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Heidelberger Lügen

Heidelberger Lügen

Titel: Heidelberger Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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bessere Idee. Sie trinken doch Wein, Herr Gerlach?«
    »In Maßen«, antwortete ich vorsichtig.
    »Dann lade ich Sie hiermit für heute Abend zu einem Gläschen in mein Haus ein. In der Zwischenzeit werde ich in meiner Erinnerung kramen. Spannende Geschichten habe ich schon immer gemocht.«
    Wir verabredeten uns für sechs Uhr.
    Als ich gerade zum Essen gehen wollte, klingelte mein Telefon. Schon im Stehen nahm ich ab. Eine junge Männerstimme, ein Polizeimeister aus Mosbach, wie er mir umständlich erklärte.
    »Ich bin dabei gewesen, als wir im letzten Juli diesen Unfall aufgenommen haben. Das waren doch Sie, der die Akte angefordert hat?«
    »Was ist damit?«
    »Sie werden mir keine Schwierigkeiten machen, oder? Es muss niemand wissen, dass ich Sie angerufen hab. Ich will nicht das Kollegenschwein sein, wenn hinterher einer Stress kriegt.«
    »Schießen Sie los. Ihren Namen habe ich schon vergessen.« Das Letzte entsprach der Wahrheit. Ich suchte ein leeres Blatt und einen Stift.
    »Ich ruf extra von zu Hause an. Als Privatmann, sozusagen. Meine Frau hat nämlich auch gemeint …«
    Er ging mir auf die Nerven mit seinem geheimnisvollen Getue. »Vielleicht könnten wir vor dem Abendessen noch zur Sache kommen?«
    »Da ist einiges ziemlich komisch gewesen mit diesem Unfall. Die B 37 macht da eine leichte Kurve, okay, und es hat auch ziemlich geschüttet in der Nacht. Aber da hat überhaupt kein Wasser auf der Fahrbahn gestanden, weil die da nämlich zum Neckar hin geneigt ist. Das mit dem Aquaplaning hab ich von der ersten Sekunde an nicht geglaubt.«
    »Vielleicht ist er am Steuer eingeschlafen?«
    »Sekundenschlaf, ja, das haben die Kollegen auch gemeint. Aber dafür ist der Winkel viel zu steil gewesen, mit dem der in den Wald geschossen ist. Ich bin damals erst ein paar Tage dabei gewesen, und drum haben sie gemeint, ich hätte sowieso keine Ahnung. Aber der Winkel, der hat nicht gestimmt, verstehen Sie? Wenn einer einschläft, dann schlägt er nämlich nicht auf einmal einen Haken, sondern fährt einfach geradeaus weiter. Das haben wir in der Ausbildung gelernt. Die fahren in einem ganz flachen Winkel von der Straße.«
    »Und was genau wollen Sie mir nun damit sagen?« Bisher hatte ich noch nichts gehört, was das Notieren wert gewesen wäre.
    »Am nächsten Morgen hab ich mir das Auto angeguckt. Und da sind nämlich vorne links Schrammen gewesen.«
    Ich starrte in den Regen hinaus und kämpfte eine neue Gähnattacke nieder. Wenigstens schienen diese verflixten Kopfschmerzen endlich schwächer zu werden. »Sie wollen sagen, jemand hat ihn gerammt und von der Straße gedrängt?«
    »Die anderen haben mich natürlich ausgelacht. Die Schrammen wären alt, hat es geheißen, das würde doch ein Kind sehen. Und dabei sind die ganz neu gewesen, und da war kein bisschen Rost dran.«
    »Wo befindet sich das Auto jetzt?«
    »Verschrottet natürlich.«
    »Gibt es Fotos? Vor allem von diesen ominösen Schrammen?«
    »Ominös? Was heißt das?«
    »Gibt es Fotos, Ja oder Nein?«
    »Natürlich nicht. Hat sich ja kein Mensch dafür interessiert. Das Auto sollte so schnell wie möglich weg, damit es nicht im Hof rumsteht. Nicht mal die polnischen Händler wollten das haben, dabei nehmen die sonst alles. Der muss mindestens hundert Klamotten drauf gehabt haben, wie er gegen den Baum gedonnert ist.«
    Ich war im Zweifel, ob ich den Mann ernst nehmen sollte. Vermutlich wollte er sich nur wichtig machen.
    »Und da war noch was«, fuhr er fort. »Da hat überall Zeug rumgelegen, Gepäck und so.«
    »Ist das nicht normal bei einem so schweren Unfall?«
    »Sehen Sie, genau das haben die Kollegen auch gemeint. Wenn einer sein Auto in Fetzen fährt, dann fliegt halt sein Zeug in die Gegend. Aber das hat ausgesehen, als hätte jemand die Sachen durchsucht. Er hat eine Reisetasche im Kofferraum gehabt. Und die war nicht aufgeplatzt, sondern da hat einer den Reißverschluss aufgezogen und alles ausgekippt.«
    »Dann hätten da Fußspuren sein müssen.«
    »Da hat doch kein Mensch hingeguckt! Alle wollten bloß so schnell wie möglich wieder zurück ins Revier, weil’s doch so geregnet hat.«
    Seufzend legte ich auf. Worauf hatte ich mich nur eingelassen? Musste ich Kriegels Witwe nun also sagen, dass ihr Mann sie nicht nur mit ziemlicher Sicherheit betrogen hatte, sondern anschließend auch noch einem Mordanschlag zum Opfer gefallen war?
    Die Tablette begann endlich zu wirken. Und auch der Regen schien allmählich nachzulassen.

8
    Der

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