Heidenmauer
sich.«
»Das ist wirklich eine heiße Verbindung – die hat den Narbigen geheiratet, ich glaube es ja nicht, ist die Frau von Doktor Heinrich Rubacher. Wow!«
»Und – wie ist es mit der Freude?«
»Doch, doch … ist nun schon mehr.«
»Ich bin aber immer noch nicht fertig.«
»Du hast noch etwas?«
»Ja. Der Sohn.«
»Der Sohn von Monika und Doktor Heinrich?«
»Genau der. Er arbeitet als Croupier in der Spielbank.«
Schielin pfiff leise ins Telefon.
»Er ist der Alibizeuge seines Vaters oder umgekehrt, ganz egal. Ich habe das mit der Spielbank schon überprüft. Er hatte an dem Sonntagabend, als Bamm ermordet wurde, zwar frei, aber die Spielbank ist nun mal nur etwa einhundert Meter vom Tatort entfernt, er hat Zugang zu allen Räumlichkeiten der Spielbank, und er kennt sich dort natürlich aus. Das Söhnchen und Väterchen Heinrich werden wir uns hinsichtlich des Alibis noch mal gründlich vornehmen, und vielleicht verplappert sich ja einer in der Spielbank. Und – bist du zufrieden?«
Schielin war sehr zufrieden.
*
Er brauchte eine Weile, bis er vom Bahnhof bei der Kantonspolizei St. Gallen ankam. Während der Zugfahrt hatte er einige Telefonate geführt, um herauszufinden, welche Kollegen für ihn Ansprechpartner sein könnten. Im Gebäude angekommen, musste er noch einige Zeit warten, bis er von einer Kollegin abgeholt wurde. Er war im Kommissariat, in welchem schwere Vermögensdelikte bearbeitet wurden, also Raub, Erpressung und Geiselnahmen.
Als die Kollegen für ihn Zeit hatten, erläuterte er in kurzen Sätzen, an welchem Fall er gerade arbeitete, und war überrascht, wie gut die beiden über die Vorgänge in Lindau informiert waren. Er beschrieb Günther Bamm und dessen auffällig häufige Fahrten nach St. Gallen und St. Margrethen. Schließlich erwähnte er den Polizeieinsatz, von dem der Bahnhofsvorstand gesprochen hatte. Schließlich fragte er: »Ist der Name Günther Bamm bei euch in irgendeinem Zusammenhang aufgetaucht?«
Die beiden verneinten zugleich. Die Kollegin sagte ein klares »Nein«, ihr Partner schüttelte energisch den Kopf.
»Mhm. Ich bin trotzdem der Meinung, dass da unter Umständen ein Zusammenhang bestehen könnte. Worum ging es denn bei diesem Einsatz, oder besteht darüber Informationssperre.«
Sie winkte ab. »Nein. Da besteht keine Informationssperre, wenngleich es eine etwas delikate Angelegenheit ist – in allen Bereichen.«
»Delikat, in allen Bereichen. Was kann man denn darunter verstehen?«
»Es sind einflussreiche Leute betroffen, daher gibt es ein gewisses politisches Interesse an dem Fall, und wir waren bemüht, sehr zurückhaltend darüber zu informieren.«
»Nun?«, hakte Schielin nach. Sie lachte.
»Es ging um eine Erpressung.«
»Eine Erpressung«, wiederholte Schielin, um die etwas zähe Konversation aufrechtzuerhalten.
»Ja. Eine Erpressung. Eine deutsche Frau ist erpresst worden. Es war allerdings keine sonderlich große kriminalistische Herausforderung für uns, denn die Erpresste ist sofort zu uns gekommen und hat Anzeige erstattet, gleich zu Beginn, eine sehr mutige, beeindruckende Frau.«
»Klingt gut.«
»Wie gesagt, wir waren zum entsprechenden Zeitpunkt vor Ort und haben den Täter festgenommen. Ein seltenes Ereignis. Es ging alles völlig lautlos und glatt über die Bühne.«
»Was war denn das, was ihr den entsprechenden Zeitpunkt nennt?«
»Die Geldübergabe.«
Über Schielins Gesicht breitete sich ein strahlendes Lächeln aus. »Hab ich’s doch gewusst.«
Er erklärte seinen beiden verdutzten Gesprächspartnern den Zusammenhang und war nun fest davon überzeugt, dass Günther Bamm von der Erpressung gewusst hatte und bei der Geldübergabe anwesend, wenngleich in keiner Weise als Beteiligter in Erscheinung getreten war.
»Wie heißt denn der Erpresser, den ihr da festgenommen habt?«
»Ernest Badagli-Smerof«, sagte die Kollegin und betonte den exotischen Namen mit Nachdruck.
»Mhm, klingt eigentlich nach viel Geld«, meinte Schielin und überlegte, ob ihm der Name schon einmal untergekommen war. Doch so sehr er auch nachdachte, mit einem Badagli-Smerof hatte er noch nie zu schaffen gehabt. »Mich würde schon interessieren, wer da erpresst worden ist. Ist das möglich, oder …?«
»Nein, nein, kein Problem«, meinte die Kollegin schulterzuckend und nannte den Namen.
Conrad Schielin blieb für einen Augenblick der Mund offen stehen.
Damit hatte er nicht gerechnet.
*
Hedwig Kohler nahm das Papier, das Jasmin
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