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Heidegger - Grundwissen Philosophie

Heidegger - Grundwissen Philosophie

Titel: Heidegger - Grundwissen Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Tietz
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Wahrheit
genannt sei.« (GA 9, 130) Heidegger meint, daß der apophantischen (d. h. aussagenden, behauptenden) Synthesis, die Subjekt und Prädikat in der Aussage verbindet, die ontologische Synthesis vorgeordnet sei, die er als die »den Kategorien zugrunde liegende Synthesis« ansieht, weshalb er auch die ontologische Synthesis als eine solche bestimmt, die »das Offenbarmachen des begegnenden Seienden als Gegenstand« überhaupt erst ermöglicht. (GA 3, 28f.)
    Der sprachliche Weltbezug gründet in den Erschließungsleistungen des Daseins, durch die überhaupt erst der Horizont für die tatsachenfeststellende Rede und für die Aussagenwahrheit freigegeben wird. »Das Aufzeigen der Aussage vollzieht sich auf dem Grunde des im Verstehen schon Erschlossenen bzw. im umsichtigen Entdeckten. Aussage ist kein freischwebendes Verhalten, das von sich aus primär Seiendes überhaupt erschließen könnte, sondern hält sich schon immer auf der Basis des In-der-Welt-seins« (SZ 156) – eine These, die heute von Donald Davidson (1917–2003) und Robert Brandom [62] (geb. 1950) in je unterschiedlicher Weise weiter ausgeführt wird. Die kognitiven Leistungen begreift Heidegger als im vorwissenschaftlichen Umgang mit Dingen und Personen verwurzelt. Seine pragmatische Infragestellung des satzsemantischen Paradigmas verweist darauf, daß die Aussage als
mitteilend bestimmende Aufzeigung
kein Erstes ist. Sie hat ihr Fundament in der Auslegung, deren derivativer Modus sie ist. Ihre existenzialen Fundamente heißen »Vorhabe, Vorsicht und Vorgriff«. Der Sinn wäre danach als Urteilssinn zwar nicht falsch, wohl aber unterbestimmt. Richtig bestimmt ist der
Begriff des Sinnes
erst dann, wenn er das formale Gerüst dessen mit umfaßt, »was notwendig zu dem gehört, was verstehende Auslegung artikuliert.
Sinn ist das durch Vorhabe, Vorsicht und Vorgriff strukturierte Woraufhin des Entwurfs, aus dem her etwas als etwas verständlich wird
.« (SZ 151)
    Die Auslegung ist nach Heidegger »nicht die Kenntnisnahme des Verstandenen, sondern die Ausarbeitung der im Verstehen entworfenen Möglichkeiten«. Das »
ausdrücklich
Verstandene«, das immer die »Struktur des
Etwas als Etwas
« besitzt, wird in
holistisch strukturierten Handlungskontexten
»verstanden als das«, was »dieses bestimmte Zuhandene sei«. Auf die Frage beispielsweise, wozu dieser oder jener Hammer sei, würden wir dann antworten: »Dies ist zum x«, wobei dann »x« für den Handlungsprädikator »Hämmern« steht. 13 Für diese Form der Auslegung hat Heidegger den Terminus »hermeneutisches Als« eingeführt, wobei »das ›Als‹ […] die Struktur der Ausdrücklichkeit eines Verstandenen« ausmachen soll, das die Auslegung konstituiert. Und dieses »hermeneutische Als« übergreift und fundiert das »apophantische Als« (SZ 149). Deshalb sagt Heidegger auch, daß die »Aussage keine primäre Erkenntnisfunktion hat, sondern nur eine sekundäre. Seiendes muß schon enthüllt sein, damit eine Aussage darüber möglich ist.« (GA 24, 299)
    »Aussagen über ... ist nur möglich auf der Basis eines
Umgangs mit
...« (GA 26, 158) Das Aussagen über etwas, das Heidegger als »eine
intentionale Verhaltung des Daseins
« [63] bezeichnet, »
gründet
seiner
ontologischen Struktur
nach in der Grundverfassung des Daseins, die wir als
In-der-Welt-sein
kennzeichneten« (GA 24, 295f.) – was die »Logistik« nicht gesehen hat, so daß sie »das Urteil in ein System von Zuordnungen« auflöst. Es wird zu einem »Gegenstand des ›Rechnens‹, aber nicht zum Thema einer ontologischen Interpretation« (SZ 159). Heidegger versteht die Aussage als ein Derivat der Auslegung, insofern die Aussage durch eine »existenzial-ontologische Modifikation […] aus der umsichtigen Auslegung« entspringt, nämlich durch die »Nivellierung des ursprünglichen ›Als‹ der umsichtigen Auslegung zum Als der Vorhandenheitsbestimmung«, die Heidegger dann zum »Vorzug der Aussage« erklärt. (SZ 158)
    Heidegger stößt in seiner großartigen Erschlossenheitsanalyse also nicht nur auf die
propositionale Struktur der Zuhandenheit
, insofern das Zuhandene immer schon als »etwas, um zu ...« (SZ 68) verstanden und damit in der Figur des »etwas als etwas« aufgefaßt wird, sondern auch auf die
propositionale Struktur der Wahrnehmung
. Denn er zeigt, daß »das schlichte Sehen der nächsten Dinge im Zutunhaben mit ... die Auslegungsstruktur so ursprünglich in sich [trägt], daß gerade ein

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