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Heidelberger Wut

Heidelberger Wut

Titel: Heidelberger Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolgang Burger
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wieder der Alte. Und heute Abend trinken Sie vielleicht mal lieber nichts.«
    Es gab Cordon bleu mit Kartoffeln und Mischgemüse. Das Essen hatte vermutlich so viele Kalorien, wie ein Waldarbeiter braucht, und schmeckte göttlich. Ich aß alles auf und erlaubte mir als Nachtisch sogar einen Früchtequark, obwohl er nicht einmal fettarm war.
    Anschließend zwang ich mich, noch zehn Minuten sitzen zu bleiben und nichts zu tun, als hinauszusehen auf die sonnenbeschienenen Bäume.
    Dann fühlte ich mich wieder halbwegs als Mensch.

18
    In meinem Büro erwartete mich Besuch.
    »Frau Eichner sitzt drin«, erklärte mir Sönnchen mit verhaltener Stimme. »Sie möchte eine Aussage machen. Und außerdem haben Ihre Mädchen angerufen. Sie wollen Sie was fragen.«
    Monika Eichner trug dieselben verwaschenen Jeans und das blassblaue, billige T-Shirt wie am Vormittag. Nur das Parfum hatte ich vor zwei Stunden noch nicht gerochen. Sie blieb sitzen, als ich eintrat, und lächelte mich verlegen an.
    »Sie haben mich vorhin gefragt, wieso ich mich von Xaver getrennt habe«, begann sie, noch bevor ich saß. »Und Sie haben gefragt, ob Xaver auf junge Frauen steht.«
    Ich nahm hinter meinem Schreibtisch Platz.
    »Ich habe Ihnen nicht die Wahrheit gesagt. Aber Ihre Fragen sind mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen, und da hab ich gedacht …«
    Sie verstummte. Ich wartete.
    »Wissen Sie«, fuhr sie mit unglücklicher Miene fort, »Xaver und ich, wir haben uns über ein Vermittlungsinstitut kennen gelernt. Torschlusspanik nennen das manche. Anfangs dachte ich, dachten wir beide, es passt, es ist richtig, es wird gut. Aber in dem Alter – wir waren ja beide schon über vierzig – hat man eben doch seine Gewohnheiten, und die ändert man nicht mehr so leicht. Wir haben dann bald geheiratet. Zu bald vielleicht. Wir wollten einfach, dass es klappt, verstehen Sie?«
    »Sie wollen sagen, Ihre Ehe war von Anfang an nicht so, wie Sie es sich erträumt hatten?«, fragte ich leise.
    »Welche Ehe ist das schon?«, fragte sie erschöpft zurück. »Wer weiß … vielleicht hätte es trotzdem gutgehen können. Aber dann musste er sich in dieses Flittchen vergucken und dann …«
    »Moment«, unterbrach ich sie. »Ihr Mann hatte ein Verhältnis? Wissen Sie, mit wem?«
    »Nein. Ich weiß nur, dass sie jung gewesen sein muss.« Sie starrte auf ihre Handtasche aus cremeweißem Leder. »Jünger als ich. Sie hat ihn verführt, das war mir klar. Sie wollte es mal probieren, wie es ist mit einem älteren Mann, und Xaver, dieser Dummkopf, ist ihr natürlich prompt auf den Leim gegangen.«
    »Wie haben Sie herausgefunden, dass er Sie betrogen hat?«
    »Gar nicht. Ich hab ja überhaupt nichts gemerkt!« Immer noch betrachtete sie ihre Handtasche, als wäre es nicht die ihre. »Nur, dass er manchmal so anders war. Zerstreut irgendwie, mit den Gedanken sonst wo. Ich hab mir aber nichts weiter gedacht dabei. Alles war ja neu. Er war neu für mich, das Zusammenleben, alles. Und dann, eines Morgens beim Frühstück, da hat er es mir gesagt. Einfach so. Dass er eine andere liebt. Das war Anfang März, und ich bin noch am selben Tag ausgezogen. Wissen Sie, Xaver ist sicher kein unkomplizierter Mensch. Er hat seine Macken. Aber ehrlich ist er, das muss man ihm lassen. Ich bin dann sofort ausgezogen, ich glaube, ich sagte es schon. Vielleicht, vielleicht wäre es sonst gutgegangen, wenn dieses … Luder nicht dazwischengefunkt hätte. Sie hat alles kaputtgemacht. Wie ein Spielzeug, aus reinem Übermut.«
    Mein Telefon unterbrach uns. Es war Sarah: »Hast du ’nen Augenblick Zeit, Paps?«
    Die zuckersüße Einleitung ließ mich fürchten, dass es um die Ausnahmeerlaubnis für etwas ziemlich Verbotenes ging.
    »Nein«, erwiderte ich. »Es ist im Moment wirklich schlecht. Ruf später noch mal an, okay?«
    Ich wandte mich wieder Frau Eichner zu.
    »Ich muss Sie das noch einmal fragen: Halten Sie es für denkbar, dass er das Mädchen vergewaltigt hat?«
    »Vergewaltigt?« Sie sah mich an, als müsste sie überlegen, was das Wort bedeutete. Ihr kräftiges, fast ein wenig grobes Gesicht war in ständiger Unruhe. Sie blinzelte, schluckte, schlug wieder die Augen nieder.
    »Vielleicht«, seufzte sie endlich. »Wer weiß das schon. Obwohl. Nein. Nein, so ist er eigentlich nicht. Er brüllt schon mal rum, das schon. Aber so was nicht. Nein.«
    »Sie sind also im März ausgezogen.«
    Sie nickte verschämt.
    »Die Vergewaltigung war Anfang Juli. Vier Monate. Was war in der

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