Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
mitunter etwas herablassend wirkt. Symptomatisch ist hier eine öffentliche Präsentation der Marketingkampagne für „Drei-Wetter-Taft“. Als ihr Marketingdirektorin Katharina Wolf von Schwarzkopf/Henkel mit den Worten: „Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass Heidi Klum die Attribute der modernen Frau verkörpert, und da wir mit Drei Wetter Taft auch den Anspruch haben, die Attribute der modernen Frau zu verkörpern, passen die beiden einfach idealerweise zusammen“ ordentlich Honig ums Maul geschmiert hat, antwortet Heidi entwaffnend offen: „Ich fühle mich geschmeichelt, ich bin natürlich auch superstolz, dass sie mich endlich angerufen haben.“ Das Wort „endlich“ lässt hier tief blicken. Heidis Perspektive ist die: Es wurde nämlich langsam Zeit, dass man auch bei der Firma Schwarzkopf/Henkel begreift, was man an einer Werbefigur wie Heidi hat. Dieses Wort „endlich“ erinnert ein bisschen an das Wesen ihres Vaters. Demnächst – diesen Eindruck vermittelt der Spot - parkt Heidi auch in Bergisch-Gladbach in der Fußgängerzone.
Der Hauptgrund, dass Heidi Kontakte mit Firmen auch beenden kann, ist nicht der, dass sie schlecht behandelt wurde, sondern dass sie selbst kein weiteres Entwicklungspotential bei der Firma sieht. Man erkennt das daran, wie sie über die Firma Katjes hinausgewachsen ist. Sie ist längst zu den großen Firmen in Deutschland vorgestoßen. Dazu gehört auch die Firma Schwarzkopf/Henkel, die sich im Jahr 2007 ihrer Dienste als „Taft-Botschafterin“ versichert hat. In der Werbewelt die Nachfolge der berühmten Frau anzutreten, die mal hier mal da zu verschiedenen Wetterbedingungen aus dem Flieger steigt, passt besser zu einem Superstar als ein mittelständischer Betrieb, dessen Kaugummis man sich zwischen die Zehen klemmt. Und wenn Heidi einmal für einen Konzern in den Harnisch steigt, zeigt sie hohe Loyalität. Das gilt auch für Amerika, wo sie - wie im Dezember 2008 geschehen – sobald im InStyle Magazin eine Leserin anfragt, welches Shampoo Heidi benutzt, sofort wie aus der Pistole geschossen antwortet: „Ich liebe Schwarzkopf Gliss Kur Shampoo für blondes Haar, und ich mag auch den Conditioner dazu. Er ist großartig für gefärbtes Haar.“
Das Bedeutsame an Heidis Ausfall gegen Heidi Gross bei Beckmann ist aber auch, dass wir hier genau die Frau erleben, die Katharina Wolf im Taft-Fernsehspot ebenfalls anspricht: „Eine Frau ist heute Fulltime-Managerin ihres Lebens geworden, das heißt, sie versucht Freizeit, sie versucht ihre Freunde, sie versucht ihren Beruf, ihre persönlichen Wünsche natürlich unter einen Hut zu bringen.“ Wenn da was schief läuft, kann diese Frau auch einmal zurückholzen wie 2003 bei der Geschichte mit dem Otto Bauer Verlag. Hier ist sich Heidi nicht zu schade, auf ihrer Webseite nach selbst verschuldeter Auflösung des Vertrags „Otto“ – in Umkehrung des bekannten Werbespruchs - nicht mehr gut zu finden.
Wir sehen schon: Das Klischeebild eines von irdischen Angelegenheiten frei gehaltene, dem Schönen und Guten lebenden Zauberwesens, das die Medien gern über Heidi verbreiten, ist schlichtweg unwahr – und unrealistisch. Heidi ist eben auch eine knallharte Geschäftsfrau, und steht deshalb als Mittdreißigerin keineswegs mehr im Schatten ihres übermächtigen Vaters. Sie ist durchaus fähig, aus künstlerischen Sphären herab zu steigen und handfest zu werden, wenn die finanziellen Interessen der Heidi Klum GmbH es erfordern. In Amerika gibt es mehrere Porträts von Heidi als Geschäftsfrau, die ihre Rolle als Managerin der Heidi Klum GmbH hervor kehren– zumindest was den US-amerikanischen Teil betrifft. Ihre Darstellung im Forbes Magazin aus dem Jahr 2008 ist ein gutes Beispiel. Der Artikel handelt von ihrer Rolle als Agentin für die jungen Models, die sie sich mit Germany's Next Topmodel heranzieht. Er beginnt mit einer Szene, in der Heidi spürbar als Macherin auftritt. Sie ist gerade am Telefon mit Desiree und sagt, sie sei nicht glücklich. Dabei betrachtet sie ihre stark retuschierten Porträtfotos für die neue Jordache Kollektion auf dem Laptop: „Sie haben die Kerbe aus meinem Kinn rausgemacht, und die dunklen Ringe unter den Augen auch. Die Lippen schauen aus wie aufgespritzt, wie mit Silikon.“ Das geht gar nicht, stellt sie ihrer PR-Agentin gegenüber klar. „Ich mag es rau und ehrlich.“ Als sie aufhängt, ist für den Reporter klar: Wie ihr Image zu sein hat, das legt Heidi selbst fest. Sie lässt
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