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Heidegger - Grundwissen Philosophie

Heidegger - Grundwissen Philosophie

Titel: Heidegger - Grundwissen Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Tietz
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Sprache.
    Nun ließe sich eventuell auch im Kontext von
Sein und Zeit
ein solches Privatsprachenargument denken. Analog zu Wittgenstein zeigt ja auch Heidegger, daß der Skeptiker etwas stillschweigend voraussetzt, was er skeptisch in Frage stellt: die Realität der Außenwelt. Nach Heidegger hat es keinen »wirklichem Skeptiker ›gegeben‹ «, da ein solcher Skeptiker, sofern er wirklich konsequent wäre, gar nicht widerlegt zu werden bräuchte. Und zwar deshalb nicht, weil, anders als es die harmlosen »formal-dialektischen Überrumpelungsversuche gegenüber dem ›Skeptizismus‹ wahrhaben« wollen, der Skeptizist »in der Verzweiflung des Selbstmordes das Dasein und damit die Wahrheit ausgelöscht« hat. (SZ 229) Heidegger geht [100] also davon aus, daß der Skeptiker, wenn er seine Skepsis sinnvoll vortragen will, »immer schon« etwas präsupponieren muß, was sich nicht mehr zweifelnd in Frage stellen läßt. Von daher sei es auch sinnlos und skandalös, einen Beweis der Außenwelt zu fordern, weil eventuell alles nur mein Traum sein könnte.
    Wenn Heidegger diese sinnkritische Widerlegung des erkenntnistheoretischen Skeptizismus sprachphilosophisch verallgemeinert hätte, wäre er hinsichtlich der Möglichkeit einer Privatsprache zu einem ähnlichen Resultat gekommen wie Wittgenstein. Denn in sprach- und bedeutungstheoretischer Hinsicht ist eine Privatsprache lediglich das Gegenstück zur erkenntnistheoretischen Skepsis. Eine solche sprachphilosophische Verallgemeinerung jener sinnkritischen Widerlegung des epistemologischen Skeptizismus sucht man bei Heidegger allerdings vergeblich. Denn hierzu hätte er sich am öffentlichen Gebrauch einer intersubjektiv geteilten Sprache orientieren müssen. Eine solche Orientierung böte nicht nur die Möglichkeit, die Bedeutung sprachlicher Ausdrücke durch ihren Gebrauch innerhalb bestimmter »Sprachspiele« zu erklären. Gleichzeitig würde diese Orientierung auch die Möglichkeit eröffnen, den Ge- und Mißbrauch sprachlicher Ausdrücke in den Leerlaufspielen der Philosophie, in den Wissenschaften und eben auch in der Alltagssprache einer immanent ansetzenden Kritik zu unterziehen.
    Statt dessen meint Heidegger, die Sprache des lebensweltlichen Alltags fundamentalontologisch durch die Freilegung einer eigentlichen Rede überbieten zu können. Es ist die unsägliche Forderung nach Eigentlichkeit, die in sprachphilosophischer Hinsicht jenes Problem rehabilitiert, das Heidegger in bezug auf die neuzeitliche Erkenntnistheorie sinnkritisch verabschiedet hat. Denn mit eben dieser Orientierung »am je
eigenen
Dasein« ist die Immanenz der Monade nicht zu brechen. So wie bei Husserl durch »die Methode der phänomenologischen Reduktion« jeder cartesianisch Meditierende »auf sein transzendentales Ego zurückgeführt und natürlich mit [101] seinem jeweiligen konkret-monadischen Gehalt als dieses faktische, als das eine und einzige absolute Ego« konfrontiert wird, so wird bei Heidegger abzüglich der phänomenologischen Reduktion im Sinne eines methodischen Verfahrens ein Solipsismus restauriert, der das Problem der Privatsprache mit sich führt.
    So überschattet die aus der Unbezüglichkeit des eigenen Selbst erwachsende Einsamkeit jedes kommunikative Verstehen und macht in letzter Konsequenz Kommunikation als Kommunikation unmöglich. Das Dasein der anderen mutiert zu einer Pluralität von abgeschlossenen Monaden, die in ihrem Inneren die Jemeinigkeit unzugänglich enthält. 52 Wie bereits bemerkt: Insofern bei Heidegger ähnlich wie bei Kierkegaard die »Eigentlichkeit zum sich selbst verhaltenden Verhältnis wird, unter dem sich nichts mehr denken läßt«, ist sie gerade das nicht, was sprachliche Verständigung immer schon voraussetzt: ein gesellschaftliches und soziales Verhältnis zu anderen. Konstituiert sich im Mitsein kein eigentliches Selbst, da das Mitsein ja lediglich als ein ko-determinierender Faktor bezüglich von Eigentlichkeit erscheint, und noch dazu als ein negativer, gewinnt das Dasein seine Eigentlichkeit ohne positive Möglichkeit des Mitseins, so heißt das, daß hier so etwas wie ein eigentliches Reden und Verstehen nicht stattfinden kann. Die »Kluft«, die Heideggers Sozialontologie zwischen Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit aufreißt, ist für ihn hermeneutisch nicht mehr überbrückbar. Insofern wiederholt die Mitseinsanalyse nicht nur die Husserlsche Intersubjektivitätstheorie auf existenzialontologischer Ebene, sondern radikalisiert und

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