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Heidelberger Wut

Heidelberger Wut

Titel: Heidelberger Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolgang Burger
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Zwischenzeit?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie sah mir in die Augen wie ein geprügeltes Kind. »Darf ich dann gehen?«, fragte sie leise. »Bitte!«
    »Eine letzte Frage noch, wenn Sie gestatten.«
    Angstvoll sah sich mich an.
    »Sie sagten, Sie hätten ihn viele Jahre nicht gesehen …«
    Sie nickte. »Das war auch gelogen. Ich lüge wohl nicht besonders gut.«
    »Es ist ja keine Schande, wenn Sie Ihren geschiedenen Mann hin und wieder treffen.«
    »Ich weiß auch nicht. Es war mir ein bisschen peinlich.« Sie senkte den Blick. »Die ersten Jahre wollte ich natürlich nichts von ihm wissen. Aber dann haben wir uns mal zufällig getroffen, bei einem Ausflug im Odenwald in der Nähe von Wald-Michelbach. Er hatte da irgendwas zu tun. Wir haben geredet, und dann haben wir uns mit der Zeit fast wieder ein bisschen angefreundet. Komisch, nicht? Letztes Jahr zum Beispiel, da hatte ich eine ziemlich schwere Operation, und da hat Xaver mir sehr geholfen. Hat mich im Krankenhaus besucht, sich um alles gekümmert und so. Und wenn er mal ein Problem hat, dann kommt er zu mir, und wir reden drüber. Sonst haben wir ja beide niemanden.«
    Sie erhob sich ungeschickt, nickte mir zu und ging zur Tür. »Obwohl …« Sie blieb stehen. »In letzter Zeit. Manchmal hatte ich das Gefühl, es gibt wieder jemanden in seinem Leben. Eine andere Frau. Aber ich hab ihn nie danach gefragt. Geht mich ja auch nichts mehr an.«
     
    Runkel erschien mit einer dünnen gelben Mappe unter dem Arm. Inzwischen war später Nachmittag, draußen schien es nun endlich Sommer werden zu wollen, und mein Aktenstudium hatte bisher zu keinem greifbaren Ergebnis geführt. Nur eine Kleinigkeit war mir aufgefallen: Auf Grund der Spuren an Jules Körper und Kleidung war rasch klar gewesen, dass sie nicht an der Stelle vergewaltigt worden war, wo Seligmann sie gefunden hatte. Niemand hatte sich allerdings die Mühe gemacht zu überprüfen, ob sie überhaupt dort gelegen hatte.
    »Was gibt’s?«, fragte ich ein wenig zu unwirsch, da Runkel keine Anstalten machte, von sich aus den Mund aufzumachen.
    »Frau Vangelis schickt mich. Ich soll Ihnen das hier bringen. Sie warten drauf«, brummte er missmutig, sank auf einen Stuhl und übergab mir die Mappe. »Er war’s.«
    »Wer war was?«, fuhr ich ihn an und schlug die Akte auf. Aber da war mir schon klar, was diese gelbe Mappe enthielt.
    »Der Laborbericht. Dieser Seligmann, er hat das Mädchen … Mal ehrlich, hätten Sie das gedacht?«
    Ja, ich hatte es gedacht. Geahnt. Und ein bisschen auch gefürchtet. Jetzt hätte ich erleichtert sein sollen. Mich freuen. Stolz sein. Immerhin hatte ich innerhalb weniger Tage einen Fall gelöst, den vor Jahren eine halbe Kompanie Polizisten in sechs Monaten nicht gelöst hatten. Nichts von alledem war ich. Wieder einmal klingelte mein Telefon im unpassendsten Moment. Diesmal war es Louise.
    »Paps, wir möchten dich was fragen …«
    »Herrgott«, fuhr ich sie an. »Jetzt nicht, ja? Ich ruf euch an, sobald es bei mir geht.« Runkel versuchte, mich mit einem solidarischen Lächeln aufzumuntern.
    »Das Sperma an dem Mädchen stammt also definitiv von ihm?«, fragte ich zur Sicherheit.
    Er nickte trübsinnig. »So steht’s da drin.«
    Ich sah zum Fenster. Warum wollte ich plötzlich nicht mehr, dass es so war? Warum konnte ich mir Seligmann nicht vorstellen, wie er Jule die Kleider zerriss, ihren Körper malträtierte, sie würgte, ihre Gegenwehr niederkämpfte, erstickte, bis sie ihm endlich zu Willen war?
    »Seit ich selber Kinder habe …« Runkel schluckte. »Ich hoffe, ich muss den Kerl nicht so oft sehen in nächster Zeit. Das ist so unglaublich widerlich.«
    In der Ferne klappte eine Tür. Im Vorzimmer war es still. Sönnchen schien im Haus unterwegs zu sein.
    Ich wandte mich wieder meinem Untergebenen zu, der langsam nervös wurde. »Was ist mit dem Handy? Hat er es in der Hand gehabt oder nicht?«
    »Sie haben zwar DNA gefunden daran. Sogar von zwei Personen, wie’s scheint. Nur seine nicht und …« Er stockte. »Aber was ich einfach nicht verstehe.« Runkel musste man Zeit lassen, bis es ihm gelungen war, seine Gedanken so zu sortieren, dass sie sich in Worte formen ließen. »Warum gesteht einer einen Bankraub, wenn er’s doch gar nicht war?«
    »Das ist ganz einfach.« Ich faltete die Hände im Genick und sah über seinen Kopf hinweg. »Er hat den Bankraub gestanden, als er hörte, dass wir eine DNA-Analyse von den Spuren am Handy machen würden.«
    »Ja klar!« Runkel

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