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Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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im Büro.«
    »Woher haben Sie die Informationen, denn Sie wissen anscheinend genau, auf welche Weise Günther Bamm getötet worden ist?«, fragte Schielin mit einem professionellen Lächeln.
    »Ja. Ich weiß es. Unser Justiziar hat meinem Wunsch entsprochen und – sehr diskret und unaufdringlich – Gespräche geführt.«
    Schielin nahm die Tasse und lächelte fein. Er genoss es, einem so selbstverständlich und unaufdringlich zum Ausdruck gebrachten Machtverständnis gegenüberzusitzen. Der Justiziar hat also Gespräche geführt und ist mit Informationen versorgt worden. Fragte sich nur, von wem? Aber das war jetzt egal. Hildegard Borgghes war zumindest offen und verheimlichte nichts. Zudem hatte er den Eindruck, dass sie wirklich und ernsthaft über Bamms Schicksal trauerte. Eine Regung, die er zu respektieren gelernt hatte, denn mit ehrlicher Trauer war er in seinem Beruf viel zu selten konfrontiert.
    Er fragte: »Wann hatten Sie denn das letzte Mal mit Günther Bamm zu tun?«
    Hildegard Borgghes hob langsam ihre Tasse und sah nachdenkend zur Wand, von wo ein Ahne des neunzehnten Jahrhunderts ernst in den Raum blickte. Sie sprach stockend, so wie ihre Erinnerung die Informationen preisgab. »Es war … glaube ich … am letzten Wochenende, nein, ein paar Tage davor. Entschuldigen Sie, aber ich erinnere mich nicht mehr genau an den Tag. Es mag der Donnerstag oder Freitag gewesen sein. Wir haben miteinander telefoniert.«
    »Wer hat angerufen?«, fragte er sofort.
    Ihr Blick wurde etwas kühler. Sie war es nicht gewohnt, dass jemand ihr gegenüber so insistierte. »Er hatte angerufen. Er bat um ein Treffen.«
    »So wie Sie das sagen, scheint es mir, dass dieses Telefonat auf eine bestimmte Weise außergewöhnlich war?«
    Sie nickte ihm zu und stellte die Tasse ab, ohne getrunken zu haben. »Er wollte vorbeikommen, um etwas mit mir zu besprechen, wie er sagte. Es war die Formulierung, die er verwendete etwas besprechen, es klang sehr, wie soll ich sagen – geschäftlich.«
    »Dieser Termin fand nicht statt?«
    »Nein. Wir waren nicht da am letzten Wochenende.« Sie drehte den Kopf zur Seite und sah hinaus auf die Bäume. Sie stöhnte leise. »Keine einfachen Zeiten, es sind keine einfachen Zeiten.« Dann löste sie sich von ihren Gedanken und sagte: »Ich dachte, dass wir uns dieser Tage zu einem Gespräch treffen würden. Er war am Telefon – vielleicht täusche ich mich auch, jetzt im Nachhinein – aber er klang seltsam und war auf eine mir gegenüber fremde Weise distanziert, wenn Sie verstehen, was ich damit ausdrücken möchte. Schließlich haben wir uns über so ziemlich alles unterhalten, und es war … also ich mochte ihn. Er war ein belebender, freier Geist.«
    Schielin fragte nun etwas direkter: »Worüber haben Sie sich denn mit Günther Bamm unterhalten, und was hat er Ihnen erzählt?«
    »Oh, unsere Gespräche handelten von Gott und der Welt. Ich kann das alles gar nicht wiederholen. Angefangen hat es mit Gesprächen über Kunst, dann kam die Musik, und schließlich sind diese Gespräche auch sehr persönlich geworden. Ich möchte keine Details ausbreiten. Aber er erzählte mir von den Frauen, mit denen er ein doch sehr eigenwilliges Verhältnis unterhielt, und was ihn dazu bewog. Nicht dass Sie einen falschen Eindruck bekommen, es waren sehr ernsthafte Gespräche und kein Tratsch.«
    Schielin hatte aufgehorcht. »Frau Borgghes, Sie sagten gerade Frauen ? Hatte er denn mit mehreren Frauen ein … was auch immer?«
    Sie lachte. »Mein Gott, er war ein respektabler Mann. Dabei ist doch nichts.«
    »Natürlich nicht. Aber uns interessieren natürlich die Menschen, die eine enge Beziehung mit ihm hatten, und bisher wissen wir nur von einer Frau.«
    Hildegard Borgghes sah ihn nachdenklich an und meinte dann: »Ich nehme an, Sie kennen die Frau aus dem Haus, also da, wo er wohnte?«
    »Ja.«
    »Mhm. Von der Apothekerin wissen sie also nichts?«
    Schielin schüttelte den Kopf. Von einer Apothekerin wusste er bisher nichts. Er sagte nichts und sah hinaus zum See und fragte sich, ob Hedwig Kohler von der Apothekerin wusste.
    *
    Noch bevor er die Dienststelle erreichte, klingelte das Handy. Lydia Naber war dran und fragte: »Wo bist du?«
    »Auf dem Weg zur Dienststelle, und du?«
    »Wir sind unterwegs nach Oberreitnau.«
    »Wer ist wir?«
    »Jasmin und ich, Robert Funk ist voraus – es gibt Neuigkeiten.«
    »So klingt es auch. Bei mir gibt es auch Neuigkeiten, aber was ist es bei euch?«
    »Robert ist heute

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