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Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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dass man stöhnen müsste, doch er geht einem durch und durch, weil man spürt: Das ist etwas … ja Bedrohlicheres. Dann beobachtet man das eine Weile, überlegt hin und her, bis man endlich bereit ist, sich kennenzulernen … Du verstehst was ich meine, oder?«
    Schielin gab stumm zu verstehen, dass er genau verstünde, wovon Kimmel sprach. Er machte mit dem Kopf eine fragende Geste. Kimmel winkte ab. »Alles in Ordnung, ein kleiner ambulanter Eingriff, und alles ist in Ordnung.«
    Damit war alles gesagt, was zu sagen war. Schielin fragte gar nicht weiter nach Details, sondern berichtete darüber, wie weit sie gestern am Tatort gekommen waren. Außerdem sprach er an, dass er es für sinnvoll erachte, zu versuchen, Jasmin Gangbacher zur Kripo zu holen. Kimmel ließ nicht erkennen, was er von dem Vorschlag hielt. In Kürze war Morgenbesprechung, und da würde man sich ausführlicher zum Geschehen von gestern austauschen.
    Erich Gommerts Schimpfen war lauter geworden, und Schielin wagte einen Blick in den Besprechungsraum. Gommi drückte wie wild auf den Tasten der Kaffeemaschine herum. Als er Schielin sah, verzerrte sich sein Gesicht zu einer jammervollen Miene. »Scho wieder hi, des Glump. Und billig sind die Saudinger auch net grad.«
    Kein Kaffee! Das war wirklich schlimm. »Was ist es denn diesmal?«
    »Die Brüh wird nimmer hoiß, kalter Kaffee …!«
    Schielin warf dem Technikmonster ein »Glump, elendes!« zu und ging ins Büro.
    Die Zeit bis zur Besprechung nutzte er, sich intensiver mit dem Inhalt der Ledertasche zu befassen.

    Es war ganz und gar unwirtlich im Besprechungsraum, so ohne den belebenden Duft von Kaffee und ohne eine warme Tasse mit den Händen umfassen zu können; etwas, das unbewusst geschah und einem erst auffiel, wenn es nicht möglich war. Hände, die unbeschäftigt waren, irritierten.
    Lydia Naber fasste die Situation am Tatort zusammen, denn so viel war sicher: Günther Bamm war dort getötet worden, wo man ihn aufgefunden hatte – mitten in der Stadt.
    Schielin berichtete von den Dingen, die er in der Ledertasche gefunden hatte. Als wichtig erachtete er die Auswertung des Notizbuches, des Terminkalenders und die Feststellung, wann und mit wem Günther Bamm zuletzt telefoniert hatte. Sie wollten versuchen, zu rekonstruieren, was er in den Tagen vor dem Mord getan, und mit wem er Kontakt gehabt hatte.
    Am letzten Freitag, so viel war bisher klar, war er auf Mainau gewesen. Das jedenfalls belegte die Eintrittskarte. Auf dem Lageplan der Insel gab es Stellen, die mit einem Kreuz markiert waren. Am Samstag dann war Günther Bamm mit dem Zug in der Schweiz unterwegs gewesen. Anhand der Kontrollstempel auf der Fahrkarte würde man den Fahrweg und die Aufenthalte genau rekonstruieren können. Die mussten allerdings von Fachleuten unter die Lupe genommen werden.

    Erich Gommert meldete sich zu Wort. Eine E-Mail der Berliner Kollegen war im Dienststellenpostfach eingetroffen. Günther Bamms Mutter lebte nicht mehr in Berlin, sondern befand sich in einem Lindauer Altenheim. Schielin war sauer, dass er davon erst jetzt erfuhr, Lydia erhielt auf ihre launige Nachfrage, wie lange Gommi schon über dieser Information brütete, nur ein halbwegs entschuldigendes Schulterzucken zur Antwort.
    Kimmel unterbrach den Zwist mit einer Frage. »Ein einziger Schlag und sofort tot?«
    »Ja«, bestätigte Schielin, »der Angriff kam mit großer Wahrscheinlichkeit direkt von vorne, und der Täter hat nur ein einziges Mal zugeschlagen. Die Verletzung liegt auf der linken Schädelseite direkt über dem Ohr. Keine Abwehrspuren.«
    »Da muss er den Täter sehr nah an sich rangelassen haben, oder?«
    Lydia Naber stimmte ihm zu. »Ja, und zwar so nahe, wie man in der Nacht zwischen dunklen Bäumen jemanden an sich heranlässt, den man nicht kennt. Da sucht man eigentlich Distanz. Er muss den Täter gekannt haben, und der war Rechtshänder und mit dem Schlagen auf irgendeine Weise vertraut, denn so wuchtig und gezielt zuzuschlagen, da gehört schon eine gewisse Übung dazu, mindestens eine gute Körperbeherrschung, und es war auch nicht das Ergebnis eines dummen Zufalls, wenn man die Gesamtumstände würdigt.«
    »Die Tatwaffe?«, fragte Kimmel.
    Adolf Wenzel richtete sich auf. »Fehlanzeige. Vielleicht finden die Taucher ja was im Kleinen See. Der läge für die schnelle Entsorgung ja günstig.«
    Lydia Naber war skeptisch. »Es war vermutlich ein Rundholz, mit dem zugeschlagen wurde, nichts Metallisches. Also nichts,

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