Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
dass Heidi ihr seit acht Jahren den Titel „The Body“ streitig macht. MacPhersons Argument, dass ihr diese Bezeichnung von einer Zeitschrift zuerkannt wurde, steht auf tönernen Füßen, denn auch Heidi wurde von einer Zeitung „The Body“ genannt. Es war im Jahr 1986, als TIME MacPherson für etwas lobte, wofür unter anderem auch Cindy Crawford, Claudia Schiffer, Tyra Banks und letztlich auch Heidi Klum stehen: Dass sie ein Model mit Kurven sei. Sicherlich ist TIME renommierter als die New York Post , und der Artikel über MacPherson ein Porträt, während Heidis Ritterschlag nur eine Notiz auf einer Klatschspalte blieb. Aber der Streit ist albern, denn MacPherson hat kein Markenrecht auf den Begriff „The Body“ angemeldet, mit dem nun Heidi einen neuen Büstenhalter von Victoria's Secret bewirbt. So bleibt von der ganzen Auseinandersetzung eigentlich nur der Eindruck übrig, er sei auf die Tatsache zurückzuführen, dass die kleine und anfänglich von allem belächelte Heidi nun in der Modewelt im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht und auch sichtlich zu Reichtum gekommen ist. Und diesen will nun das längst im geschäftlichen Abstieg befindliche australisch-schweizerische ehemalige Topmodel gerne mit ihr teilen und droht ihr eine Gerichtsklage an. Glücklicherweise reist das alternde australische Model kurz darauf – ein Ausflug, der in diesen Jahren für Menschen im Showbusiness de rigeur geworden zu sein scheint - zum Dalai Lama, der ihr das Vorhaben der Klage dann aber in einer persönlichen Audienz ausredet. Der Presse sagt sie danach abschwächend: „Einige Leute haben mir geraten, diesen Pfad zu verlassen. Der Dalai Lama war einer davon. Der Name The Body ist keine große Sache für mich. Heidi kann ihn haben.“
Aber auch Firmen, die von Heidis kommerziellem Erfolg gehört haben, versuchen ihr diesen streitig zu machen. Dazu zählt im Jahr 2007 die Schmuckfirma Van Cleef & Arpels , die behaupten, Ähnlichkeiten zwischen ihrem Design eines vierblättrigen Kleeblatts und Heidis Arbeit für Mouawad entdeckt zu haben. Van Cleef & Arpels fordern 25.000 Dollar Schadensersatz. Tatsächlich ähneln Heidis Entwürfe stark denen der Firma, doch sie behauptet dann, dazu die Anregung von einer Rosette in einer Kathedrale von Milan erhalten zu haben. „Ich liebe es eben, auf Flohmärkten und in Kramläden nach altem Schmuck zu suchen. „Man kann dabei jede Menge Geld sparen. Trends kommen und gehen, aber manche Stücke bleiben.“ Kann man Rechte an einem Design anmelden, das schon fünfhundert Jahre auf dem Markt ist? Eine klare Antwort dazu kann es im amerikanischen Rechtswesen, das keine internationalen Standards anerkennt, nicht geben. Es ist dann ein hoffnungsvolles Zeichen, dass der Fall innerhalb eines Jahres außergerichtlich beigelegt wird.
Diese Erfahrungen mögen dazu beitragen, dass Heidi immer entschiedener für ihre Interessen eintritt. Beruflich gibt sie sich längst nicht mehr damit ab, irgendwo die zweite Geige zu spielen. Im Jahr 2007 geben Tim Gunn und Heidi der Internet-Zeitschrift dailytitan aus Anlass der vierten Staffel von Project Runway ein langes Interview, bei dem Heidi gefragt wird, wer vom Produzententeam denn den Kandidaten die Aufgaben stellt. Ihre Antwort zeigt, dass sie sich mittlerweile als eine zentrale Person auch für den kreativen Teil der Sendung sieht: „Wir alle tun das. Ich meine, da gibt es, wissen Sie, Leute von Bravo ... Ich habe einige der Aufgaben erfunden und im Prinzip diskutieren wir das. Und dann, die besten Aufgaben schaffen es dann in die Sendung. Eine davon, auf die ich gekommen bin und die es dann geschafft haben und die jeder toll fand, hieß: Neue Kleider machen aus dem, was du gerade trägst.“
Sie wird angesichts der großen Anzahl von Produzenten gefragt, wer die Show überhaupt erfunden hat, und als sie antwortet, stellt sie klar, von Anfang an federführend für die Sendung gewesen zu sein: „Harvey Weinstein, Desiree Gruber und ich haben lange darüber nachgedacht und legten schließlich das Konzept der Show fest. Es sollte darum geben, die Wirklichkeit einzufangen und Leuten eine Chance zu geben, ihr Talent zu zeigen. Denn wir dachten, dass es schon genug Sendungen geben würde, in denen man Würmer isst oder Verrücktes tut. Aber es gab noch keine Sendung, in der jemand wirkliche Begabung beweisen musste.“ Dass Tim Gunn diese Version der Ereignisse unwidersprochen lässt, zeigt, dass Project Runway immer stärker Heidis Sendung
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