Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
sie nur so gesehen werden will? Der Vorfall streift die Medien und ist vom großen Publikum schnell vergessen – doch ist es klug, bei der bayerischen Schickeria, die im Stanglwirt verkehrt, Irritationen hervorzurufen?
Kurz darauf wird Günther Klum wegen eines Schlaganfalls ins Bergisch-Gladbacher Krankenhaus gebracht. Er hat Sprachstörungen entwickelt und kann den rechten Arm kaum bewegen. Seine Schwester Anneli Wilden springt in der Zwischenzeit ein, setzt sich in das Büro der Heidi Klum GmbH im Wohnhaus der Klums, sortiert die zahlreichen Einladungen, koordiniert Termine. Es gibt in der Folge mehrere Bulletins, in denen Klums Schlaganfall verharmlost wird. Seine Auftritte in der Öffentlichkeit werden in der Folge aber äußerst spärlich, und seine Schwester übernimmt einen Großteil der Aufgaben der Heidi Klum GmbH und betreibt nebenher auch die Webseite anneli-wilden.de. Vor allem aber kümmert sich die Firma um die Markenverträge, die Heidi mit einzelnen Firmen abgeschlossen hat. Worin besteht jetzt ihre Arbeit? Ein Teil davon ist die Vermarktung von Markenrechten, die von 1998 an zum Großteil über die Hamburger Firma Heidi Gross vermittelt wurden. „Heidi Klum“, „Me by Heidi Klum“ und „Dreams by Heidi Klum“ beispielsweise sind Parfüms, die Heidi gemeinsam mit ihrem Vater entworfen hat und die seit 2002 dem Ahlener Kosmetikkonzern LR International steigende Umsätze bereiten. Ähnlich steht es mit Heidis Birkenstock-Modellen, die im Februar 2003 installiert wurden, und deren Umsätze ebenfalls als „stark wachsend“ angegeben werden. Dass Birkenstock längst nicht mehr ausschließlich auf Heidi setzt, kann man der Webseite der Firma entnehmen, die derzeit beispielsweise mit den Entwürfen des Bon Jovi Schlagzeugers Tico Torres renommiert. Dass sie das aber kann, liegt doch daran, dass Heidis Erfolgsmodelle über mehrere Jahre die vorher glanzlosen Marke in ein höheres Preisniveau gehievt haben. Ähnlich steht es mit anderen Designs, die aus Heidis Feder stammen: Die Schmuck-Kollektionen mit dem New Yorker Juwelier Mouawad und der Firma Douglas, die Schuhkollektion mit Papillio, die Kleiderkollektion für Jordache, die Pflegeserie „In an Instant“ und die Fruchtgummis mit dem Emmericher Süßwaren-Hersteller Katjes, der seit der Verpflichtung von Heidi zu einer Großmarke herangewachsen ist. Das Ziel war von Anfang an: Heidi Klum soll ein Markenname werden wie Joop oder Jil Sander. Auf dem Weg dahin hat sich ihr Vater Günther seit 1996 um nichts anderes gekümmert als darum, Heidis Namen zu fördern. Dabei hat er sich auch überanstrengt, hat viel Hohn und Spott erfahren müssen. Er bezahlt seine Anstrengungen im Jahr 2009 mit einem Schlaganfall.
In den deutschen Medien wird zu der Gelegenheit das Bild einer verzweifelten Heidi gezeichnet, die extra aus Los Angeles einfliegt, um ihrem Vater in der schwersten Stunde seines Lebens beizustehen. Suggeriert wird: Der kranke Vater soll einer Kopflosen Schutz gewähren. Man glaubt ihr anzumerken, dass der Fels in der Brandung, der ihr Vater ein Leben lang für sie gewesen ist, wankt und weg zu brechen droht. Daran stimmt eigentlich nur, dass Heidi einen Blitzbesuch bei ihrem Vater einlegt und dann wieder abreist. Das Bild der heimischen Medien über die Beziehung zwischen Heidi und ihrem Vater aber ist das Resultat einer seit Jahren kolportierten Arbeitsteilung, die so längst nicht mehr stimmt. Diese besteht darin, dass Heidi die Rolle der frei schöpfenden, von irdischen Zwängen unbelasteten Künstlerin zuzuschreiben, während ihrem Vater die Rolle eines hart verhandelnden „Kettenhundes“ übrig bleibt.
Wer die Sache aber genauer betrachtet, merkt sehr schnell, dass sich der Umgang, den Heidi und ihr Vater mit Geschäftspartnern pflegen, nicht gar so sehr unterscheidet. Zumindest gilt das wie im Fall Otto Bauer auch ehemaligen Geschäftspartnern gegenüber. Hier kann auch Heidi austeilen. Schon eine Wortmeldung von ihr aus dem Jahr 2008, als sie mit den „Topmodels“ Lena Gercke und Barbara Meier bei Beckmann sitzt, zeigt, dass das Bild der zu beschützenden Heidi, die mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun hat, so nicht stimmen kann. Wahrscheinlicher ist, dass Günther Klum und Heidi schon über Jahre das Vorgehen der Firma gegenüber anderen besprechen und dass Heidi auch hinter der Attacke gegen den Partymacher Fischer gestanden hat. Denn dass man Härte zeigen muss, wo das in bestimmten Situationen notwendig erscheint,
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