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Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Titel: Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Modewelt bestehen zu können, braucht man selbst mächtige Unterstützer. So markiert der 29. April 1992 weniger den Sieg über 25.000 andere Kandidatinnen, sondern eher den Tag, an dem Heidi klar wird, dass sie allein nicht bestehen kann, und somit die Geburtsstunde der Heidi Klum GmbH .  Denn obwohl er es selbst noch nicht so genau weiß, handelt Günther Klum längst wie ihr Firmenchef, als er sofort nach dem triumphalen Moment überprüft, was man Heidi hier nun mit dem „Wisch“, auf dem 300.000 Mark stehen, wirklich geschenkt hat. Sie erzählt in ihrem Buch, was in dem Moment, als die Scheinwerfer ausgegangen waren, passierte: „Mein Vater schnappte das Dokument und überflog es rasch. Dann faltete er es zusammen und steckte es in seine Tasche. Wir brauchen natürlich ein paar Tage, um das durchzusehen, meinte er. Der Typ von der Agentur schaute verblüfft drein und wollte protestieren. Das müssen wir erst mal einem Anwalt zeigen, sagte mein Vater. Da stehen eine Menge Ausdrücke drin, die ich nicht verstehe, und meine Tochter erst recht nicht.“
    Dieser „Typ von der Agentur“ ist übrigens nicht irgendwer. Er heißt Thomas Zeumer, und ist Begründer und Chef von Metropolitan Models in New York. Die Agentur ist in diesem Jahr relativ neu, aber immerhin vertritt sie schon Claudia Schiffer, die Zeumer von seinem Pariser Boss übernommen hat. Zeumer betreut Schiffer, und das so erfolgreich, dass sie ihm 1991 bei der Bambi-Preisverleihung ausdrücklich für seine Dienste als ihr Manager ihren Dank ausspricht. Es ist Zeumer, der Heidi nach Amerika holen und ihre ersten Jahre als Model begleiten wird.
    In den Wochen, die dem Wettbewerb „Model '92“ folgen, lernt Heidi, Schein von Sein zu trennen. Sie hat sich mit ihrem Sieg schon im Himmel gewähnt. Ihr Erfolg vor den Kameras war aber nur kurzlebig. Zwar hat ihr die Fernsehsendung  bundesweite Aufmerksamkeit gebracht. Ihr Bild war in allen Zeitungen zu sehen. Nun aber scheint ihre Karriere erst mal schon abrupt zu Ende zu sein, bevor sie überhaupt begonnen hat. Denn der Vertrag löst sein Versprechen nicht wirklich ein. Die 300.000 Dollar können erst dann Wirklichkeit werden, wenn Heidi auch für 300.000 Dollar gemodelt hat. Das kann sie aber nur, wenn sie die Castings für die einzelnen Aufträge besteht. Dafür aber muss sie jedes Mal neu gegen hunderte junger Frauen antreten, die ebenso ins Modelgeschäft wollen. Ob sie aber überhaupt einen Modelauftrag bekommt, kümmert die Agentur wenig. Günther Klum beauftragt seine Anwälte, sich gegen diese Bedingungen zu wehren, und erreicht es letztendlich nach gehörigem Druck, dass Heidi das Geld von Seiten der Agentur garantiert wird – egal, ob sie auftritt oder nicht. Es ist das ein großer Sieg, der die Firma Klum auf die Füße stellt und zugleich Heidis Position bei Metropolitan stärkt. Denn einerseits schwimmt sie jetzt in Geld. Und andererseits muss sie hart arbeiten, um das Geld wieder herein zu spielen, und kann sich dabei im Geschäft etablieren. Denkt sie zumindest. Kaum ist der Scheck gekommen, nutzt ihn Heidi dazu, sich eine eigene Wohnung zu kaufen. Sie tut das in der Annahme, dass es ständig Nachschub geben wird. Nun werden aber von Seiten der Agentur überraschenderweise eher noch weniger Anstalten gemacht, Heidi Aufträge zu besorgen. Vielleicht, weil man den Klums ihren Sieg beim Poker um Heidis Vertragsauslegung nachträgt. Sie lassen sich dadurch aber nicht entmutigen. Heidi und ihr Vater fahren mit dem Auto nach Hamburg und München. „Er fuhr und ich hatte die Karte ausgebreitet“, erzählt sie später dem Ehepaar Bowe für ihr Buch „Gig: Americans Talk About Their Jobs“, „gemeinsam versuchten wir, die einzelnen Studios zu finden und haben uns oft dabei verfahren (lacht). Ich hatte so viele Probeaufnahmen. Manchmal zehn am Tag. Aber ich wollte unbedingt arbeiten. Wenn ich nichts zu tun hatte, fühlte sich das falsch an. Ich meine, ich hatte mich in einem Wettbewerb gegen mehr als 30.000 [1] andere Mädchen durchgesetzt. Und die Fernsehzuschauer hatten mich zur Siegerin gewählt. Deshalb hatte ich das Gefühl, als hätte ich eine Wahl für etwas gewonnen.“
    Zwar wird Heidi auch zu Fotografen nach Paris und Mailand geschickt, doch die Ergebnisse beschränken sich darauf, in Strickzeitungen aufzutauchen. Später wird Thomas Zeumer auf twitter bemerken: „Keiner meiner Partner in Mailand oder Paris gaben ihr eine Chance auf Erfolg.“ Immerhin wird Heidi schon damals eine

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