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Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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auf der Stelle tot.«
    Schielin sah sie von der Seite an. Ihre sachliche Art und Weise hatte ihn verblüfft. »Wegen der Kohle machen Sie das also, und Rechtsmedizin hat Sie nie interessiert? … Dafür folgern Sie aber recht professionell.«
    »Ich bin Krimileserin.«
    »Gott behüte …«
    »Und meine Mutter hatte einen ähnlichen Job wie Sie …«, warf sie schnell ein.
    »Einen ähnlichen …?«
    »Staatsanwältin. Ich habe früher, als Kind, heimlich die Akten gelesen, die sie übers Wochenende mit nach Hause gebracht hat. Das war richtig spannend, gruselig, vor allem die Fotos, und verboten war es zugleich. Außerdem habe ich ein halbjähriges Praktikum in Los Angelas hinter mir. Südafrika ist auch sehr beliebt. Das sind so die Orte, an denen man als junger Medizinstudent an Menschen rangelassen wird, um zu Nähen und so. Schnittverletzungen, Schusswunden, tiefreichende Schlagverletzungen … verstehen Sie. Bei uns darf da nur der Herr Oberarzt ran, wenn so was überhaupt mal ins Krankenhaus kommt. Man ist ja schließlich versichert …«
    Schielin lachte ohne Scham in Gegenwart des Toten. Dann fragte er: »Todeszeitpunkt?«
    »Irgendwann heute Nacht. Gehen Sie mal von etwa zehn Stunden aus, denn die Temperaturgleiche ist schon eingetreten – Körpertemperatur gleich Umgebungstemperatur. Bei einem erwachsenen Mann wie ihm hier, ich schätze so gute achtzig Kilo … ich schätze, so von Mitternacht bis gegen zwei Uhr. Aber wie gesagt, warten Sie mal besser auf das Ergebnis der Obduktion. Ich muss mich nun mal langsam wieder um die Lebenden kümmern.«
    Sie standen auf. Schielin verzichtete in ihrer Gegenwart auf das obligatorische Stöhnen. Die Hüfte, und überhaupt.
    Sie sagte. »Vitamin E.«
    »Wie bitte?«
    »Vitamin E, gut für die Gelenke. Wenn Sie das Ziehen über längere Zeit nicht los werden, sollten Sie mal einen Arzt aufsuchen. Sie nehmen nämlich schon eine leichte Schonhaltung ein, das ist nicht gut.«
    Schielin dankte mit einer angedeuteten Verbeugung. Dann ging er mit Robert Funk ein paar Meter in Richtung Kleiner See. Lydia Naber und Adolf Wenzel drehten den Toten zur Seite und inspizierten die Kleidung genauer. Inzwischen war der Leichenwagen vorgefahren, und wieder war von der Heidenmauer Gemurmel zu hören.
    »Haben wir was über den Mann?«, fragte Schielin.
    Robert Funk hielt ihm eine lederne Brieftasche hin. »War alles in der Innentasche des Trenchcoats. Also ein Raubmotiv scheidet definitiv aus. Die Ledertasche ist voller Unterlagen, und es hat nicht den Anschein, dass sie geöffnet worden ist. Hier in der Brieftasche sind Kreditkarte, EC-Karte und zweihundert Euro. Das hätte man mit einem Griff herausholen können, selbst im Dunkeln. Wie er heißt, wissen wir übrigens auch. Führerschein und Ausweis sind auch hier drin. Alles sehr ordentlich. Wir haben es mit einem Günther Bamm zu tun, sechsundvierzig Jahre alt, wohnhaft draußen in Schönau. Von Beruf war er freier Journalist, jedenfalls steht das auf den Visitenkarten, die er dabei hatte. Mehr haben wir noch nicht. Ich habe die Handynummer, die da angegeben ist, schon mal angewählt, es tutet zwar, aber es hat nirgends hier geklingelt. Finde ich eigenartig, dass so einer das Handy nicht dabei hat. Vielleicht steht sein Auto noch irgendwo hier rum. Ich habe schon veranlasst, dass Kennzeichen und Typ ermittelt werden und es in die Fahndung kommt.«
    Schielin nickte. »Wir sollten jemanden raus zu seiner Wohnung schicken, meinst du nicht auch? Das soll die Jasmin machen, die wird froh sein, von diesem Verkehrsregeln da drüben endlich entbunden zu werden. Jemand soll sie ablösen.«
    Robert Funk stimmte zu und machte sich auf den Weg zu Jasmin Gangbacher.
    Schielin ging vor zum Ufer des Kleinen Sees und sah sich um. Ein Boot tänzelte der Seebrücke entgegen, auf der sich ebenfalls eine Kette Neugieriger am Geländer entlang aufgereiht hatte. Drüben am Bahndamm fuhr ein Zug aus, und bei den Booten war heute nichts los. Sie lagen in ruheloser Bewegung an ihren Liegeplätzen. Hinter dem Bahndamm erhob sich der Turm des Hotels Bad Schachen, und die Brüstungen der Balkone schienen hell durch das langsam lichter werdende Laub der Bäume.
    Wer hatte hier auf Günther Bamm gelauert?

    Er ging zurück zu Lydia und fragte, was sie vorhin mit Adolf Wenzel so kritisch bedacht hätte.
    Sie sah sich um, als sie es ihm erklärte. »Was er hier an diesem Ort wollte, was ihn dazu bewogen hat, hier herein in das Dunkel zwischen die Bäume zu

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