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Heidelberger Wut

Heidelberger Wut

Titel: Heidelberger Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolgang Burger
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irgendwo nördlich von Malaga entdeckt. Er sank weiter, als um vier immer noch keine Antwort von Theresa da war und ich zudem entdeckte, dass mein Chef nach wie vor keine Reisepläne fürs Wochenende gemacht hatte. Und er verlosch endgültig, als die Leitende Oberstaatsanwältin Frau Doktor Steinbeißer anrief, um mich höchstpersönlich zur Schnecke zu machen, weil die versprochenen Akten immer noch nicht eingetroffen waren, was, wie ich zerknirscht zugeben musste, wirklich eine außergewöhnliche Schlamperei war. Es fiel mir nicht schwer, den Schuldigen zu ermitteln, Rolf Runkel natürlich, der mit seinen Gedanken vermutlich mal wieder mehr bei seiner vielköpfigen Familie war als bei seiner Arbeit.
    Runkel schien von Verhütung nichts zu wissen oder zu halten, jedenfalls wurde seine Frau, eine nach Balkes Worten sensationell übergewichtige Filipina, exakt alle achtzehn Monate schwanger von ihm. Ich zitierte ihn zu mir und brüllte ihn eine Weile ohne viel Begeisterung an. Aber es half nichts. Hinterher fühlte ich mich kein bisschen besser.
    Inzwischen regnete es draußen wieder.
    Ich war in einer merkwürdigen, halb wehmütigen, halb wütenden Stimmung, die ich mir selbst nicht erklären konnte. Sollte dies etwa das erste Anzeichen einer kommenden Erkältung sein? Vielleicht lag es einfach daran, dass ich hungrig war. Trotz Sönnchens Ermahnung hatte ich heute auf das Mittagessen verzichtet. Ich lag inzwischen drei Kilo über meinem absoluten persönlichen Alarmgewicht, zum Joggen war ich seit Wochen nicht mehr gekommen, und jetzt half eben nur noch Fasten.
    Den Rest gab mir kurz vor sechs eine dünne SMS von Theresa, in der sie ohne Begründung oder gar schlechtes Gewissen unser abendliches Treffen absagte. Ich konnte ihr nicht einmal einen Vorwurf machen, denn wir hatten uns nichts versprochen, uns zu nichts weiter verpflichtet, als ehrlich miteinander zu sein. Aber gerade heute hätte ich sie gerne getroffen, geredet, mich ein bisschen trösten lassen. An Tagen wie diesem wurde mir bewusst, dass ich sie ein bisschen mehr liebte, als gut für mich war. Als ich mich später auf den Heimweg machte, gelang es mir nicht einmal, mich über meinen ordentlich aufgeräumten Schreibtisch zu freuen.
     
    Meine Töchter traf ich zu Hause beim chaotischen und lautstarken Packen für die morgen früh beginnende Klassenfahrt. Natürlich hatten sie vorher nicht nachgedacht, so dass sie dreimal zum Drogeriemarkt flitzen mussten, um in letzter Sekunde irgendwelche in meinen Augen vollkommen unnötigen Dinge zu besorgen. Mitten in dem Tumult legten sie mir ein Dokument vor, das ich noch unterschreiben müsse. Ich sollte mein Einverständnis damit erklären, dass meine Mädchen bis zehn Uhr abends ohne Begleitung Erziehungsberechtigter durch Westerland ziehen durften. Dort solle es megacoole Discos und Boutiquen und obergeile Fast-Food-Schuppen geben, erklärten mir meine Zwillinge mit leuchtenden Augen. Und alle in der Klasse brächten natürlich diese Einwilligung der Eltern, absolut alle, das sei vollkommen normal.
    Seufzend rang ich mich zur Unterschrift durch, und das lautstarke Einpacken, Umpacken und wieder Auspacken ging weiter. Dann, als die zahllosen Gepäckstücke endlich alle zu waren, fiel ihnen ein, dass sie pro Nase nur eine einzige Tasche mitnehmen durften, für die sogar ausdrücklich eine Maximalgröße angegeben war. Zeternd und streitend fingen sie an, alles wieder auszuräumen und großzügig im Flur zu verstreuen.
    Ich verzog mich ins Wohnzimmer, weil ich müde war und das Chaos meiner ohnehin schlechten Laune nicht guttat. Noch acht Stunden, dann waren sie weg. Sechs Tage himmlische Stille lagen vor mir, ohne Genörgel, ohne Streit, ohne Katastrophen und Beschwerden. Und zur Not eben auch ohne Theresa.
    Aber die erhoffte Ruhe wollte sich nicht einstellen. Alle zehn Sekunden flog die Tür auf, und ich wurde um einen Rat gefragt, der dann natürlich sofort dramatischen Widerspruch hervorrief und selbstverständlich in keinem Fall befolgt wurde. Als der Radau gegen elf endlich nachließ, erfuhr ich, dass Sarah noch immer nicht beim Zahnarzt gewesen war.
    »Was kann ich denn dafür, dass man hier nirgends vor zwei Wochen einen Termin kriegt?«, fuhr sie mich an. »Bei unserem alten Zahnarzt ist man einfach hingegangen, und dann ist man drangekommen!«
    »Nachdem man vorher vier Stunden lang gewartet hat«, brummte ich.
    »Aber der war total nett und hat einem immer eine Spritze gegeben, wenn man

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