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Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Sie nach Hause gefahren.«
    »Ja.«
    »Nein. Das war nicht so. Sie lügen. Sie sind nicht nach Hause gefahren.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, entrüstete sich Hedwig Kohler.
    Jasmin Gangbacher langte zu ihrer Tasche und holte etwas hervor. Es war ein Stück Papier. Sie schob es über den Tisch.
    *
    Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof St. Gallen vibrierte Schielins Telefon. Robert Funk war dran. Seine Stimme klang angespannt während der ersten Sätze. »Gut, dass ich dich erreiche Conrad. Ich hatte hier gewartet, weil ich nicht wusste, dass du in der Schweiz unterwegs bist. Es geht um dieses Gemälde, du weißt.«
    »Wie war der Name noch mal?«, fragte Schielin.
    »Da wären wir schon mitten drin in der Geschichte. Hickmeiser – so lautete der Name.«
    »Du hast etwas herausgefunden?«
    »Allerdings. Hickmeiser – kaum gibt man das richtige Wort in eine Polizeidatenbank ein, fängt sie auch schon an, das Gewünschte auszuspucken – intelligente Erfindung, wenn Suchmaschinen nicht noch viel besser wären, aber lassen wir das. Zu diesem Hickmeiser; der war Hausmeister, ein alter vierschrötiger Kerl, so ein richtiger Blockwart eben. Das Ganze ist nun schon fast zehn Jahre her. Warst du damals eigentlich schon in Lindau oder noch in München? Ist ja egal. Ich war damals mit einer Serie von Wohnungsaufbrüchen beschäftigt. Da war eine Truppe aus Rumänien unterwegs, die wir einige Zeit später bei Stockenweiler droben erwischt haben. Die haben da im Wald campiert und haben von dort ihre Raubzüge gestartet. In Lindau hatte es einige Wohnungen in Aeschach und Reutin erwischt, kann mich noch gut erinnern. Der Hickmeiser war der zuständige Hausmeister. Er selbst hat aber auf der Insel gewohnt, in der Hinteren Metzgergasse. War eine schöne große Wohnung. Ich habe ihn zu Hause als Zeugen befragt. Wir saßen in der guten Stube. Weißt du, es ist so seltsam, kaum fällt ein Wort, mit dem man sein Gehirn beschäftigen kann, und schon taucht alles wieder vor einem auf – es ist, als würde ein Film ablaufen. Ich sehe die Wohnung vor mir, die Einrichtung, die alte Sitzgarnitur im Wohnzimmer, wo wir gesessen waren, seine Frau hatte Kaffee gemacht. Ich weiß sogar noch, dass ich darüber so verwundert war, weil ich das bei dem Alten nicht erwartet hätte, und so falsch war ich auch nicht gelegen, denn das hätte der niemals gemacht, wenn er sich mit der Polizei nicht hätte gutstellen wollen. Dort im Wohnzimmer ist mir dieses Gemälde aufgefallen. Weil es nicht gepasst hat, weil mir damals schon aufgefallen war, dass es nicht zu den Leuten, zu der Wohnung, dass es zu gar nichts passte.«
    Schielin sah aus dem Fenster. Die ersten Häuser von St Gallen tauchten auf. Wohnsilos wie in allen Vororten größerer Städte – austauschbar, zweckmäßig, funktionell und ohne jeden Charakter. Es klang abwesend, als er sagte: »Da wird sich Leo Korsch sicher freuen, wenn sich da eine Spur ergibt.«
    »Nicht nur Leo Korsch wird sich freuen. Hör mal zu. Ich hab da ein wenig recherchiert. Der alte Hickmeiser ist natürlich schon einige Jahre unter der Erde. Er hatte eine Tochter, und die hat den Job ihres Vaters beziehungsweise die Kundenliste übernommen. Es gibt ja viele Privatleute, die hier in Lindau Wohnungen besitzen und keine Zeit und noch weniger Nerven haben, sich um die lästigen Details zu kümmern. Einige Wohnungsbaugesellschaften gehören auch zu den Auftraggebern – kurzum, sie hat aus diesem Hausmeisterjob eine richtige Firma gemacht. Eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung – Häuserverwaltungen aller Art.« Robert Funk ließ eine Pause eintreten.
    »Mhm. Und jetzt kommt etwas, worüber ich mich freuen soll?«
    »In dem Haus, in dem der Hickmeiser wohnte, da befand sich auch die Wohnung der Tante von Leo Korsch.«
    »Irgendwie muss das Gemälde also von der Tantenwohnung in die Hausmeisterwohnung gekommen sein.«
    »Richtig, mein Lieber.«
    Schielin schwieg.
    »So richtige Freude kommt bei dir nicht auf, so wie ich das durchs Telefon spüre.«
    »Nein, das interpretierst du falsch. Finde ich spannend. Ich bin nur gerade mit meinen Gedanken bei Günther Bamm, verstehst du.«
    »Zu dem komme ich jetzt auch noch – war ja noch nicht fertig.«
    »Ah. Es kommt noch was?«
    »Diese Tochter vom Hickmeiser, die Monika Hickmeiser …«
    »Jaaa …«, sagte Schielin erwartungsvoll.
    »Ja diese Monika Rubacher, geborene Hickmeiser …«
    »Nein!«
    »Aber wenn ich es dir sage. Pack schlägt sich, Pack verträgt

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