Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heidelberger Lügen

Heidelberger Lügen

Titel: Heidelberger Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
Gegenüber.
    Dann war auch ich verwirrt. Endlich begriff ich, dass ich nicht mit dem sprach, den ich erwartete. Es war der Schichtführer aus Philippsburg mit dem russischen Namen.
    »Ich wollt fragen, was wir mit den anderen Sachen machen sollen.«
    »Welche anderen Sachen denn?«, herrschte ich ihn an. Balkes Blick hing an meinen Lippen. Vangelis begutachtete ihre farblos lackierten Fingernägel.
    »Was wir in dem Mercedes so alles gefunden haben.«
    Ich hatte das Bedürfnis, die Leitung frei zu machen. »Stecken Sie alles in eine große Tüte und schicken Sie es her. Das ist jetzt nicht mehr so wichtig.« Erst als ich Balkes aufgeregtes Gefuchtel bemerkte, wurde mir klar, dass ich im Begriff war, einen Fehler zu begehen. Ich atmete tief durch und versuchte, freundlich zu sein. »Was sind das denn für Sachen? Ist irgendwas Persönliches dabei?«
    »Ein Laptop. Aber der geht auch nicht mehr. Wir haben ihn sicherheitshalber mal ausprobiert. Der macht keinen Mucks. Schade eigentlich. Der war bestimmt teuer«, grunzte der andere hörbar beleidigt. »Und dann wäre da auch noch ein Adressbüchlein. Ich hab gedacht, wo Sie so dringend das Handy haben wollten, wegen den Nummern, da wär’s doch möglich, dass Sie sich auch für sein Adressbuch interessieren. Aber wenn auf einmal alles nicht mehr so wichtig ist …«
    »Stopp!«, rief ich. »Nicht auflegen!«
    Ich nahm mir Block und Stift und begann mitzuschreiben. Ein Name, der mit »Bier« begann, kam unter McFerrins Adressen nicht vor. Viele der Namen kannte ich schon. Sogar Kretschmer, der korrupte Pfleger, war in McFerrins Büchlein verzeichnet. Bei vielen Einträgen hatte mein Gesprächspartner Mühe, sie zu entziffern. »Hat ja zwei Wochen im Wasser gelegen, das Ding. Ein Wunder, dass man überhaupt noch was lesen kann. Der hier heißt … Moment … Meyer?«
    Ich merkte, wie es mir immer schwerer fiel, mich zu konzentrieren.
    »Trapa … den Rest kann ich nicht lesen.«
    »Trapatino.« Auch nichts Neues.
    Dann waren wir bei »Z«.
    Balke schlug mit flachen Händen auf seine Oberschenkel. Vangelis zupfte an ihrer Frisur herum.
    »Bitte nochmal alle Namen mit ›B‹.«
    Dieses Mal passte ich besser auf. Der Dritte war es. »Beerbaum.« Ich notierte die zugehörige Telefonnummer. Sie war ohne Vorwahl.
    »Beerbaum, Bierbauch. Na ja.« Balke war enttäuscht.
    »Vielleicht hat der gute Herr Meyers an dem betreffenden Abend großen Durst gehabt? Vielleicht hat er seit Stunden von einem schönen, kühlen Pils geträumt?«
    Balke grinste. »Vielleicht hat er sich auch Sorgen um seine Figur gemacht.«
    »Im Ernst, ich denke schon, dass man das verwechseln kann, wenn man nicht richtig hinhört.«
    »Diesen Namen habe ich in den letzten Tagen irgendwo gelesen«, sagte Vangelis leise. »Und zwar im Zusammenhang mit dem Fall Hörrle.«
    Balkes Augen wurden schmal. »Stimmt, da war was …«
    Ich begann, hektisch meine Papiere zu durchwühlen. Balke tippte wie wild auf seinem PDA herum. Vangelis schloss die Augen. Öffnete sie wieder. »Beerbaum war der Mädchenname von Hörrles Frau.«
    Balke klappte sein Gerätchen zu und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Aber mein Telefon kam ihm zuvor. Dieses Mal war es wirklich die Schlafmütze von der Autobahnpolizei.
    »Ich hab ihn«, keuchte er, als wäre er tausend Meter gerannt. »Ich hab ihn gefunden! Sie haben tatsächlich Recht gehabt. Er war drei Sekunden vor dem Mercedes. Ein Lancia mit Heidelberger Kennzeichen, haben Sie was zu schreiben?«
    Ich hielt den Stift noch in der Hand. »Sie haben bestimmt schon eine Halterermittlung durchgeführt?«
    »Aber natürlich! Wir sind doch nicht hinterm Mond!«
    »Dann lassen Sie mich raten. Das Fahrzeug gehört einem Mann namens Beerbaum.«
    »Falsch. Ganz falsch. Er gehört einer Frau. Der Lancia ist zugelassen auf eine gewisse Cornelia Johansson.«
    »Johansson?«, fragte Balke bestürzt. »Wer ist das jetzt?«
    Die Tür ging auf, herein stürzte Rolf Runkel mit Pumuckl im Schlepptau.
    »Ihr Telefon ist ja andauernd besetzt«, stieß er hervor. Auch Pumuckls Atem ging pfeifend. »Ein Herr Beerbaum hat angerufen. Sie sollen zu ihm kommen, und zwar sofort. Ganz verstanden habe ich nicht, worum es geht. Er war total konfus und hat auch so schnell geredet. Aber ein Mal hat er den Namen Hörrle genannt, da bin ich mir ganz sicher.«
    Ich stand schon auf den Füßen. »Wann war das?«
    »Vor ein paar Minuten erst. Leider hab ich in der Aufregung vergessen zu fragen, wo er wohnt. Ich lasse

Weitere Kostenlose Bücher