Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
gehabt hätte, heute mit Heidi zusammen wäre. Fotografien begleiten die nachfolgenden Veröffentlichungen dieser Liebesgeschichte in den Klatschblättern, in denen man eine sehr junge Heidi unmissverständlich im Arm des Schilehrers sieht, weshalb Günther Klum den deutschen Medien gegenüber erst auch gar nicht abstreitet, dass Seeber im Jahr 1992 die Jugendliebe seiner Tochter gewesen sei.
Heidi hat ihren damaligen Freund namentlich in ihrem Buch nicht erwähnt, wohl aber erwähnt sie ihn als Beispiel dafür, wie sehr sie ihre Neigung, sich zu verlieben, auf Irrwege bringen würde, die nur von der Karriere und ihrem wahren Leben ablenken würden, darunter auch mit einem „Burschen aus Südtirol“. Jahre später kann kein Zweifel darüber bestehen, dass sie die Erinnerung an Seeber als Zumutung empfindet, und mit der Sache schon lange abgeschlossen hat. Wohl aber beschreibt sie sehnsüchtig die winterliche Stimmung in der Alpenregion: „Ich bezweifle, dass es etwas Märchenhafteres gibt, als bei starkem Schneetreiben in den Bergen irgendwo im Warmen festzusitzen. Du kannst nicht Ski laufen, du kommst nicht mal aus dem Haus, du bist so hoch oben, dass es eigentlich nichts zu tun gibt, außer heiße Schokolade zu trinken und zuzusehen, wie riesige Winter-Wunderland-Flocken herab rieseln.“ Heidis Neigung, in Amerika bei mehreren öffentlichen Gelegenheiten zu jodeln, und die Tatsache, dass sie einmal scherzhalber sagt, sie würde nach dem Sex jodeln, gewinnt große Bedeutung, wenn man erfährt, dass sie mit ihrer ersten großen Liebe, einem Südtiroler Volksmusikanten, gemeinsam gesungen und dabei auch, wie das in der Gegend üblich ist, immer wieder gejodelt, hat. Er hat ihr – im doppelten Wortsinn - das Jodeln beigebracht.
Seeber ist im Winter 1991/1992 ein lustiger junger Kerl, dem die Welt offen zu stehen scheint. Er ist ein Tausendsassa, der aus seiner Begabung für Sport und Musik einen Beruf gemacht hat. Kurz zuvor hat er bei den „Pustertalern“ angeheuert, spielt dort die steierische Harmonika, Keyboard, E-Bass und singt. Die Gruppe ist international erfolgreich und soll Jahre später die Südtiroler Vorausscheidung zum Grand Prix der Volksmusik gewinnen. Außerdem ist Gottfried Skilehrer. Heidi, die schon seit ihren ersten Jahren mit ihren Eltern ins Pustertal in die Winterferien fährt, kann schon von klein auf Ski fahren. Die Notwendigkeit, sich das Skifahren beibringen zu lassen, besteht eigentlich nicht. Trotzdem gefällt ihr die Lockerheit und die Vielseitigkeit Gottfrieds. Er macht sich das Leben im Vergleich zu ihrem Vater leicht. Wo Günther Klum das ganze Jahr lang malochen muss, um dann für zwei Wochen ins Pustertal fahren zu können, lebt Gottfried Seeber dort das ganze Jahr über und scheint sich auch beruflich vor allem zu amüsieren. Er hat jede Menge Freizeit, verdient aber auch als Kellner und als Masseur gutes Geld und ist auch mit seiner Kreativität erfolgreich. Seeber liebt Musik und er hat es geschafft, mit dem Musikmachen Geld zu verdienen. Für Heidi ist der junge Südtiroler in der Hinsicht ein deutliches Vorbild. Denn ebenso wie er will Heidi erst gar nicht versuchen, durch ihr Abitur und einen guten Studienabschluss in einem der großen Konzerne Deutschlands Karriere zu machen, sondern lieber aus eigenen Talenten einen Beruf zusammenzuzimmern, der so bunt und abwechslungsreich ist wie das Leben selbst. Wenn man Heidis spätere Aktivitäten betrachtet, merkt man, wie stark menschlich die Parallelen zwischen ihr und ihrem Südtiroler Freund sind, denn auch Heidi hasst nichts mehr als Routine und Gleichförmigkeit im Beruf. Hat sie aber jede Menge Abwechslung, greift sie auf ein unerschöpfliches Energiepotential zu, denn dadurch wird ihr der Beruf zur Freizeit und zur Erholung.
Im Rückblick hat Heidi für ihre Südtiroler Geschichte eigentlich nur mehr Spott oder Verwunderung übrig. Doch wenn man betrachtet, dass sich der damals 25jährige Seeber bereits etwas erschaffen hat, an dem sie noch viele Jahre arbeiten wird, erkennt man sogleich die Vorbildfunktion und die Attraktivität des Südtirolers für die Bergisch-Gladbacherin im Winter 1991/1992, als sich Heidi in ihn verliebt. Bislang kannte man sich vom Sehen. Doch in diesem Winter ist Heidi volljährig geworden, hat einen Führerschein gemacht, und sie steht in der Schule kurz vor dem Abitur. Wenn man sie fragt, was sie werden will, dann nennt sie den Beruf der Designerin. Aber eigentlich ist das noch nicht das
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