Magnetometer auch nur so schwach ausgeschlagen«, ergänzte Giordino.
    »Das Mundstück und die Ventilkolben sind die einzigen Teile des Instruments, die Eisen enthalten.«
    »Wie lange mag das Ding wohl schon hier unten liegen?« fragte Drummer wie in nachdenklichem Selbstgespräch.
    »Mich würde mehr interessieren, woher das Instrument stammt«, sagte Merker.
    »Offenbar von einem Schiff über Bord geworfen«, sagte Giordino leichthin.
    »Könnte sein«, sagte Merker, ohne aufzuschauen. »Aber vielleicht liegt der Besitzer des Instruments hier auch irgendwo.«
    »Ein grauenhafter Gedanke«, sagte Spencer gepreßt. Sekundenlang herrschte im Innern der Sappho I bedrückendes Schweigen.
25
    Das uralte dreimotorige Ford-Flugzeug – in der Geschichte der Luftfahrt unter dem Spitznamen »Blechgans« berühmt geworden – wirkte schlecht lenkbar, aber es legte sich so elegant und majestätisch wie ein Albatros in die Kurve, als es zum Landeanflug auf die Piste des Washington National Airport ansetzte. Pitt schob die drei Gashebel zurück, und der alte Vogel setzte in einer weichen Musterlandung auf. Die

Weitere Kostenlose Bücher