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Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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den Termin mit Leo Korsch platzen, ohne ihm abzusagen. Das passt nicht zu ihm.
    Stattdessen geht er direkt hierher in diese Wohnung, verlässt sie nach Mitternacht, und wird dann da vorne im Stadtgarten erschlagen. Ich denke, er ist gar nicht auf dem Weg zu seinem Auto gewesen und hat somit gar nicht feststellen können, dass er den Schlüssel hier vergessen hatte. Nur so kann es gewesen sein.«
    Lydia Naber stand nun ebenfalls auf und ging ein paar Schritte durch die Wohnung. Sie sah hinunter in die Grub. »Aber was oder wer kann Bamm dazu bewogen haben?«
    »Vielleicht fällt ihr ja noch was ein. Was ist eigentlich mit diesen Verbindungsdaten. Wieso dauert das so lange?«
    »Ich glaube mal, die bei der Telekom sind so beschäftigt mit dem Abhören von irgendwelchen Leuten, da laufen die Ermittlungen so gesetzlich kontrollierter Stellen, wie wir es sind, nur noch nebenbei.«
    »Das Schlimme an der Sache ist, dass es niemanden aufregt, dass wir eine Monsterfirma haben, die Zugriff auf Telefonate, Mails und Netze hat und in dieser Firma eine Stasi-Mentalität vorherrscht.«
    Lydia nahm eine der Vasen in die Hand. »Schöner Samstag, sage ich dir. Da draußen beim dicken Rubacher geht es übrigens übel zu. Sein Anwalt ist gekommen, und der Rubacher führt sich auf wie ein Rumpelstilzchen, ich glaube fast, das eskaliert noch. Der Typ macht mit seinem Bauch und der Glatze auf den ersten Blick eigentlich einen ganz gemütlichen Eindruck. So ein aggressives Gezeter traut man dem gar nicht zu. Ich habe für alle Fälle eine Streife zur Unterstützung angefordert, falls der noch total durchdreht. Die sollen ihn dann nach der Aktion auf die Dienststelle bringen. Selbst sein Anwalt ist ganz verzweifelt. Na ja, so ist das eben. Mein alter Freund Martin wohnt übrigens direkt in der Nachbarschaft hier. Er hat zwar nur noch ein Auge und ab und zu raucht er so ein bisschen was, aber vielleicht hat er ja was mitbekommen. Der kommt auch immer recht spät nach Hause. Ich werd ihn mal aufsuchen.«
    Schielin nickte. »Mit Frau Kohler werden wir auch noch mal reden müssen. Sie hat kein Alibi.«
    »An die denke ich schon die ganze Zeit. Vielleicht ist da ein bisschen zu viel zusammengekommen. Der Frust über diese Familienfeier, von der sie verschwunden ist, dann dieses sachlich-nüchterne Verhältnis, das nur die Hälfte wert war …«
    »Du hast es geahnt, oder?«, sagte Schielin.
    »Was?«
    »Na, dass Günther Bamm noch ein Verhältnis hatte. Du hast doch den Begriff der Herzensangelegenheit aufgebracht.«
    »Ja schon, aber Ahnung … das war noch gar keine Ahnung, eher so ein Gefühl, ich weiß selbst nicht, wie ich drauf gekommen bin.«
    Sie schwiegen und warteten auf Adolf Wenzel.
    »Und wenn er es nicht nur wusste, sondern wollte?«, sagte Schielin unvermittelt.
    »Wer wollte was, wovon er wusste?«
    »Dieser Kohler, der Lehrer. Was, wenn es alles ganz anders ist, als wir bisher dachten?«
    »Wie kommst du denn auf so etwas?«
    »Als er in die Wohnung kam, als wir dort waren, du weißt doch, da war seine Reaktion doch wirklich eigentümlich. Er war nicht betroffen, nicht froh, nicht traurig, nicht zufrieden, nicht erbost. Es war etwas anderes, und es ist mir gerade eingefallen, als ich nochmals darüber nachdachte, er war – enttäuscht. Vielleicht weil er nun keine Fotos mehr sehen würde.«
    Lydia lehnte sich zurück und verzog das Gesicht. »Uhh. Wie bist du denn drauf. Das wäre aber bizarr, das wäre wirklich sehr bizarr. Aber unsere Situation würde es nicht verändern, denn der Bub war ganz sicher bei Papa, und er war sicher nicht der Kerl im Mantel, der vor ein paar Tagen so flott durch die Nacht geschwebt ist.«
    »Hedwig Kohler war das aber auch nicht. Haben wir es eben doch mit zwei Tätern zu tun?«
    Lydia Naber stöhnte. »Da ist ein richtiger Scheiß, wenn es um Sex und Liebe geht, da kennt man sich zum Schluss selbst nicht mehr aus.«
    Adolph Wenzel kam kurz darauf und moserte wider Erwartung kein bisschen über den verdorbenen Samstag oder über den fehlenden Aufzug im Haus.
    Die Spurensicherung erbrachte nichts.
    *
    Ludwig Rubacher saß auf der Lindauer Dienststelle und wartete mit seinem Anwalt auf die anstehende Befragung. Ab und an wischte er mit einem Taschentuch über den kahlen Schädel und entfernte die dünne Schweißschicht. Robert Funk fertigte Aktenvermerke und telefonierte. Jasmin Gangbacher war noch mal weggefahren, ohne ihm zu sagen, was sie vorhatte, und er machte sich ein wenig Sorgen, die er zu

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