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Heidelberger Wut

Heidelberger Wut

Titel: Heidelberger Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolgang Burger
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wollte!«
    »Die hiesigen Zahnärzte haben auch Spritzen und sollen auch sehr nett sein. Man muss nur hingehen.«
    »Und außerdem hat es seit Samstag überhaupt nicht mehr wehgetan. Der Zahn ist ganz von selber wieder gesund geworden.«
    »Zähne werden nicht von alleine wieder gesund.«
    »Meine schon.«
    Jetzt platzte mir der Kragen. »Dann hoffe ich, dass du auf Sylt mal so richtig üble Zahnschmerzen kriegst und an einen Quacksalber gerätst«, brüllte ich los. »So einer, der den Leuten auf dem Jahrmarkt die Zähne ohne Narkose zieht! Und jetzt ab in euer Zimmer! Ich will euch heute nicht mehr sehen!«
    Türen knallend verschwanden sie. Endlich war es still. Augenblicke später fühlte ich mich schlecht. Meine Töchter verreisten zum ersten Mal in ihrem Leben alleine, und ich Grobian nahm ihnen schon vor der Abreise jede Lust, jemals wieder heimzukehren. Schweren Herzens klopfte ich an ihre Tür und entschuldigte mich.
    »Das geht nicht!« Sarah funkelte mich an. »Du kannst dich gar nicht entschuldigen!«
    »Was?«, fragte ich verdutzt. »Wieso geht das seit neuestem nicht mehr?«
    »Du kannst uns höchstens um Entschuldigung bitten«, erklärte mir Louise spitz, die nicht nur eine halbe Stunde jünger, sondern zum Glück auch ein wenig friedfertiger war als ihre große Schwester. »Man kann sich nicht selber entschuldigen. Das wäre ja totaler Blödsinn.«
    So hatte ich die Sache noch nie gesehen. Ab sofort würde ich diese so häufig benutzte Politiker-Formulierung ganz anders betrachten.
    »Also gut, okay«, seufzte ich. »Dann bitte ich euch hiermit offiziell und in aller Demut um Verzeihung.«
    Als sie sich nur schweigend ansahen, fügte ich hinzu: »Es tut mir wirklich leid. Mir geht’s heute nicht besonders.«
    Sie sahen sich immer noch an. Sie überlegten. Sie überlegten lange. Dann wandten sie sich an mich.
    »Wir müssen uns beraten«, erklärte Louise förmlich.
    »Würdest du bitte draußen warten?«, ergänzte Sarah.
    Ich versuchte, die Tür nicht allzu fest zuzuknallen. Nach kaum mehr als fünf Minuten wurde ich wieder vorgelassen.
    »Dein Verhalten ist hiermit entschuldigt«, eröffnete mir Louise das gnädige Urteil.
    »Aber wir sind trotzdem total sauer auf dich.«
    »Mädels, ich hab wirklich einen schrecklichen Tag hinter mir, da können einem schon mal die Nerven durchgehen!«
    »Du hast ja immer nur schreckliche Tage.«
    Sie ließen nicht mit sich reden. Sie hörten mir nicht einmal mehr zu. Kein Wesen dieser Erde kann so nachtragend sein wie ein beleidigter weiblicher Teenager. Glücklicherweise hatte ich gestern genug Rotwein gekauft.
    So setzte ich mich mit Flasche und Glas ins Wohnzimmer, zog den Kopfhörer über die Ohren, drehte die Lautstärke meiner Anlage so weit auf, wie ich es meinen Töchtern immer wieder verbot, und dröhnte mich mit einer alten Platte von Blind Faith zu. Danach fühlte ich mich ein klein wenig besser. Die Flasche war fast leer, mein Magen knurrte, weil ich noch immer kaum etwas gegessen hatte, mir war schwindlig, und ich ging ins Bett. Den Wecker stellte ich auf fünf.

6
    »Braun, sagen Sie? Heribert Braun? Den kenn ich!«, erklärte mir Sönnchen, als wir beim Frühstückskaffee die Termine des Mittwochs durchgingen. Noch immer klang ihre Stimme verschnupft, aber ihre Augen waren wieder klar. »Der spielt in der ersten Mannschaft vom TC Leimen. Wir spielen manchmal gegen die. Aber sie schlagen uns immer.«
    »TC Leimen, das ist doch der Club, wo Boris Becker seinen Aufschlag gelernt hat.«
    Sie nickte. Ich nahm einen Schluck Kaffee. »Ich wette, er ist gut, der Herr Braun.«
    »Sie müssen aber die Croissants essen, Herr Kriminalrat«, ermahnte sie mich streng. »Sie magern mir ja noch völlig ab!«
    »Habe ich Recht? Spielt er gut, der Braun?«, fragte ich ergeben kauend.
    »Der ist einer von diesen Verrückten, die drei Tage Mistlaune haben, wenn sie mal ein Spiel verlieren. Und der ist also der Bankdirektor, der ausgeraubt worden ist? Das hatte ich ja gar nicht mitgekriegt.«
    »Bankdirektor wäre er vielleicht gerne. Er ist bloß ein kleiner Filialleiter.«
    »Und was wollten Sie von dem? Ich denke, den Bankraub macht Frau Vangelis?«
    Als sie den Namen Seligmann hörte, wurden Sönnchens Augen plötzlich schmal.
    »Da klingelt was bei mir. Den Namen hab ich schon mal gehört. Und zwar hier im Amt. Und der ist verschwunden, sagen Sie? Denken Sie denn, er hat was mit dem Bankraub zu tun?«
    »Möglich wär’s.« Ich leerte meine Tasse und wischte mir

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