Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
Wochen nach der Tanzveranstaltung in Aue an. Nicht, um etwas in der Sache zu klären, sondern nur, um zu erfragen, welche Adresse er denn für seinen Brief verwenden solle. Dieser nämlich ist ein Bombe. Bildrechte von 100.000 Euro für die Verwendung eines alten Bildes? Wo in der Welt kommen solche Beträge in vergleichbaren Fällen zum Einsatz? Aber offensichtlich ist das Ganze ja nicht so gemeint, wie wir später sehen werden, sondern eine Einschüchterungstaktik. Es geht um die Inszenierung von Macht. Die Heidi Klum GmbH ist im Recht und in diesem Recht darf sie den Rechtsverletzer ordentlich einschüchtern. Als Nächstes kommt in dem Gespräch dann doch noch der Konflikt auf den Tisch. Der völlig verdatterte Fischer sagt Günther Klum dann in seiner Antwort wahrheitsgemäß, dass er nicht wusste, dass die Blondine auf dem Bild Heidi war. Für ihn war es irgendeine namenlose Blondine. Klum lässt sich davon nicht beeindrucken und schickt Fischer daraufhin die Rechnung zu. Als dieser sie nicht bezahlt, folgt ein Anwaltsschreiben von Klum-Anwalt Ralf Höcker aus Köln, der vorschlägt, man möge sich gütlich einigen. Fischer solle dem Kinderdorf Bethanien in Bergisch-Gladbach eine Spende zukommen lassen und versprechen, Heidis Bild nicht weiter zu verwenden. Diese Maßnahme ist maßvoll und entspricht dem, was man in deutschen Rechtswesen als üblich bezeichnet. Es ist eine Abmahnung. Problematisch aber ist, dass der Brief nicht sagt, wie hoch die Spende ausfallen soll. Fischer bezeichnet sich als mittellos und bietet 100 Euro an, also etwa den Preis, den Günther Klum für eine wertlos gewordene Internet-Domain einer gescheiterten Teilnehmerin von Germany's Next Topmodel verlangt. Was dort wichtig genug ist, um eingetrieben zu werden, ist hier zu verächtlich, um überhaupt berücksichtigt zu werden. Die Klums lehnen den Betrag ab, und beschließen, den Fall stattdessen vor das Landgericht Chemnitz zu bringen, um einen höheren Betrag einzufordern. Dass es hier nicht um persönliche Bereicherung geht, steht fest, da das Geld ja für das Kinderdorf markiert ist. Aber dass die Rechte an einem Bild, mit dem kein Profit erzielt wurde, so viel wert sein sollen, kann das Landgericht Chemnitz nicht überzeugen. Sie wehrt den Anspruch der Bergisch-Gladbacher Millionärin ab, verdonnert Fischer aber dazu, die Gerichtskosten zu tragen. Diese betragen 2 300 Euro und sind unglücklicherweise für Fischer genauso unerschwinglich wie 142 800 Euro. In dieser Situation findet sich das Model Jenny Elvers-Elbertzhagen, das sich seit Jahren in Heidis Dunstkreis tummelt, als eine Unterstützerin, legt das Geld für Fischer aus und zugleich den Finger in die Wunde: „Ich verstehe auch nicht, dass Heidi Klum über so eine Lappalie nicht erhaben sein kann“, lautet ihr Statement für die Presse. Und sie hat Recht. Was immer Heidi und ihr Vater mit der Affäre bezweckt haben sollten: Als PR-Maßnahme für die Marke Heidi Klum in Deutschland ist sie katastrophal. Die Menschen, die an Heidi ihren Fleiß, ihre Offenheit und ihr herzliches Wesen liebten, erleben sie nun als kleinlich, raffgierig und unversöhnlich. Dadurch, dass der Angeklagte auch aus dem Osten der Republik kommt und Heidi eine erfolgreiche Geschäftsfrau aus dem Westen ist, führt zur Aktivierung unseliger Ossi-Wessi-Konflikte und werden Heidi einige Zuseher von Germany's Next Topmodel abspenstig machen.
Die Maßlosigkeit, die die Heidi Klum GmbH bei der Angelegenheit gezeigt hat, ruft einen großen Medienwirbel hervor. Dass Günther Klum dann außerdem bekundet, dass ihm die Sache „langsam zum Hals heraus“ hänge und er seine Vorgangsweise als „ganz normal“ bezeichnet, gießt noch dazu Öl ins Feuer. Zwar hat er prinzipiell Recht. Doch muss man deshalb – unter Berücksichtigung des erheblichen sozialen Unterschiedes der Beteiligten - mit Kanonen auf Spatzen schießen?
Der zweite Vorfall findet wenige Tage vor dem Schlaganfall statt. Am 28. März moniert Günther Klum öffentlich gegenüber dem Besitzer des Tiroler Stanglwirts in Going, dass Fotos einer ungeschminkten Heidi beim Melken an die Öffentlichkeit weiter gegeben wurden. Toni Silberberger, der am Geschehen beteiligte Fotograf, spricht von einem Missverständnis zwischen der Heidi Klum GmbH und dem Stanglwirt. Auch hier ist der Imageschaden größer als der Nutzen. Wer sieht schon Heidis Bilder beim Melken? Und liegt es nicht in ihrer Verantwortung, sich geschminkt fotografieren zu lassen, wenn
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