Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
Firma von einer Person mit Telefonanschluss geführt werden kann, warum nicht weitere Personalkosten sparen? Wenn die meisten Menschen über das Internet auf die Firmenwebseite zugreifen, warum nicht gleich auf einen wirklichen Firmensitz verzichten? Zwar könnte ein gut ausgestattetes Büro mit Laden auch das Prestige einer Marke heben, doch hier verlässt sich Heidi lieber voll auf die Ausstrahlung ihres Gesichtes. Wenn die Marke ein Gesicht bekommen soll, dann nicht das eines Ladens oder eines Schriftzugs, sondern dann soll es ein richtiges Gesicht sein: Nämlich ihres. Doch welches der vielen Gesichter von Heidi soll die Heidi Klum GmbH beschreiben? So wechselhaft, fast chamäleonartig ihr Gesicht vor der Kamera wirkt, so sehr changiert nämlich auch das Gesicht der Heidi Klum GmbH. Ist es eine Firma, die eine Marke etablieren möchte? Ist es eine Agentur, die Heidi Klum und andere Models vertritt? Ist es eine Ich-AG, die ein öffentliches Tagebuch führt? Ein Laden, der Produkte verkauft? Existiert die Firma denn überhaupt in der Wirklichkeit, und wenn ja, welche Geschäfte kann man dort tätigen, und mit wem und wie lang? Diese Fragen sind letztlich ungeklärt. Und deshalb kann man nicht sagen, wohin die Heidi Klum GmbH gehen wird. Es mag sein, dass sie sich darauf beschränken wird, Heidis Belange zu vertreten. Oder Heidi wird auch organisatorisch zum Zentrum der Firma werden. Erste Hinweise darauf liefert die Nahebeziehung zur Gewinnerin der 4. Staffel von Germany's Next Topmodel, Sara Nuru, mit der Heidi regelmäßig telefoniert und dabei die Rolle übernimmt, die Heidi ihr eigener Vater zukommen ließ. Wichtiger als alles andere ist für Models am Beginn ihrer Karriere ja der Rat und Beistand einer älteren, erfahrenen Person, die nicht nur Termine, sondern auch zwischen Models und Agenten oder Photographen vermitteln kann. Wenn Heidi sich einmal selbst vom Laufsteg zurückzieht, kann sie auf diesem Weg einmal zu einer echten Modemarke in Deutschland werden, oder auch eine Agentur nach dem Vorbild der Louisa Models gründen . All das kann aber erst Wirklichkeit werden, wenn Heidis Gesicht Struktur erhält, sich verfestigt und klares Profil zeigt. Dann wird sie auch als Firmenchefin die starke Frau sein, die sie im Alltag längst geworden ist.
Project Runway
Anfang Dezember 2004 läuft auf dem amerikanischen Bravo -Kanal eine ungewöhnliche Sendung. Es ist eine Art Casting-Show, doch anders, als man das gewohnt ist. Die Teilnehmer sind Designer, die in der Mehrzahl nach New York gekommen sind, um hier Karriere zu machen. Sie suchen Kontakte in der Modeindustrie, wollen etwas Publicity. Die Show bietet ihnen beides. Ob sie darin zum Sieger gekürt werden, ist von Beginn an nicht so bedeutungsvoll. Die Teilnehmer wollen gesehen werden, sich bekannt machen. Die Sendung ist also im Gegensatz zu anderen Reality-Shows eher Präsentationsfläche für Menschen, die schon etwas aus sich gemacht haben und verstärkt Aufmerksamkeit für sich und ihre Arbeit lenken wollen. Wenn man heute am Internet die Karrieren der Teilnehmer der ersten Staffel von „Project Runway“ verfolgt, kann man nur feststellen: Den meisten ist das ganz gut gelungen. Viele aber waren vorher schon erfolgreich und nutzen die Popularität, die die Sendung nach mehreren Staffeln immer noch hat, um ihren Lebenslauf zu schönen.
Die Seele der Sendung ist Tim Gunn, seines Zeichens Modedirektor der renommierten New Yorker Designerschule Parsons, die Leute wie Donna Karan oder Tom Ford hervorgebracht hat. An der ersten Staffel hat er für lau teilgenommen, aus Idealismus. Der schlanke, grauhaarige Tim Gunn, der prinzipiell nur im Anzug ohne Krawatte auftritt, ist derjenige, der die Kreationen der Kandidaten wertet, ihnen Anregungen gibt, sie lobt, tröstet oder auch vor der Jury warnt. Er besucht die Kandidaten zuhause, ist immer freundlich und kann auch der einzige sein, der einem, der gemobbt wird, die Stange hält und ihn wieder aufbaut. Gunn ist eines der beiden stets wiederkehrenden Gesichter der Show.
Das andere gehört Heidi Klum. Auch sie wirkt ohne Bezahlung bei der ersten Versuchsstaffel von „Projekt Runway“ mit, ist jedoch am Gewinn der Sendung beteiligt. Heidi ist die Berühmtheit, um die sich die Medien scharen, eines der weltweit bekanntesten Models. Heidi ist freundlich, aber distanzierter, nimmt eher eine beobachtende Rolle ein. Ihre Auftritte sind indirekt Demonstrationen guten Modegeschmacks, denn sie ist
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